Mönchengladbach Diagnose Darmkrebs - und das Leben danach

Mönchengladbach · Klaus Golembiewsky hat sein Leben vermutlich der Tatsache zu verdanken, dass er die Vorsorgeuntersuchung gemacht hat: Ein Tumor wurde bei der Darmspiegelung entdeckt. Diese Untersuchung machen viele Menschen nicht - die AOK erreicht in Gladbach eine Quote von 14,1 Prozent.

Ende 2016 suchte Klaus Golembiewsky seinen Hausarzt auf, um sich durchchecken zu lassen. Der 54-Jährige war ohne Beschwerden und wollte bestätigt bekommen, dass er gesund ist. Der Arzt gab ihm einen Teststreifen für eine Stuhlprobe mit. Das Ergebnis der Untersuchung war für den Hocksteiner Alt-Herren-Fußballer zunächst kein Grund zur Sorge: Im Stuhl fand sich etwas Blut, sein Arzt empfahl aber dringend eine Darmspiegelung. Die Diagnose danach war ein Schock: Der Gastroenterologe fand einen Tumor direkt am Darm-ausgang.

Die Diagnose Krebs stellte das Leben des alleinerziehenden Vaters auf den Kopf. "Keiner in der Familie war jemals an Krebs erkrankt. Und ich habe alle Vorsorgeuntersuchungen pflichtgemäß gemacht", erzählt Golembiewsky. Es folgte ein Behandlungsmarathon: Drei Tage lang wurde der Hocksteiner im Elisabeth-Krankenhaus untersucht. "Ich hatte das Gefühl, als wollten die Ärzte jeden Zentimeter meines Körpers checken, vom dicken Zeh bis zu den Haarwurzeln. Aber ich bin dankbar, dass sie das so intensiv gemacht haben", erzählt er. Es gab dabei auch eine gute Nachricht: Die Ärzte im Eli stellten fest, dass der Tumor noch nicht gestreut hatte. Dennoch: Die Entscheidung, wie therapiert wird, war nicht leicht. Weil der Tumor direkt am Darmausgang liegt, hätte seine operative Entfernung bedeutet, dass der Chirurg auch den Schließmuskel hätte beseitigen müssen. Golembiewsky hätte fortan mit einem künstlichen Darmausgang leben müssen.

Doch die Ärzte empfahlen eine Alternative: Mehrere Wochen lang muss sich der Industriemechaniker einer Strahlen-/Chemotherapie im Franziskushaus unterziehen. Danach besteht die Hoffnung, dass sich der Tumor so verkleinert hat, dass er operativ entfernt werden kann, ohne dabei den Schließmuskel anzugreifen. "Ich muss nach der OP zwar einige Monate mit einem künstlichen Darmausgang leben. Aber dann wird auch wieder alles zurückgelegt. So ist jedenfalls der Plan", sagt Golembiewsky.

Darmkrebs ist bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen sogar die zweithäufigste Tumorerkrankung in Deutschland. Bei älteren Menschen ist sie deutlich häufiger als bei jüngeren. Nachdem die Zahl der Neuerkrankungen bis 2008 kontinuierlich angestiegen ist, geht sie seitdem leicht zurück. Dies wird darauf zurückgeführt, dass die Darmkrebsfrüherkennung deutlich verbessert wurde. Wer 50 Jahre alt ist, kann jährlich seinen Stuhl untersuchen lassen, ab 55 Jahren kann man derzeit auf Kassenkosten eine Darmspiegelung machen lassen.

Bei der Koloskopie wird der Dickdarm mit einem Endoskop von innen untersucht. Genau da liegt aber auch ein Grundproblem: Viele Menschen scheuen die Darmspiegelung. 2016 gab es in Mönchengladbach 2235 AOK-Versicherte im Alter von 55 bis 59 Jahren, die im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung Anspruch auf eine Koloskopie gehabt hätten. In Anspruch genommen wurde die Behandlung aber nur von 315. Dies entspricht einer Quote von 14,1 Prozent.

Klaus Golembiewsky hat seit dem 50. Lebensjahr alle Vorsorgeuntersuchungen konsequent gemacht. "Das hat mir womöglich das Leben gerettet", sagt er. Die Therapie derzeit ist zwar kein Zuckerschlecken, aber die Folgen halten sich in Grenzen: "Ich bin schlapp, fühle mich schon morgens so, als hätte ich acht Stunden hart gearbeitet. Aber insgesamt ist es gut auszuhalten." Im Sommer will er alles überstanden haben: "Dann will ich wieder arbeiten gehen und Fußball spielen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort