Mönchengladbach Die Armut hat ein lokales und ein globales Gesicht

Mönchengladbach · Ja, sagt eine Mönchengladbacherin, sie würde faire Produkte kaufen und dafür auch mehr bezahlen. Ein Mann meint dagegen, niemand habe etwas zu verschenken. Die Schüler der Klassen 7a und 7b haben Fragen zum Thema Armut gestellt, haben Referenten wie Karl Sasserath vom Arbeitslosenzentrum, Monika Bartsch von der Mönchengladbacher Tafel oder dem Auslandskorrespondenten Mirco Keilberth zugehört, und selbst kleine Szenen gespielt. Herausgekommen ist ein interessanter Film, der das Thema Armut unter lokalen wie globalen Aspekten zeigt und trotzdem sehr persönlich ist. Man merkt, dass die Schüler Unterstützung von Profis hatten.

Geleitet wurde das Projekt Armut nämlich von Journalisten und Medienfachleuten, die sich in der Aktion Weißes Friedensband engagieren. "Wir wollen den Jugendlichen weitergeben, was wir als Journalisten gelernt haben", erklärt Günter Haverkamp, einer derjenigen, die das Projekt am Franz-Meyers-Gymnasium betreut haben. Wichtig ist ihm auch, dass Jugendliche Erwachsenen ihre Meinung mitteilen und Fragen stellen. Deshalb endet das Projekt, das die Schüler seit den Herbstferien im Politikunterricht beschäftigt hat, mit der Vorführung des fertig geschnittenen Films und einer anschließenden Fragerunde mit dem Gladbacher Bundestagsabgeordneten Günter Krings.

Der Film zeigt die Interviews, die die Schüler geführt haben, erklärt, wie die Gladbacher Tafel arbeitet, beschreibt Gründe für die hohe Arbeitslosigkeit in der Stadt und beschäftigt sich mit globalen Zusammenhängen wie den tunesischen Fischern, die als Schlepper arbeiten, weil sie nicht mit den industriellen Fangflotten der EU konkurrieren können. "Ihr habt das Thema Armut umfassend behandelt", lobt denn auch der Bundestagsabgeordnete, bevor er sich den Fragen der Schüler stellt. Den Siebt- und Neuntklässlern brennen vor allem Fragen rund um die Flüchtlingsproblematik unter den Nägeln. Ob er die Flüchtlinge auch für eine Chance für Deutschland halte, will eine Schülerin wissen. Die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge werden in den nächsten Jahren schätzungsweise 17 Milliarden Euro kosten, aber dennoch seien die Flüchtlinge eine Chance. "Es kommen viele junge Menschen zu uns", sagt Krings. "Aber der Nutzen, den Deutschland hat, ist nicht der entscheidende Grund für die Aufnahme. Die Menschen werden aufgenommen, weil sie in Not sind." Warum überhaupt so viele Menschen nach Deutschland wollten, lautet eine andere Frage. "Deutschland hat einen guten Ruf, andere Länder liefern sich dagegen einen regelrechten Schäbigkeitswettbewerb", sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete. Nutzt der IS die Flüchtlinge, um Terroristen einzuschleusen? Auch diese Frage bewegt die Schüler. Allen Hinweisen werde nachgegangen, bisher ohne auf Verdächtige zu stoßen, betont Krings. Und die Hinweise auf die Benutzung der Flüchtlingsroute durch einige der Pariser Attentäter sollten wohl eher die europäische Bevölkerung verunsichern und gegen die Flüchtlinge aufbringen. Schließlich geht es noch um das Thema Arbeitsplätze. Dass deutsche Arbeitssuchende Vorrang vor Flüchtlingen bei der Besetzung von Arbeitsplätzen haben, findet Krings richtig. "So stellen wir sicher, dass die Stimmung sich nicht gegen die Flüchtlinge wendet."

(RP)
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