Mönchengladbach Der "Frühjahrsputz" ist kein Hexenwerk

Mönchengladbach · Mit Zangen und blauen Müllsäcken ausgerüstet, sammelten Mönchengladbacher Bürgerinnen und Bürger am Samstag fremden Müll ein. Neben einigen interessanten Funden kam dabei vor allem eins zusammen: buchstäblich tonnenweise Müll.

Frühjahrsputz 2017 in Mönchengladbach
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Frühjahrsputz 2017 in Mönchengladbach

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Foto: Isabella Raupold

Die Aktion "Frühjahrsputz" fand zum 21. Mal im Namen der Gesellschaft für Wertstofferfassung, Wertstoffverwertung und Entsorgung Mönchengladbach (GEM), der Stadtsparkassen und der Rheinischen Post statt. Die GEM stellt hierfür Zangen, Säcke und Handschuhe den Freiwilligen zur Verfügung.

Schon um 9.30 Uhr startete der Anglerverein am Geroweiher und suchte in und um das Gewässer nach Abfall. Vereinsmitglied Marcel Palme rudert mit den Neuzugängen des Vereins Niclas Venc und Felix Dreimüller auf den Weiher. "Ich hoffe, dass die Aktion die Leute dazu bringt, ihre Sachen nicht einfach unbedacht wegzuwerfen", sagt Felix Dreimüller.

Keine fünf Minuten später hilft Ben Segieth (10) vom Ufer aus, den ersten von insgesamt fünf gefundenen Regenschirmen aus dem Wasser zu fischen. "Am spektakulärsten war der Fund im letzten Jahr. Es war eine Tasche mit den Resten eines Raubüberfalls. Im Süden von Deutschland hatten Männer eine Frau ausgeraubt. In Mönchengladbachs Gewässern hatten die Täter dann die Tasche mit restlichen Uhren, und anderem Schmuck weggeworfen. Mit dem Fund könnte die Polizei einen der Täter schnappen", sagt Christian Sweet, erster Vorsitzender des Anglervereins.

Oft finden die Teilnehmer des Vereins beim "Frühjahrsputz" Einweggrills — vor allem in den Gewässern des Rheydter Stadtwaldes. "Was schnell verschwinden muss, wird in die Gewässer geworfen. Und da verschwindet der Müll fürs Erste sichtbar", sagt Christian Sweet. Darunter leiden müssen allerdings besonders die Fische. "Wir finden regelmäßig tote Tiere", sagt er.

Gut acht Kilometer weiter sammeln 20 Pfadfinderinnen und Pfadfinder des Pfadfinderstamms "Fabula" Unrat auf dem Spiel- und Sportplatz an der Lorenz- Görtz- Straße in Giesenkirchen. "Wenn es solche Aktionen nicht geben würde, wäre hier alles vollgemüllt", sagt Erik Sieberdt (12).

Der Zwölfjährige ist zusammen mit Noah Pankok (11) schon das dritte Mal bei der Aktion "Frühjahrsputz" dabei. "Uns haben schon mal ältere Leute gefragt, was wir machen. Wenn wir von dem ,Frühjahrsputz' erzählten, waren die Leute froh", sagt Noah Pankok.

Doch nicht nur Vereine machten am Samstag bei der Müllbefreiung Mönchengladbachs mit. Unter den insgesamt 89 angekündigten Gruppen mit rund 1600 Teilnehmern waren auch etwa 40 Bürgerinnen und Bürger des Mönchengladbacher Ortsteil Herrath. "Am schlimmsten ist hier der Bahnhof. Da findet man so gut, wie alles an Müll", sagt Marcus Schmelzer, zweiter Vorsitzender des Heimatvereins.

"Dieses Jahr fanden wir viele Sektflaschen und Raketenreste in den Felder. Das ist besonders ärgerlich, denn das müssen Herrather gewesen sein, die Silvester auf den Feldern feierten", sagt Silvia Vieten. Gemeinsam mit Marcus Schmelzer fuhr sie auf einem kleinen Traktor durch den Ort, um noch mehr Müll im Dorf einzusammeln. "Es ist kein Hexenwerk, ein bis zwei Stunden unseren Ort sauber zu machen", sagt sie.

Denn oftmals schmeißen Autofahrer ihren Müll aus dem Fenster, bevor sie das Ortseingangsschild passieren. Für Silvia Vieten ist der "Frühjahrsputz" nicht nur eine wichtige Aufgabe für den Umweltschutz: "Nach der Aktion treffen sich alle Herrather im Dorf und grillen zusammen", sagt Silvia Vieten. Bei durchschnittlich 15 Grad Celsius und Sonnenschein bot sich der Samstag dazu hervorragend an. "Es ist eine tolle Motivation beim Sammeln zu helfen, und es verstärkt auch unseren Gemeinschaftsgedanken", sagt Silvia Vieten.

Über derartig engagierte Helfer freut sich nicht nur die Umwelt, sondern auch Eugen Viehof, Gründer und Vorsitzender des Vereins "Clean-up MG". Der Verein setzt sich für ein sauberes Mönchengladbach ein, und nutze die Gelegenheit der "Frühjahrsputz"-Aktion, um Danke zu sagen. Der Verein selber machte nicht beim Frühjahrsputz mit. Dennoch kam Eugen Viehof im Kostüme einer gelben Tonne, um symbolisch auf die nötige Sauberkeit aufmerksam zu machen, zur Katholische Grundschule Ohler.

"Die Aktion heute ist eine schöne und alte Tradition in der Stadt. Dadurch steigt das Bewusstsein für Sauberkeit bei den Bürgern. Bei den engagierten Mönchengladbachern möchte ich mich heute einfach bedanken", sagt Eugen Viehof.

Weitere 40 Männer und Frauen in Hilderath waren fleißig und sammelten Unrat auf den Straßen und in den angrenzenden Wäldchen. Nach einer Sache mussten die Hilderather nicht lange Ausschau halten: Auf dem ortsbekannten Schulweg liegen des öfteren Hundekotbeutel. Oftmals hängen sie auch in den Bäumen, erzählen die Ortsbewohner. "Heute morgen war die Tüten schon weggeräumt", sagt Thomas Claßen.

Er ärgerte sich in diesem Jahr vor allem über das schlechte Benehmen der Spaziergänger an den Waldrändern. "Mir gehört hinten ein Stückchen Wald, und seitdem am Waldrand die Sitzbänke erneuert wurden, liegt dort ständig Müll", sagt er. Die Spaziergänger, die diese Sitzmöglichkeit nutzen, lassen oft ihren Müll einfach an Ort und Stelle. Mülleimer will der Ort dennoch nicht an die Bänke stellen. "Dann ist die Gefahr groß, dass dort Hausmüll entsorgt wird. Das wäre noch schlimmer", sagt Claßen.

Am Ende der Aktion kam einiges an Unrat aus dem Ort zusammen — unter anderem ein Straßenpoller. Gegen 12 Uhr waren dann alle Gruppen fertig in ihrem Bezirk, und 15 Mitarbeiter der GEM fuhren los, um die vollen Müllsäcke der fleißigen Helfer zu entsorgen.

Die Bilanz am Ende des Tages: 13,2 Tonnen Restmüll warfen Bürgerinnen und Bürger unbedacht weg. Fünf Kühlschränke und fünf Fernseher wurden auf Mönchengladbachs Straßen hinterlassen. 40 Autoreifen ging den Autobesitzern verloren und insgesamt 700 Kilogramm an Schrott, wie zum Beispiel Batterien, fanden die Teilnehmer der "Frühjahrsputz"-Aktion. Nun entsorgte die GEM den ganzen gesammelten Abfall, und die Stadt ist um ein großes Stück sauberer.

(nije)
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