Mönchengladbach Diagnose Fettleber - das kann gefährlich werden

Mönchengladbach · Das Leberzentrum des Elisabeth-Krankenhauses geht der Ursache auf den Grund. Eine Ernährungsumstellung hilft oft.

Die Frage der Hausärztin kommt ohne Vorwarnung. "Trinken Sie?", fragt sie und schaut ihren Patienten tief in die Augen. Dieser weiß im ersten Moment nicht, wie ihm geschieht und antwortet mit einer kurzen Erklärung und mit einer Gegenfrage: "Wenn sie Alkohol meinen, eigentlich nein. Ich würde mich in dieser Hinsicht sogar als abstinent bezeichnen. Aber wie kommen Sie darauf?" Die Hausärztin, die ihren Patienten seit Jahren kennt und ihn gerade intensiv untersucht hat, lehnt sich zurück: "Sie haben eine Fettleber. Alkohol ist aber nur eine von mehreren möglichen Ursachen." Dieser Dialog fand vor vielen Jahren statt. Damals tat der Patient die Diagnose als "Laune der Natur" ab. Heute weiß er: Eine Fettleber zu haben ist nicht ohne - es ist eine Erkrankung. Und eine durchaus nicht unproblematische.

Wer den Chefarzt des Elisabeth-Krankenhauses, Huan Nguyen, fragt, wird dies bestätigen. Er räumt mit einem Vorurteil auf: "Eine Fettleber deutet nicht zwangsläufig auf übermäßigen Alkoholgenuss hin." Auch Normalgewichtige können wie Fettleibige und Diabetiker betroffen sein, ohne es zu wissen: "Eine ,nicht-alkoholische Fettleber' ist eine gefährliche Krankheit. Die Erkrankungen nehmen deutlich zu." Leberleiden seien nicht schmerzhaft, "daher merken die Menschen meist erst im fortgeschrittenen Stadium, dass sie erkrankt sind. Wer gesund aussieht, muss nicht gesund sein. Erhöhte Leberwerte können auf eine Leberzirrhose hindeuten."

Die Fettleber führe zu einer chronischen Leberentzündung, Leberzirrhose und auch zu Leberkrebs. Auf den Grund, warum auch schlanke Menschen eine Fettleber entwickeln können, sei die Wissenschaft erst vor einigen Jahren gestoßen, so Professor Nguyen: "Der Schlüssel liegt in der Darmflora des Menschen. Verkürzt gesagt: Die Bakterien dort sind für die Entwicklung der Fettsucht verantwortlich." Außerdem spiele die Ernährung eine zentrale Rolle: "Wir trinken heute mehr Fruchtsäfte als früher. Die Darmflora wandelt den Fruchtzucker in Alkohol um und der begünstigt die Entstehung der Fettleber beziehungsweise eine Fettleberhepatitis". Durch eine veränderte Ernährung könne diese Entwicklung regelrecht umgepolt werden. Dies sei im Übrigen auch "das Geheimnis der mediterranen Küche. Sie ist einfach ballaststroffreicher. Diese Kost hilft dabei, die Darmbakterien neu zu konditionieren."

An den Städtischen Kliniken in Rheydt werden seit rund einem Jahr Erkrankungen der Leber im Leberzentrum behandelt. Am Eli sind daran drei Fachabteilungen beteiligt: die Gastroenterologie, die Chirurgie und die Radiologie. Gemeinsam werden die jeweiligen Krankheitsbilder angeschaut und die weiteren Behandlungsschritte festgelegt. Leberleiden haben unterschiedlichste Ursachen. Nguyen: "So kann es sein, dass es in Wahrheit um eine Gallensteinerkrankung geht, um ein Rheuma der Leber, eine chronische Viruserkrankung oder sogar um Metastasen in der Leber". Eine Fettleber ist auch Ausgangsbedingung für andere Stoffwechselerkrankungen und begünstigt Herzkreislauferkrankungen.

Je nach Sachlage würden im Leberzentrum spezielle Laboruntersuchungen durchgeführt und zur Festigung einer Diagnose unter anderem Gewebeproben entnommen, oder auch eine Bauchspiegelung gemacht. Und am Ende der Diagnostik stünde längst nicht immer eine Operation. Etwa 3500 Patienten im Jahr würden mit ihren unterschiedlichen Lebererkrankungen im Leberzentrum der Städtischen Kliniken behandelt: "Wir haben dazu eigens die Ausstattung der Endoskopie auf den modernsten Stand gebracht. Die Investition liegt deutlich über 1,5 Million Euro."

(biber)
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