Mönchengladbach Der Wald als Spielzimmer

Mönchengladbach · Gladbachs erster Waldkindergarten eröffnet nächste Woche. Die 7000 Quadratmeter große Fläche am Volksgarten kann ab sofort von 20 Kindern erkundet werden. Auch vier Plätze für die U-3-Betreuung sind geplant.

 Die Kinder des Kindergartens "Pfifferlinge" sollen so viel Zeit im Freien wie möglich verbringen.

Die Kinder des Kindergartens "Pfifferlinge" sollen so viel Zeit im Freien wie möglich verbringen.

Foto: Ilgner

Im Frühjahr werden sie das Austreiben der Bäume, das Blühen der Windröschen und das Zwitschern der Vögel erleben. Jetzt, im Herbst, geht es dagegen in Regenhose und Gummistiefeln in den Wald. Es braucht keine fünf Minuten, um erdige Abdrücke von Kinderhänden auf den umliegenden Bäumen verteilt zu haben, wie vorab schon einige Jungs aus dem Kindergarten Pfiffikus bewiesen. Kaum zu glauben, wie viel Spaß ein Hügel aufgeschütteter Erde bringen kann.

Start mit Kleingruppe

In einer Woche öffnet Gladbachs erster Waldkindergarten. Die Nachricht hatte sich schon vor den ersten Veröffentlichungen herumgesprochen. Juschka Schiffer (23), Vorstandsmitglied vom Verein Pfifferlinge, telefonierte schon vorab mit vielen interessierten Eltern. "Wir starten mit einer halben Gruppe, also mit etwa zehn drei- bis sechsjährigen Kindern und zwei aus der U-3-Betreuung. Im nächsten Jahr sollen dann aber alle Plätze besetzt werden", sagt Schiffer.

Das Konzept sieht vor, so viel Zeit wie möglich im Freien zu verbringen. Für besonders schlechtes Wetter kann aber auf beheizte Bungalows am Waldrand oder im Extremfall auch auf die Räume des "Pfiffikus", der mit den Pfifferlingen kooperiert, zurückgegriffen werden. "Die Kinder trainieren hier, wie in normalen Kindergärten auch, ihre Sprache und Motorik — nur auf andere Weise. Zudem wird die Eigenständigkeit besonders gefördert", erklärt Boris Tüscher (30), Leiter der künftigen "Pfifferlinge". Die Begegnung und der Respekt vor der Natur stehen im Waldkindergarten im Vordergrund. "Künftig wollen wir deshalb versuchen, auch mit Eltern in Kontakt zu treten, die sehr städtisch und ohne Garten leben", sagt Tüscher. Dafür wurde auch bereits Werbung in anderen Kindertagesstätten gemacht. Die Eltern sollen mit ins Boot geholt und für die Belange der Natur sensibilisiert werden.

Alle Erzieher absolvieren Schulungen für die Betreuung im Waldkindergarten. Andrea Wahl (33), die früher schon eine Ausbildung als Garten- und Landschaftsbauerin absolviert hat, hat im Waldkindergarten ihren Platz gefunden: "Als ich davon gehört habe, war mir sofort klar: Da muss ich hin!", sagt sie. Froh über diesen Zuwachs ist auch Vorstandsmitglied Samira Rippegather (52): "Sie kennt unwahrscheinlich viele Pflanzen und wird den Kindern all ihre Fragen zur Natur beantworten können."

Das Projekt Waldkindergarten wurde seit der Gründung des Vereins im Mai binnen vier Monaten realisiert. Möglich war dies durch das schnelle Handeln der beteiligten Institutionen wie Bezirksvertretung, Jugendhilfeausschuss, Forstverwaltung und Bau- und Grünflächenamt. "Dankbar sind wir aber gerade auch den Mitarbeitern von PariSozial und den Azubis der Volksbank", sagt Juschka Fischer. Beide Gruppen räumten das Waldstück auf, entfernten Müll und bearbeiteten Wege für die Kindergartenkinder. Zudem wurde ein Erdhügel aufgeschüttet, auf dem sie sich austoben können. Jeder Stein, jeder Ast — ein potenzielles Spielzeug. Das schafft nur der Wald.

(ansc)
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