Mönchengladbach Der Last-Minute-Dezernent

Mönchengladbach · Erst in letzter Minute haben die Grünen verraten, wer Technischer Beigeordneter werden soll. Dabei wird es höchste Zeit. Denn am 30. April muss Andreas Wurff beginnen. Bei seiner Vorstellung punktete er bei allen Parteien.

Es war ein politisches Räuber-undGendarme-Spiel, das die Grünen in den vergangenen Tagen geboten haben. Als der Oberbürgermeister am Freitag die Liste mit den Bewerbern für die Nachfolge von Helmut Hormes verschickte, war zwar eine Modeverkäuferin dabei, nicht aber ein wirklich Geeigneter. Die Bewerbung des großen Unbekannten, so war Eingeweihten klar, sollte erst auf den allerletzten Drücker nachgeschoben werden. Und noch fünf Stunden, bevor sich Mister X gestern in den Fraktionssitzungen vorstellte, bekannten ranghohe Vertreter von SPD und FDP freimütig: "Wir wissen auch nicht, wer es ist.”

Chef von 500 Mitarbeitern

In der Verwaltung wurde angesichts der Geheimniskrämerei schon gewitzelt: Da müsse jetzt aber mindestens der Papst dabei herauskommen. Der wurde es zwar nicht. Aber wer in den vergangenen sieben Jahren den rasanten und umfassenden Umbau der Dresdner Innenstadt federführend begleitet hat, ist fraglos ein Großer in der Branche. Nun war Andreas Wurff in Dresden zwar nicht Dezernent, sondern nur Amtsleiter. Dies ist aber ein völlig üblicher Karriereschritt: Vom Amtsleiter einer Metropole zum Dezernenten einer mittleren Großstadt. In Dresden ist er immerhin Chef von 500 Mitarbeitern. Wer sich im Umfeld von Wurffs letzten Stationen umhört, bekommt viel Positives zu hören. Ein kreativer Kopf mit guten Ideen sei er, ein hervorragender Umsetzer. Kein Visionär, sondern einer mit Bodenhaftung. Nicht alle seiner Abteilungen soll er indes straff geführt haben. Gestern Morgen wurde es noch mal hektisch um Wurffs Bewerbung. Die Verwaltung musste eilends prüfen, ob denn ein 56-Jähriger überhaupt noch für die Acht-Jahres-Frist gewählt werden darf. Antwort: Ja. Nur 57 darf er noch nicht sein. Das wird Wurff am 1. Mai. Gewählt werden soll er in der Ratssitzung am 3. März. Bis er seine Ernennungsurkunde bekommen kann, vergehen rund vier weitere Wochen. Er muss also spätestens am 30. April seinen Dienst antreten.

Dass Andreas Wurff weder ein grünes noch überhaupt ein Parteibuch hat, ist nicht weiter überraschend. Baudezernenten sind ­ so wie es auch Helmut Hormes war ­ überdurchschnittlich häufig nicht parteigebunden. Wurff, der in Neuss Abitur machte, gilt als politisch unabhängig. So empfahlen ihn zwar die Dresdner Grünen den Mönchengladbacher Parteifreunden. Doch mit der Dresdner CDU arbeitete Wurff eng und reibungslos zusammen, gilt in Dresden eher als Konservativer. Noch vor drei Wochen referierte er für die Konrad-Adenauer-Stiftung.

Und so dürfte die Hoffnung der Grünen auf Zustimmung quer durch die Fraktionen nicht unbegründet sein. Die CDU will sich noch in Ruhe ein Bild verschaffen. Der Fraktionsvorsitzende Dr. Hans-Peter Schlegelmilch sagte gestern Abend aber: "Der erste Eindruck ist positiv.” Die SPD vermeldet einhellig Zustimmung. "Er hat unsere Fragen zu unserer vollsten Zufriedenheit beantworten können”, so Lothar Beine. Und Karl Sasserath (Grüne) erklärte: "Wir sind glücklich und glauben, dass Herr Wurff ein Gewinn für unsere Stadt ist.”

(RP)
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