Mönchengladbach Der Vater des Museums ist tot

Mönchengladbach · Nach langer, schwerer Krankheit ist der ehemalige Museumsdirektor Johannes Cladders gestorben. Seine nachhaltigste Lebensleistung: Cladders setzte den Museumsneubau auf dem Abteiberg durch. Die Familie wünscht eine Beisetzung im privaten Kreis.

Wie leutselig dieser Professor sein konnte, blieb für unzählige Kunstfreunde unvergesslich, die eine der legendären Kunstführungen von Johannes Cladders miterlebt haben. Dieser Mann, der als Seiteneinsteiger zur Kunstgeschichte gefunden hatte, liebte kein intellektuelles, verrätseltes Fach-Schwadronieren über die Kunst, er brachte Sachverhalte auf den Punkt, nüchtern, aber stets spannend. Und oft hatte Cladders eine Anekdote parat: "Was ist das?", fragte der Krefelder, der 18 Jahre lang das Kunstleben der Vitusstadt geprägt hat, indem er auf ein Bild im Museum wies. "Ein Baum vor einer Wolkenlandschaft", versuchte ein Anwesender eine Antwort. Darauf Cladders trocken: "Nein, das ist Öl auf Leinwand."

Freitag vergangener Woche ist Johannes Cladders seiner schweren Krebserkrankung in seinem Krefelder Haus erlegen. Mit Geschick und einer Portion niederrheinischer Schläue hatte er den Mönchengladbacher Rat Anfang der 70er Jahre von der Notwendigkeit überzeugt, ein neues, architektonisch bedeutendes Museum zu bauen. Bei dessen 25-Jahr-Feiern im Juni 2007 trat Cladders zum letzten Mal in Gladbach öffentlich auf – schon damals gezeichnet von der Krankheit.

Unter dem Schutz der Kirche

Mit einem Paukenschlag eröffnete Cladders, der zuvor zehn Jahre als Assistent des Krefelder Museumschefs Paul Wember gearbeitet hatte, 1967 seinen Dienstantritt im alten Museum an der Bismarckstraße. Cladders präsentierte mutig Joseph Beuys, der damals noch als verschrobener Umstürzler galt. "Zwei Tage vor der Eröffnung der Ausstellung ging ich mit Cladders durchs Haus", berichtet Ex-Kulturdezernent Dr. Busso Diekamp. "Ich sagte zu ihm: ,Morgen fliegen wir beide raus, bedenken Sie, dass wir beide unversorgte Kinder haben." Doch Cladders beruhigte den Beigeordneten: "Ihnen und mir kann nichts passieren; ein Monsignore wird die Eröffnungsansprache halten, wir stehen unter dem Schutz der heiligen Kirche." Das Ausstellungsdebüt des jungen Museumsleiters fand übrigens ein riesiges Echo. "Für mich war Johannes Cladders über all die Jahre der liebste Amtsleiter, ich mochte ihn sehr, es war eine unheimlich gute Zusammenarbeit", erinnert sich der 80-jährige Diekamp.

Für Cladders' Überzeugungstalent im Umgang mit Politikern bürgt die Tatsache, dass er, der Amtsleiter, seinen Wunsch-Architekten für den Neubau eines Kunstmuseums selbst bestimmen konnte: Hans Hollein. Seine heitere, freundlich-aufgeschlossene Art hat ihm viele Freunde gemacht. Auch Kunstsammler wie Dr. Erich Marx oder Reinhard Onnasch konnte Cladders dazu bewegen, wichtige Werke nach Gladbach auszuleihen. Heute sind sie allerdings nicht mehr auf dem Abteiberg zu finden.

(RP)
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