Mönchengladbach Der Märchenmacher

Mönchengladbach · Die Hexe in hautenger schwarzer Motorradkluft, die ihre prächtigen Brüste hervorragend zur Geltung bringt, die am Ende triumphierenden Geschwister Hänsel und Gretel, ein dichter Wald aus Riesenbesen - das ist die Märchenoper von Hinrich Horstkotte, die am 3. Dezember Premiere auf der großen Bühne des Theaters feiert.

 Hinrich Horstkotte mit seinen wunderbaren Figurinen und dem auf der Bühne unvermeidlichen Besen.

Hinrich Horstkotte mit seinen wunderbaren Figurinen und dem auf der Bühne unvermeidlichen Besen.

Foto: Jörg Knappe

Auf der großen Bühne wird unter Hochdruck, aber in ausgesprochen fröhlicher Stimmung gearbeitet. Eine Vielzahl von Besen, wie für Riesen geschaffen, werden emporgezogen - bei der Märchenoper "Hänsel und Gretel" werden sie den Wald darstellen. Ebenso überdimensionierte Löffel und Gabel finden ihren Platz am Gestänge, um hernach in den dunklen Sphären des Bühnenraums zu verschwinden. Das Elternhaus der Geschwister steht schon da, auch der Ofen, in dem die böse Hexe am Ende ihr (vorläufiges) Ende finden wird. Mittendrin der Mann, der als Allroundtalent nicht nur für die Kostüme und die Bühne, sondern auch für die Regie verantwortlich ist - Hinrich Horstkotte.

Er hat die Figurinen für die Kostümabteilung gezeichnet - im besten Sinne altmeisterlich mit Tempera auf getöntem Papier. Zart und voller Fantasie sind sie. Skurril auch. So packt Horstkotte für eine Szene die Hexe in eine hautenge schwarze Motorradkluft, die ihre prächtigen Brüste hervorragend zur Geltung bringt. Und die Hexe, die dem mit lautem Getöse explodierten Ofen entsteigen wird, sieht aus wie ein gerupftes Huhn. Oder so ähnlich. Auf viele niedliche Engelein und Lebkuchenmänner darf sich der Theaterbesucher zudem freuen.

Das berühmteste Geschwisterpaar der Märchenliteratur wurde von den Brüdern Grimm in ihrer Sammlung der Kinder- und Hausmärchen verewigt. Aus dieser Vorlage schuf der Komponist Engelbert Humperdinck seine spätromantische Opernfassung, deren Beliebtheit bis heute ungebrochen ist. Hinrich Horstkotte setzt sie mit viel Humor um. Seine Neuinszenierung des Märchen-Klassikers feiert am 3. Dezember Premiere auf der großen Bühne des Theaters.

In drei Bildern wird die Geschichte von Hänsel und Gretel erzählt. Wobei die Textautorin Adelheid Wette - Engelbert Humperdincks Schwester - den Ursprungstext der Brüder Grimm an einigen Stellen abwandelte. Der Vater von Hänsel und Gretel ist nicht Holzhacker, sondern Besenbinder. Ihre Mutter ist keine Stiefmutter und auch nicht so streng wie die Grimm'sche. Die beiden Kinder werden nicht im Wald ausgesetzt, sondern zum Beerensuchen losgeschickt. Da werden sie von der Nacht überrascht. Sie schlafen ein, und die Engel ihrer Träume bewacht sie. Am nächsten Morgen entdecken sie das Knusperhaus . . .

"Dieses Märchen erzählt die Geschichte vom Erwachsenwerden", sagt Hinrich Horstkotte. Es gehe um die Loslösung von den Eltern, um den Aufbruch in die große weite Welt. Es geht auch um süße Verlockungen, Gewalt und Angst auf der einen Seite, auf der anderen steht der Sieg der Kinder über die Hexe und das Böse. "Das Schöne ist, die Märchen bleiben immer in der Märchenwelt." Da gibt es in der Regel den König, die Königin, in diesem Fall die Hexe. "Märchen sind wichtige Geschichten, die die Konsequenzen des Handelns klar aufzeigen." Und ohne die Hexe geht gar nichts in dieser Märchenoper.

Karten: www.theater-kr-mg.de und unter 02166 6151-100 (Theaterkasse). Weitere Vorstellungen: 7. und 21. Dezember, 7., 10. und 22. Januar, 10. und 12. Februar, jeweils 19.30 Uhr.

(RP)
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