Mönchengladbach Der Mann, der zum Mond und zurück radelte
Mönchengladbach · Ex-Radprofi Jens Voigt macht auf Einladung des Initiativkreises Lust auf die Tour de France in Mönchengladbach.
Die rund 200 Gäste im Haus Erholung dürften am Dienstagabend auf ihre Kosten gekommen sein. Sparkassenvorstand Hartmut Wnuck eröffnete als Schirmherr diese Ausgabe der Veranstaltungsreihe "Pioniere der Welt in Mönchengladbach" mit Blick auf den Hauptredner unter anderem so: "Jens Voigt ist den Teufelsberg in Berlin so lange hoch und runter gefahren, bis er die Höhenmeter des Mount Everest erreicht hatte. Das hat mehr als 26 Stunden am Stück gedauert und rund 25.000 Euro für krebskranke Patienten gebracht." Allein damit war der Ex-Radrennprofi schon eindringlich beschrieben. Der 45-Jährige war auf Einladung des Initiativkreises Mönchengladbach gekommen, um mit einem nicht kurzen, aber oft kurzweiligen Vortrag auf die zweite Etappe der diesjährigen Tour de France einzustimmen, die am 2. Juli durch Gladbach führen wird.
Wnucks Hinweis: "Jens Voigt ist schnell unterwegs, nicht nur beim Radsport - er hat mit seiner Frau Stephanie inzwischen sechs Kinder", griff der Ex-Profi immer mal wieder auf: "Ich bin jetzt seit drei Jahren im Ruhestand. Also - vom Radsport. Mit sechs Kindern werde ich wahrscheinlich arbeiten müssen, bis ich 80 bin", sagte Voigt, der inzwischen Kommentator des amerikanischen Senders NBC ist.
17 Mal ist er die Tour de France selber gefahren, 15 Mal ist er angekommen, einmal machte eine Krankheit eine Weiterfahrt unmöglich, einmal der schwerste Sturz seiner Karriere: "Das war 2009. Im deutschen Fernsehen hieß es, meine Überlebenschancen lägen bei 50:50. Das haben meine Kinder gehört und meine Frau gefragt: ,Stirbt Papa jetzt?'". So traumatisch das auch für ihn und seine Familie war, Voigt fand selbst hier eine Anekdote: "Als ich nach dem Krankenhausaufenthalt nach Hause kam: Man denkt, die Kinder lieben einen, und dann sagen sie: ,Papa, das war so cool mit deinem Sturz - du warst Nummer zwei auf YouTube!'". Insgesamt ist Voigt in seinem Leben bereits mehr als 850.000 Kilometer mit dem Rennrad gefahren. "Das ist eine Strecke von hier bis zum Mond und zurück und halb wieder rauf", illustrierte er.
Für die Etappe in Mönchengladbach erwartet Voigt ein Millionenpublikum aus halb Europa an der Strecke, und dafür gab der Ex-Profi Tipps: "Bleiben Sie an den Markierungen stehen, gehen Sie nicht auf die Straße. Ein Tour-Auto überfährt im Schnitt fünf bis zehn Paar Füße, das macht dann charakteristisch ,flapp flapp' und ist wohl schmerzhaft, weil die Leute da immer so einen Chicken-Dance machen", sagte Voigt grinsend und ergänzte mit Blick auf einen grünen, arg freizügigen Monokini, den ein britischer Comedian berühmt gemacht hat: "Ein Borat-Kostüm an der Strecke - nein, das ist nicht schön!"
Gut unterhalten von Voigt fühlte sich auch Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, selbst "ambitionierter Breitensport-Radfahrer", der aus Stadt-Sicht über die Etappe, die insgesamt 20 Kilometer durch Gladbach führen wird, sagte: "Ich glaube, das bringt eine ganze Menge. Zum einen die Wahrnehmung, dass wir so etwas stemmen können und uns zu Recht Sportstadt nennen. Die Etappe wird auch etwas für Familien sein, und ich hoffe, dass das Thema Fahrrad so mehr in den Fokus gerückt wird." Voigt ergänzte: "Die Tour ist nicht nur ein Radrennen, sie ein Gesamt-Abenteuer." Nicht nur für Teilnehmer.
www.tourfieber.de
