Mönchengladbach Der langsame Exodus vor dem Abriss

Mönchengladbach · Während der Lichthof bereits fast vollständig leer steht, können die Mieter der Theatergalerie noch bis Sommer dort bleiben. Dann soll der Bau des Einkaufszentrums Arcaden beginnen. Die Verhandlungen darüber, wer in die Interimshalle vor dem Sonnenhaus zieht, laufen noch immer.

Das sind die Pläne für die Mönchengladbach Arcaden
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Das sind die Pläne für die Mönchengladbach Arcaden

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Eigentlich fehlt nur noch ein Heuballen, der von links nach rechts durchs Bild weht. Doch auch ohne dieses Accessoire, das in Wildwest-Filmen klassischerweise Einsamkeit symbolisiert, wirkt der Lichthof verlassen. Die früher belebte Einkaufspassage ist nur noch eine Passage: Leute nutzen sie allenfalls noch, um von der Hindenburg- zur Steinmetzstraße zu gelangen.

In fast allen Ladenlokalen herrscht gähnende Leere. Nur eine Spielhalle und das Herrenmodengeschäft von Herbert Möller haben noch geöffnet. Dort ist Räumungsschlussverkauf, wohl noch bis März. Sobald der Lichthof abgerissen wird und die Arcaden gebaut werden, verlässt das Traditionshaus die Stadt zumindest vorübergehend.

Ein paar Meter weiter die Hindenburgstraße hinauf, in der Theatergalerie, herrscht hingegen noch hektische Betriebsamkeit. Lediglich der Blumenladen ist bereits ausgezogen, zur Lüpertzender Straße. Man werde noch nicht zum 31. Dezember 2011 schließen, verkünden Schilder an den Eingangstüren des Centers; diese Nachricht ist zwar nicht mehr brandaktuell, zeigt aber zumindest auf, dass es einmal anders vorgesehen war. "Aktuell gehen wir davon aus, dass unsere Ankermieter bis zum Sommer in der Theatergalerie bleiben", sagt Matthias Ulrich aus dem Management der Düsseldorfer Ziag Immobilien AG, Noch-Eigentümer des Centers.

Wann genau in der Theatergalerie die letzten Lichter ausgehen — die erste Etage steht bis auf Sport Scheck allerdings ohnehin seit längerem leer — weiß derzeit aber noch niemand so recht. Denn noch stehen die politischen Entscheidungen aus, die die Rechtssicherheit für den Bau der Arcaden gewährleisten, und noch muss beispielsweise auch die Möglichkeit einer Klage durch die Nachbarstadt Viersen gegen das Multi-Millionen-Projekt aus dem Weg geräumt werden. Dazu behilflich sein soll nicht zuletzt ein Vor-Ort-Gespräch am Donnerstag mit einem Viersener Unternehmer, der bisher massiv gegen die Arcaden opponiert.

Vonseiten des Investors Mfi ist man sicher, die Verhandlungen mit den größeren Mietern — Mayersche Buchhandlung, Konditor Heinemann, Sport Scheck und der Juwelier Krebber — alsbald erfolgreich zu Ende zu führen, was den Umzug in eine Interimshalle angeht. Diese soll vor dem Sonnenhaus entstehen und für die Bauzeit der Arcaden als Heimstätte dienen. "Diese Halle soll im März bestellt und ab Ende April gebaut werden", sagt der städtische Planungsdezernent Andreas Wurff. "Vorher sind außerdem noch Leitungsverlegungen im Bereich der Stepgesstraße notwendig."

Bei den Verhandlungen ist Mfi dem Vernehmen nach bei der Mayerschen etwas weiter als bei Sport Scheck. Größere Probleme werden aber bei beiden Mietern nicht erwartet. Krebber soll demnach nicht in die Interimshalle ziehen, sondern in eine bestehende Immobilie im Umfeld des Sonnenhauses — wegen der nötigen Sicherheitsvorkehrungen, die in der Halle kaum zu realisieren wären.

Nach wie vor ungeklärt ist die Frage hingegen bei Heinemann. Nach RP-Informationen wird gerade zwar bereits über die Zukunft — also die Ausgestaltung der späteren Heinemann-Filiale in den Arcaden — verhandelt. Ob Heinemann allerdings vorher, während der Bauzeit des Einkaufszentrums, Domizil in der Interimshalle bezieht, wird bei dem Konditor noch geprüft. "Das haben wir noch nicht entschieden. Und es gibt auch noch keine Tendenz", sagte Chocolatier Heinz-Richard Heinemann gestern der RP. Zwei Modelle sind denkbar: Entweder zieht das Traditionshaus mit in den Ausweichbau. Oder der Standort an der Hindenburgstraße wird während der Bauzeit ganz geschlossen. Schießlich gibt es an der Bismarckstraße, ein paar hundert Meter weiter, auch noch das Stammhaus.

Die Zukunft der kleineren Mieter der Theatergalerie (wie auch des Lichthofs) wiederum wird ganz unterschiedlich aussehen. Ihre Mietverträge sind kurzfristig kündbar. Einige dürften in die Nachbarschaft ziehen — so sind mehrere Mieter des Lichthofs beispielsweise in die Friedrichstraße umgesiedelt —, der eine oder andere dürfte sogar noch mit in die Interimshalle wechseln. Wohl nicht zuletzt auch, um sich in Position zu bringen für ein späteres Domizil in den Arcaden. Denn das Interesse potenzieller Mieter sei sehr groß, heißt es vom Essener Investor Mfi. Den notwendigen Mieterbesatz, der gegenüber Banken in Verhandlungen über eine Fremdfinanzierung als Sicherheit gilt, könne man schon heute aufweisen. Das sei "höchst selten" der Fall.

(RP/rl)
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