Mönchengladbach Der "rote Jochen" ist tot: Müller starb am Geburtstag

Mönchengladbach · Vor gut einem Jahr hat er, damals gerade 76 geworden, dem RP-Kollegen Otto E. Schütz noch gesagt: "Ich habe nix, ich bin gesund." Wenig später ereilte ihn eine schwere Krankheit, von deren Folgen er sich nicht mehr erholte: Am Samstag ist Jochen Müller, ehemaliger Technischer Beigeordneter der Stadt, gestorben - exakt an dem Tag, an dem er 77 Jahre alt wurde.

 Jochen Müller

Jochen Müller

Foto: Lobin

Müller stellte etwas dar in der Stadtverwaltung, war 34 Jahre lang in mehreren technischen Ämtern und meist an führender Stelle tätig. Er hieß der "rote Jochen": So nannte man ihn, weil er seit 1971 SPD-Mitglied war, obwohl er, wie er selbst sagte, nie wirklich rot, sondern nur einfacher Parteigenosse war. Doch Müller standen die Hürden im Weg, die Fachleute ausbremsen, wenn sie das falsche Parteibuch haben.

Der Saarländer war junger Diplom-Ingenieur für Vermessungswesen, als er Abteilungsleiter im Gladbacher Liegenschaftsamt wurde. Seine Karriere führte steil und stetig bergauf. Mit 35 Jahren war er schon Städtischer Vermessungsdirektor. Mit dem Zusammenschluss von Gladbach, Rheydt und Wickrath 1975 gab es eine CDU-Mehrheit im neuen Rat - und Müller wurde, wie er sagte, "in seiner Karriere um Jahre zurückgeworfen". Das änderte sich schlagartig, als CDU und SPD eine Große Koalition bildeten: Der "rote Jochen" wurde Dezernent. Ironie der Geschichte: Nach acht Jahren erfolgreicher Arbeit vereinbarte eine neue Mehrheit - CDU mit fünf aus der SPD ausgetretenen Ratsmitgliedern der "Unabhängigen Sozial-Demokraten" (USD) -, den Technischen Beigeordneten Müller nicht wiederzuwählen. "Du bist der Beste. Aber du kannst es nicht werden", hat ihm damals ein führendes CDU-Mitglied gesagt.

Müller arrangierte sich mit der Situation und machte mit der Zeit seinen Frieden mit der Stadt. Bis zur Kommunalwahl 2014 saß der Hobby-Archäologe noch für die SPD im Vergabeausschuss.

(web)
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