Mönchengladbach Der Schwarm finanziert Wohnungsbau

Mönchengladbach · Das Mönchengladbacher Unternehmen TodayHaus will ein familientaugliches Baukonzept durch "Schwarm-Geld" (Crowdinvesting) finanzieren. Die vor allem bei Start-ups bekannte Anlageform ist nicht ohne Risiko.

 So sehen die Stahlgerüst-Häuser von "TodayHaus" in einer Visualisierung aus.

So sehen die Stahlgerüst-Häuser von "TodayHaus" in einer Visualisierung aus.

Foto: TodayHaus

Die Idee ist spannend, die Resonanz noch verhalten: Das Immobilienprojekt TodayHaus, ein Konzept für familientaugliches und preiswertes Bauen, soll über Crowdinvesting finanziert werden - viele Kleinanleger stellen relativ geringe Beträge bereit und beteiligen sich so an einem kommerziellen Projekt. Das Ganze ist selbstverständlich nicht ohne Risiko, wird dafür aber mit sechs Prozent Zinsen pro Jahr bei einer Laufzeit von 48 Monaten belohnt. Eigentlich kennt man so etwas als Crowdfunding eher bei Kreativprojekten und Start-ups. In der Immobilienbranche ist das noch ungewohnt, aber keineswegs anrüchig: Crowdinvesting wird von der Bankenaufsicht "Bafin" überwacht, und im Fall von TodayHaus wickelt ein Treuhänder die finanzielle Seite ab.

 Projektleiter Fritz H. Wiebel und die Marketingverantwortliche Christine Wontroba.

Projektleiter Fritz H. Wiebel und die Marketingverantwortliche Christine Wontroba.

Foto: A. Rietdorf

Projektträger ist die TodaySystems GmbH aus Mönchengladbach. Das Projekt, für das auf diese Weise Geld beschafft werden soll, soll eine Zielgruppe mit günstigem Wohnraum versorgen, die bisher mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat: Familien mit drei und mehr Kindern. "Das ist eine Nische", ist Gründer Harald Ebels, seit mehr als 30 Jahren in der Immobilienbranche aktiv, überzeugt. Er setzt auf eine Bauweise, die in anderen Ländern weit verbreitet ist, in Deutschland jedoch kaum verwendet wird: den Stahlleichtbau. "Das ist besonders günstig, weil die Teile industriell in Serie vorgefertigt werden können und dann auf eine Betonbodenplatte geschraubt werden", erklärt Projektleiter Fritz H. Wiebel. Auf einen Keller wird verzichtet, auf Energieeffizienz aber großen Wert gelegt. Eine Dachseite ist für Photovoltaik ausgelegt, und auch der Einsatz von Windenergie ist angedacht. "Wir erreichen Werte, die über die Forderungen der KfW hinaus gehen", betont Wiebel. Die Häuser bieten eine Wohnfläche von 125 Quadratmetern, fünf Schlafzimmer und zwei Bäder, Wohnzimmer und Küche. Die Kosten für diese Stahlgerüst-Häuser liegen deutlich unter denen für konventionell gebaute Immobilien. "Der Quadratmeterpreis beträgt bezogen auf die reinen Baukosten 1200 Euro", erklärt Harald Ebels. "Das sind vier- bis fünfhundert Euro weniger als bei konventioneller Bauweise."

Dass diese Bauweise günstiger ist, liegt zum einen an der Möglichkeit der seriellen Fertigung, zum anderen an der daraus bedingten kürzeren Bauzeit. Bereits nach drei Tagen steht der geschlossene Rohbau, nach drei Monaten ist das Haus bezugsfertig. Neben den Stahlblechprofilen werden Mineralfaserplatten verwendet. Üblicherweise wird Polysterol eingesetzt, aber die TodayHaus-Planer sind davon abgerückt und nutzen Verbundsysteme mit Mineralwolle. Es gibt keine tragenden Innenwände, das erhöht die Flexibilität. Das Haus kann den Lebensumständen angepasst werden. Um genügend Kapital für dieses Projekt heranzuschaffen, will das Unternehmen über die Plattform TodayCapital Kleinanleger ansprechen. Ab 500 Euro kann man investieren, maximal 10.000 Euro. Nach vier Jahren wird das Geld samt Zinsen wieder ausgezahlt. Die Finanzabwicklung läuft über einen Treuhänder, der nicht auszahlt, wenn nicht mindestens hunderttausend Euro eingegangen sind.

Im Augenblick ist die Resonanz noch sehr verhalten: Seit Januar sind erst 14.700 Euro eingegangen. Sollte sich das ungewöhnliche Finanzierungsmodell als nicht tragfähig erweisen, werden die TodayHäuser aber dennoch gebaut. "Dann holen wir größere Investoren ins Boot", erklärt Harald Ebels. Als erstes werden dann Musterhäuser entstehen, vermutlich in Wickrath. Aber auch jetzt schon lässt sich in einer Halle in Viersen erkennen, dass die Häuser aus Stahl keine Wolkenkuckucksheime sind: Dort steht ein Modell.

(RP)
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