Serie Was Macht Eigentlich? Der Doktor und Burggraf von Odenkirchen

Mönchengladbach · Zwei Worte genügen: "Der Doktor". So heißt Rolf Peter Mahnke in Odenkirchen. Und jedermann dort weiß, wer gemeint ist. Vor zwei Jahren wurde der Arzt als "Burggraf" geadelt. Über die Stadt hinaus bekannt wurde er auch mit Blau-Weiß Wickrath in der Tennis-Bundesliga.

 Zweimaliger Grand-Slam-Sieger im Bundesliga-Einsatz für Wickrath: Tom Nijssen.

Zweimaliger Grand-Slam-Sieger im Bundesliga-Einsatz für Wickrath: Tom Nijssen.

Foto: Dieter Wiechmann

"Ich bin kein Rheinländer", behauptet Dr. Rolf Peter Mahnke. Und das nach nun schon 47 Jahren als Mönchengladbacher? Der 74-Jährige, an der Nordsee aufgewachsen, ist doch längst in dieser Stadt verwurzelt, in die ihn 1969 sein Beruf als Arzt verschlagen hat. Allerspätestens, seit er sich 2014 als 45. Burggraf von Odenkirchen vom Brauchtum vereinnahmen ließ, muss er sein Verhältnis zum Rheinland relativieren: "Ich bin stolz, auch Mönchengladbacher geworden zu sein. Aber ich habe auch die Tugenden meiner alten Heimat bewahrt: Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen, Disziplin."

 Proklamation des 45. Burggrafen der Neuzeit:, Rolf Peter Mahnke (rechts), durch Helmut Deden, Präsident der KG Ruet-Wiss Okerke.

Proklamation des 45. Burggrafen der Neuzeit:, Rolf Peter Mahnke (rechts), durch Helmut Deden, Präsident der KG Ruet-Wiss Okerke.

Foto: Isabella Raupold

Und die lassen sich durchaus mit der Mentalität der Rheinländer vereinbaren: Sie sind offen, tolerant, humorvoll, mögen die Gemeinschaft, gehen auf andere zu und nehmen andere Menschen schnell in ihren Kreis auf, wenn die es wollen. Wie Rolf Peter Mahnke, der in Nordenham aufgewachsen ist, wo die Weser in die Nordsee mündet. Sein Vater war Kapitän zur See, fiel im Krieg ein Jahr nach der Geburt seines Sohnes.

 Odenkirchener Tradition: Eichenmessung der KG Ruet-Wiss Okerke im Tierpark mit von l.: Hoppediz Annemarie Jakobitz, Vorsitzender Helmut Deden, Burggraf Rolf Peter Mahnke (ganz leger) und Burggrafensprecher Günter Pilz.

Odenkirchener Tradition: Eichenmessung der KG Ruet-Wiss Okerke im Tierpark mit von l.: Hoppediz Annemarie Jakobitz, Vorsitzender Helmut Deden, Burggraf Rolf Peter Mahnke (ganz leger) und Burggrafensprecher Günter Pilz.

Foto: Raupold

Peter Mahnke oder "der Doktor", wie ihn die Odenkirchener nennen, hat in seiner neuen Heimat schnell Kontakt gefunden, durch seinen Beruf und den Sport: Tennis. Mit dem TC Blau-Weiß Wickrath hat er als Sportwart sogar zweimal an die Tür zur Ersten Bundesliga geklopft. Sich selbst hat er aber lieber etwas im Hintergrund gehalten: "Ich stehe nicht gerne in der Öffentlichkeit."

So hat die Karnevals-Gesellschaft Ruet-Wiss Okerke einige Jahre baggern müssen, bis der Doktor sich breitschlagen ließ, das Ehrenamt als "Burggraf von Odenkirchen" anzunehmen: Der "45. der Neuzeit" war er 2014, zuerst mit noch etwas Skepsis. Der Titel "Burggraf von Odenkirchen" geht bis auf den Zeitraum von 1153 bis 1745 zurück, als mehrere Adelsgeschlechter auf Burg Odenkirchen herrschten. Seit 1969 wird der Titel von der Karnevalsgesellschaft "Ruet-Wiss Okerke" an Personen verliehen, die sich um Odenkirchen verdient gemacht haben. Und dazu gehöre nun mal auch "der Doktor", befanden die Oberen der KG Ruet-Wiss. Und am Ende hat es Peter Mahnke sogar Spaß gemacht, mit dem Burggrafenhut aufzutreten, bei Festen und Umzügen bis hin zum großen Mönchengladbacher Veilchendienstagszug.

Das müsse es nun aber gewesen sein, findet er. Und setzt seine auch im 75. Lebensjahr noch vorhandene Energie weiter für das ein, was ihm neben der Familie am wichtigsten ist: seinen Beruf. Der für ihn schon ein Stück Berufung ist: kranken Menschen zu helfen. "Im Zentrum meines Lebens stehen meine Patienten", sagt er. Auch für sie hat er schon Ende der 80er Jahre "als einer der Ersten in Nordrhein-Westfalen" eine Gemeinschaftspraxis aufgebaut: "Sie bringt eine schnelle und optimale Versorgung, und so gab es auch schnell eine große Akzeptanz durch die Patienten." Die kamen längst nicht nur aus Mönchengladbach, sondern auch aus Düsseldorf oder Aachen. Bis zu 15 Ärzte hatte die Gemeinschaftspraxis in der Pastorsgasse im Odenkirchener Zentrum. Heute sind es sieben, und "der Doktor", seit einem Jahrzehnt im Rentenalter, ist immer noch dabei: "Nicht zwölf Stunden am Tag wie früher, aber deutlich mehr als einen halben Arbeitstag." Ein besonderer Schwerpunkt ist die Palliativmedizin: todkranken Menschen ein Sterben in Würde mit möglichst wenig Schmerzen zu ermöglichen.

Und es gibt auch noch den Dachverband der Laborgemeinschaften, den Mahnke damals gegründet hat und der "einer der größten Deutschlands" geworden ist.

Wie lange will er noch weitermachen? "So lange es meine Gesundheit zulässt und ich Spaß daran habe." Für seine Fitness tut er einiges: Er joggt regelmäßig, trainiert täglich zu Hause nach dem Grundsatz, den er als Arzt verinnerlicht hat: "Mens sana in copore sano" - ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper. Golf hatte mal Tennis abgelöst, aber nicht so ernsthaft. Eine Zeit lang hat er mit Freunden aus dem Tennisclub Wickrath ab und zu gesegelt, wie er es einst in seiner ersten Heimat an der Nordsee gelernt, aber nicht ohne Einschränkung geliebt hat: "Wir hatten zuhause immer zwei Segelboote im Hafen. Seit ich vier war, musste ich jedes Wochenende mit raus auf die See. Da hatte ich eines Tages die Schnauze voll."

(RP)
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