Mönchengladbach Der Stadt gehen die Gewerbegebiete aus

Mönchengladbach · Ein Unternehmen braucht 100.000 Quadratmeter Fläche - und bekommt eine Absage. Denn diese Areale kann die Stadt nur noch für hochwertigen Bürobau im Nordpark anbieten. Das Gewerbegebiet mit Viersen ist weiter in der Schwebe.

 Das Gelände der Mülforter Zeug: Rund 20.000 Quadratmeter sind frei und werden Mittelständlern und Handwerkern angeboten.

Das Gelände der Mülforter Zeug: Rund 20.000 Quadratmeter sind frei und werden Mittelständlern und Handwerkern angeboten.

Foto: Detlef Ilgner

Es klang schon ein bisschen wie ein Hilferuf. Zwar noch etwas leise, aber in der Aussage klar. "Wir brauchen dringendst Flächen", sagte Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderung, gestern im Bau- und Planungsausschuss. Und fügte dann hinzu: "Das Ende kommt dramatisch näher. Ich bin für jeden Vorschlag dankbar." Was er meinte: Mönchengladbach gehen die Gewerbeflächen aus. Der Aufschwung der Stadt ist sichtbar und an Kenndaten ablesbar. Schückhaus erwähnte als Beispiel ein Wachstum an Beschäftigten von rund 1500 pro Jahr. Und die Leerstandsquote bei Büroimmobilien und Industrieflächen ist so niedrig, dass sich jeder Wirtschaftsförderer im Erfolg sonnen könnte. Aber es gibt auch Schattenseiten: Die beziehen sich in der Stadt auf das noch zur Verfügung stehende Potenzial an Arealen in Gewerbegebieten.

 Der Nordpark: Das ist der Top-Standort für hochwertige Büroimmobilien. Noch 160.000 Quadratmeter sind im Angebot.

Der Nordpark: Das ist der Top-Standort für hochwertige Büroimmobilien. Noch 160.000 Quadratmeter sind im Angebot.

Foto: Theo Titz

Der Regiopark, das Vorzeige-Gemeinschaftsprojekt der Stadt mit der Gemeinde Jüchen, weist noch 67.000 Quadratmeter Freifläche aus. Für Unternehmen, die große Ansiedlungen planen, ist das schon viel zu wenig. "Wir bekommen regelmäßig Anfragen für Flächen von rund 100.000 Quadratmetern. Wir können diese Nachfragen aber nicht mehr bedienen und müssen die Interessenten schweren Herzens abweisen", sagte Schückhaus.

Wer die Angebote durchschaut, erkennt seine Nöte: An der Krefelder Straße/Neersbroicher Straße gibt es noch 9000 Quadratmeter im Gewerbegebiet, dazu noch rund 13.000 Quadratmeter in einem Mischgebiet (hier sind Gewerbe und auch Wohnen möglich). In Güdderath kann die städtische Wirtschaftsförderung Betrieben 33.000 Quadratmeter anbieten. Wickrath hält 5700 Quadratmeter Gewerbefläche vor, Rheindahlen 63.000 Quadratmeter. Im Nordpark sind noch 160.000 Quadratmeter frei - dieser Standort ist vornehmlich für hochwertigen Bürobau vorgesehen und wird für diesen Zweck dringend benötigt. Rund 20.000 Quadratmeter kann Schückhaus noch auf dem Gelände der ehemaligen Mülforter Zeugdruckerei offerieren: Aber das ist ein innerstädtisches Grundstück und deshalb für den Mittelstand und für Handwerker vorgesehen. Schückhaus: "Auch wenn hier noch kaum etwas zu sehen ist, haben wir schon größere Areale verkauft."

Welche Möglichkeiten hat die Stadt, um an neue Gewerbeflächen zu kommen? An diversen Standorten gibt es Brachflächen, die entsprechend ausgewiesen werden könnten. Diese liegen jedoch meist innerstädtisch und haben eine für Unternehmen schlechte Verkehrsanbindung: Lkw müssten sich durch die Stadt schlängeln - und das will niemand mehr. Das Reme-Gelände war zum Beispiel lange als Ersatz-Gewerbefläche im Gespräch, inzwischen sollen hier Wohnhäuser entstehen. An der Erftstraße könnten 210.000 Quadratmeter so entwickelt werden, dass sich Betriebe ansiedeln können.

Und dann wird seit vielen Jahren von einem neuen überregionalen Gewerbegebiet mit der Stadt Viersen gesprochen. Es soll sich über Hardt bis nach Viersen-Mackenstein erstrecken: Hier könnten bis zu einer Million Quadratmeter für Firmenansiedlungen genutzt werden. Auch wenn sowohl die Stadt Viersen als auch Mönchengladbach dieses gemeinsame Gewerbegebiet wollen, treten Regionalplaner auf die Bremse. Sie wollen verhindern, dass Ackerflächen einer Bebauung weichen. Und da es in der Region noch ausreichend Kapazitäten für Gewerbeansiedlungen gibt, wollen sie kommunalen Einzelinteressen nicht entsprechen.

Andererseits kann Mönchengladbach auch mit einem Pfund wuchern, das schwer wiegt: Die Stadt hat gemeinsam mit der Gemeinde Jüchen ein interkommunales Gewerbegebiet hervorragend und vorbildlich für andere Städte und Gemeinden gemanagt. Es mehren sich daher die Stimmen, dies mit der Nachgemeinde noch einmal zu versuchen: Ein größeres Areal im Bereich Sasserath gilt als attraktives Nachfolgeprojekt. Aber auch das wäre nur langfristig möglich. Denn es taucht ebenfalls nicht im Regionalplan auf. Noch nicht.

(RP)
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