Serie Meine Ausbildung (19) Der moderne Weber

Mönchengladbach · Marcel Hoff absolviert bei Aunde eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer für Web- und Textiltechnik. Das bezeichnete man früher als Weber. Der Name zeigt, dass der Beruf zwar Tradition hat, doch heute viel komplexer ist als früher.

 Am liebsten arbeitet Marcel Hoff in der Weberei von Aunde. An den Webstühlen entstehen die hochwertigen Stoffe für den Fahrzeugbau.

Am liebsten arbeitet Marcel Hoff in der Weberei von Aunde. An den Webstühlen entstehen die hochwertigen Stoffe für den Fahrzeugbau.

Foto: Isabella Raupold

Natürlich sind Autos eigentlich nichts anderes als Gebrauchsgegenstände. Doch jeder weiß, dass man im Laufe des Lebens viel Zeit damit verbringt, auf vier Rädern von einem Ort zum anderen zu gelangen. Deshalb soll ein Auto nicht nur funktional sein, sondern auch einen gewissen Komfort bieten. Dazu gehören vor allem Autositze und die Verkleidung des Fahrzeugs. Unbequemes Sitzen kann auf langen Strecken nämlich ganz schön unangenehm werden. Damit das nicht passiert, gibt es Textilunternehmen wie die Aunde Gruppe. Sie gehört zu den wichtigsten Zulieferern der Automobilindustrie. Die Berufe im Unternehmen haben zwar moderne Namen, sind aber durchaus traditionell. Marcel Hoff ist Weber oder wie man heute sagt: Maschinen- und Anlagenführer für Web- und Textiltechnik. Nun strebt er seinen Abschluss als Produktionsmechaniker an.

Der Betrieb 1899 entstand das Unternehmen als kleine Weberei an der Alsstraße. Das Unternehmen wuchs schnell, und so zog man 1908 an den heutigen Standort an der Waldnieler Straße um. Heute hat die Aunde Group 112 Werke in 28 Ländern. Außerdem gehören die Marken Isringhausen und Fehrer zur Gruppe. In Mönchengladbach beschäftigt Aunde 276 Mitarbeiter. An 90 Webstühlen entstehen hochwertige Stoffe. In den vergangenen 37 Jahren wurden am Standort 467 junge Menschen ausgebildet. Jedes Jahr stellt Aunde 16 Azubis in diversen Berufsfeldern ein.

Die Bewerbung "Dass ich mich für den Beruf entschieden habe, ist kein Zufall. Ich bin mit dem Unternehmen aufgewachsen. Schon mein Großvater hat hier gearbeitet. Mein Vater ist hier Meister. Ich bin die dritte Generation", erzählt Marcel Hoff. Um eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer für Web- und Textiltechnik zu absolvieren, bedarf es mindestens eines Hauptschulabschlusses. "Wir achten auf Noten in den Fächern Mathematik und Deutsch. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind ebenfalls wichtig", sagt Michael Barhan aus der Personalabteilung. Die Bewerber werden zunächst zu einer Schnupperwoche eingeladen. Passt alles, kann die Ausbildung starten.

Die Ausbildung Zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer für Web- und Textiltechnik. Ein Rahmenplan gibt vor, wie die Ausbildung abläuft. Die findet nicht nur an Webstühlen statt. Neben der Weberei verbringen die Auszubildenden auch Zeit in der Schererei und der Passiererei, in der die Fadenzahl noch einmal korrigiert wird. Alle Abläufe greifen ineinander. "Am meisten Spaß macht aber die Arbeit in der Weberei. Da ist es zwar laut, aber daran gewöhnt man sich", sagt Marcel Hoff. Seine erste Station war die Schererei. Dort werden die Garne für die Weberei vorbereitet. "Der Umgang mit Maschinen macht einfach Spaß", sagt der 24-Jährige. Am Ende der Ausbildung ist es wichtig, eine gute Abschlussnote zu bekommen. Nur wer die erlangt, kann weitermachen und Produktionsmechaniker werden. Diesen Abschluss strebt Marcel Hoff gerade an.

Die Berufsschule Je nach Halbjahr besucht Marcel Hoff ein- bis zweimal in der Woche ein Berufskolleg in Wuppertal. "Dort kommen Auszubildende aus einem großen Umkreis zusammen", erzählt er. Seine Nachfolger als Azubis werden es da künftig leichter haben. Ist erst einmal das Textiltechnikum eröffnet, wird der schulische Teil der Ausbildung in Mönchengladbach möglich sein. Auf dem Stundenplan stehen Fächer wie Metallkunde, Musteranalyse und Bindungslehre.

Die Zukunft Die Textilindustrie ist wieder im Aufschwung, und der Standort gewinnt an Bedeutung. 18 Webstühle werden inzwischen von nur einem Mitarbeiter bedient. "Nach der Ausbildung gibt es zahlreiche Karrierechancen. Man kann Werksleiter oder Produktionsleiter werden. Qualifizierte Nachwuchskräfte werden gesucht", sagt Betriebsleiter Oliver Baum.

(RP)
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