Mönchengladbach Der Stein, der Meißel und die Kreativität

Mönchengladbach · Seit 20 Jahren führt das Ehepaar Susanne und Werner Jacobs in Rheydt eine Steinbildhauer-Werkstatt. Bei ihrer Arbeit kommt es ihnen in hohem Maße auf einen künstlerischen Zugang an. 2005 erhielt Werner Jacobs den NRW-Staatspreis.

 In Rheydt unterhält das Steinbildhauer-Ehepaar Werner und Susanne Jacobs eine Werkstatt und ein Atelier. Die Arbeit mit Steinen aus schwedischem schwarzem Basalt schätzen die Jacobs ganz besonders. Arbeitsproben stehen im kleinen Garten vor ihrer Werkstatt.

In Rheydt unterhält das Steinbildhauer-Ehepaar Werner und Susanne Jacobs eine Werkstatt und ein Atelier. Die Arbeit mit Steinen aus schwedischem schwarzem Basalt schätzen die Jacobs ganz besonders. Arbeitsproben stehen im kleinen Garten vor ihrer Werkstatt.

Foto: Detlef Ilgner

Kreativ sein, das wollte Susanne Jacobs schon als Kind. "Mit elf Jahren begann ich bereits in Ton zu modellieren", erzählt sie. Später erlernte sie die Steinbildhauerei und studierte an der Hochschule Niederrhein das Fach Design. Der in Mönchengladbach geborene Werner Jacobs fühlte sich von der Tätigkeit seines Onkels inspiriert und machte bei diesem die Ausbildung zum Steinbildhauer. Seit 20 Jahren führt das Ehepaar nun mit bleibender Begeisterung eine Werkstatt in Rheydt. Hier entstehen freie Skulpturen ebenso wie ihre Unikate für den Friedhof. So unterschiedlich die Wünsche von Hinterbliebenen sind, die einem geliebten Verstorbenen ein würdiges Grabmal setzen wollen, so vielfältig sind auch die Konzepte, mit denen die Jacobs sich an die Arbeit machen. Mit den künstlerischen Möglichkeiten dieses Fachs machte Werner Jacobs vor allem der Düsseldorfer Mataré-Schüler Reinhard Graner vertraut. "Unter ihm, der eine besondere Philosophie vermittelte, habe ich meinen Meistertitel erworben", berichtet der 50-Jährige. Diese Impulse kommen ihm noch heute zustatten. "Denn", fährt er fort, "wir stellen heute im Bereich der Grabmale eine starke Individualisierung fest." Und dabei möchte das Ehepaar mit seinen Ideen mitwirken. Natürlich seien sie bestrebt, auch ausgefallen erscheinende Wünsche umzusetzen.

Bestattungsrituale sind nun einmal einem fortdauernden Wandel unterworfen. Heute seien konkrete, bildnerische Zeichen gefragt, die einen Schwerpunkt im praktischen Leben eines Verstorbenen herausstellen. Dazu passt etwa die mutige Entscheidung, einen Menschen, der als Feuerwehrmann zu Lebzeiten große sportliche Leistungen erbrachte, figürlich bei einem Sportwettkampf darzustellen. Oder, in einem anderen Fall, in der veranschaulichten Bewegung von Wellen auf der Oberfläche eines Marmorsteins das Lebenssymbol schlechthin, das Wasser, assoziativ anzusprechen. Jacobs: "Was Angehörige in Bezug auf den Toten empfinden, ihre Gefühle, ist das Wichtigste."

Wenn die Bildhauer einen Grabstein, eine Stele oder ein Liegekissen (Grabplatte) entwerfen, geschieht dies zunächst am Tisch mit dem Zeichenstift. Die kreativen Ideen werden dann in Form von Tonmodellen dargestellt. "Danach erstellen wir eine Schablone im Maßstab 1:1", sagt Susanne Jacobs, "die bringen wir dann an die betreffende Grabstelle, um vor Ort die Wirkung des späteren Steins zu simulieren."

Die von Speditionen gelieferten Steine wiegen oft zwei Tonnen und mehr, weiß Jacobs. In ihrer Werkstatt, wo außer ihnen ein Steinmetz und derzeit eine angehende Steinbildhauerin tätig sind, werden die Blöcke aus Marmor, Granit oder schwedischem schwarzen Basalt mit Pressluft-Meißel, Stockhammer, Handmeißel und Zahneisen bearbeitet. Abschließend erfolgen die Arbeitsschritte Schleifen und Polieren. "Steinbildhauer haben die Chance, eine große Freiheit der Fantasie zu entwickeln, da gibt es immer wieder Neues zu entdecken", sagt Susanne Jacobs. Und ihr Ehemann resümiert: "Wenn ich ein Grabmal schaffe, dann steht ganz obenan die Absicht, etwas zu leisten, was den Menschen guttut."

"Langsam werden wir eine Bildhauerfamilie", sagt Susanne Jacobs und erinnert daran, dass inzwischen ihr ältester Sohn nach einer Ausbildung zum Steinbildhauer in Aachen Gestaltung studiert.

Kontakt Steinbildhauer Werner und Susanne Jacobs, Dahlener Str. 155; Telefon: 02166 37211

(RP)
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