Serie Was Macht Eigentlich? Der Banker mit der Pfeife

Mönchengladbach · Passivgeschäft und passives Abseits: Heinz Willems kennt sich mit beidem aus. Das Erste hat er bei der Stadtsparkasse betreut, das Zweite als Fußballer. Er war Schiedsrichter bis zur Bundesliga und ist heute als 67-Jähriger noch beim DFB in einem Kompetenzteam im Einsatz.

Das ehemalige "Gesicht" der Stadtsparkasse
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Wenn er kam, war das oft Grund zur Freude. Denn Heinz Willems überbrachte Spenden: Geld oder sogar schon mal ein Auto. Spenden seines Arbeitgebers, der Stadtsparkasse Mönchengladbach.

Das Geldinstitut ist der größte Sponsor der Stadt, für Vereine, Schulen und Sozialeinrichtungen aller Art. Und Heinz Willems war 25 Jahre Leiter der Werbeabteilung oder des Bereichs Unternehmenskommunikation, wie das heute genannt wird. Er war ein bisschen so etwas wie ein "Gesicht" der Stadtsparkasse. Die Entscheidungen treffen zwar die Chefs, aber der Werbeleiter "verkauft" sie oft der Öffentlichkeit.

Das war die eine Seite des Mannes, der stets freundlich dreinschaut, aber auch energisch sein kann, wenn es sein muss - in seiner "Freizeit". Denn Heinz Willems hat ein Hobby, das Durchgreifen erfordert: Fußball-Schiedsrichter. Zuerst aktiv mit Pfeife auf dem Platz, anerkannt und erfolgreich bis hinauf in die Zweite Bundesliga.

"Er ist erst mit 28 Jahren Schiedsrichter geworden und hat es trotzdem weit gebracht", sagt Rolf Göttel, Freund und Wegbegleiter aus dem Kreis Mönchengladbach-Viersen bis in den Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Heinz war nicht der Lauteste, kein sogenannter Hardliner, wie man sie heute oft haben möchte. Aber er hat sich mit seiner ruhigen Art auch Respekt verschafft."

1997 hat Heinz Willems sein letztes Spiel gepfiffen, sich danach wieder auch im hiesigen Fußballkreis engagiert. Er hat einen Leistungskader für Schiedsrichter initiiert, wurde Mitglied im Lehrstab des Fußball-Verbandes Niederrhein. Und startete dann 2001 seine zweite Schiedsrichterkarriere: Er war zwölf Jahre Schiedsrichter-Beobachter des DFB in den drei Profiligen. Er kümmert sich als Referent für Regelkunde um die Fortbildung der aktiven Kameraden, war Delegierter des Deutschen Fußball-Bundes bei Spitzen-Schiedsrichter-Lehrgängen quer durch Europa.

Seit 2013 ist er Rentner, seit 2011 "RLO": Referee Liaison Officer, des europäischen Fußballverbandes UEFA. Er betreut internationale Schiedsrichterteams bei Länderspielen in Mönchengladbach, Düsseldorf und Köln, während der Frauen-Weltmeisterschaft 2011, dazu noch in der Champions- und Europa-League immer in Mönchengladbach und manchmal in Leverkusen. Fünf Jahre war er zudem für die Schiedsrichter-Ansetzungen in jeweils drei Gruppen der A- und B-Junioren-Bundesligen zuständig. Heute ist er als 67-Jähriger immer noch beim DFB im Kompetenzteam der Schiedsrichterkommission Amateure im Einsatz.

Eigentlich Arbeit genug. Doch da ist noch eine Aufgabe, die seit 2001 während der Saison seine Zeit bestimmt. Nicht auf den Fußballplätzen, sondern zu Hause in Odenkirchen in seinem Büro: am Fernseh-Bildschirm und Computer: Heinz Willems stellt dem DFB Anschauungsmaterial aus den Fernsehberichten über die drei Profiligen, die Frauen-Bundesliga sowie von Europa- und Weltmeisterschaften oder zuletzt dem Confed-Cup zusammen. Szenen, die unklare oder lehrreiche Spielsituationen zeigen und mit denen bei Schulungen und Tagungen erklärt wird, wie und warum so entschieden werden soll.

Aufnahmen von etwa 1300 Minuten Fernseh-Übertragungen stehen pro Woche zur Verfügung. Daraus werden dann komplizierte Situationen von ehemaligen deutschen Spitzenschiedsrichtern aufgenommen, ausgewählt und an Heinz Willems gesendet "Erst kamen bergeweise Video-Kassetten, dann die DVDs. Heute ist alles gleich online", erzählt Willems. Er wählt aus, benennt und katalogisiert sie. Beim DFB werden die Szenen von der Schiedsrichter-Kommission mit erklärenden Texten versehen und stehen dann im "Schiri-Portal" für Insider als Demonstrations-und Lehrmaterial zur Verfügung.

(RP)
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