Mönchengladbach Der Tennisellbogen ist kein Sportlerleiden

Mönchengladbach · Sie spielen kein Tennis und auch kein Golf - trotzdem schmerzt der Arm. Der Ursprung liegt oft an der Wirbelsäule.

Es gibt Krankheiten mit sehr irreführenden Namen. Der Tennis- oder Golferellbogen zum Beispiel. Der Name suggeriert, dass das Leiden etwas mit einem bestimmten Sport zu tun hat. Stimmt aber meistens nicht. "Nur bei zwei Prozent der Patienten ist der Tennisellbogen überlastungsbedingt", sagt Joseph Heussen, Orthopäde und Sportmediziner im Albertuszentrum. Im Allgemeinen ist die Ursache des Leidens in einer Fehlstatik der Wirbelsäule zu suchen, Sport oder andere körperliche Tätigkeiten sind nur Auslöser.

Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk: Muskeln, Sehnen, Gelenke spielen zusammen, ermöglichen Bewegungen, reagieren reflexartig, um Stürze zu vermeiden, halten den Körper aufrecht. Der Wirbelsäule kommt dabei eine zentrale Funktion zu. Auf dem unteren Teil, dem Kreuzbein, ruht dabei eine große Last, mehr als die Hälfte des Körpergewichts. "Die lasttragende Fläche ist dabei klein", erklärt Heussen. "Die Last soll gerade auf dem Kreuzbein stehen." Tut sie das nicht, weil es eine und sei es auch kleine Fehlstellung gibt, kommt es zu einer Fehlbelastung. Dann greifen die Muskeln ausgleichend ein. "Eine Fehlstatik stört erst, wenn die Muskulatur nicht mehr kompensieren kann", beschreibt der Orthopäde die Vorgänge. Fehlstatik kann zum Tennisellbogen führen, aber auch Kalkschulter oder Fersensporn können Folgen sein. Bei Letzterem wird der Fuß fehlbelastet.

Jedes Gelenk spricht bestimmte Muskelgruppen an, die für die Beweglichkeit des Gelenks sorgen. Das Problem: Die Anforderung bleibt ein Leben lang gleich, aber die Muskelleistung nimmt im Laufe der Jahre ab. Ist ein bestimmtes Gelenk geschädigt, ziehen die Muskeln permanent und schädigen damit unter Umständen die Sehnen. Eine Entzündung ist die Folge. Schmerz dient als Warnsignal. Schmerz an der Innen- oder Außenseite des Ellbogens beispielsweise. Aber dort liegt nicht die Ursache des Problems. "Früher hat man in solchen Fällen operiert", sagt Heussen. "Aber es ist meistens nicht sinnvoll, nur diese eine Stelle zu behandeln." Das Gesamtsystem des Körpers muss im Auge behalten werden. "Wir untersuchen den ganzen Menschen und müssen sein Problem verstehen, um ihn richtig behandeln zu können", erläutert der Orthopäde, der sich nicht nur auf Röntgenaufnahmen oder Computertomographie verlassen will. Das Verständnis des Problems entstehe nicht durch das Betrachten von Aufnahmen, sondern durch die Untersuchung und das Gespräch mit dem Patienten. Ist ein Gelenk der Grund für die Beschwerden und ist es identifiziert, geht es darum, es wieder mobil zu machen. Das geschieht oft durch Training. Allerdings: solange der Patient Schmerzen hat, wird er dem Training aus dem Weg gehen. "Wir beginnen mit einer Schmerzbehandlung, um den Patienten trainingsstabil zu bekommen", erklärt Heussen. "Beispielsweise indem wir Entzündungshemmer ins Gelenk spritzen."

Dann können die Physiotherapeuten, mit denen der Orthopäde im Albertuszentrum eng zusammenarbeitet, dass Training des Patienten planen und begleiten. Zwischendurch steht immer wieder ein Termin beim Arzt auf dem Zeitplan, um für die Rückmeldung zu sorgen oder auftretende Schmerzen rechtzeitig zu bekämpfen. Ziel des Ganzen ist es, die ursächliche Störung im System zu beseitigen und nicht nur die Symptome.

Zu einem Infoabend zum Thema Tennisellbogen, Kalkschulter und Fersensporn lädt das Forum Schmerztherapie des Albertuszentrums an der Steinmetzstraße 47 für Dienstag, 24. Januar, um 19 Uhr ein. Joseph Heussen wird über Entstehung, Diagnose und Therapie dieser Erkrankungen referieren. Der Eintritt ist frei.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort