Mönchengladbach Die Branche der Bestatter ist im Wandel

Mönchengladbach · Bei dem Unternehmen Heinrich Flesser kümmert sich die dritte Generation um die Belange beim Trauerfall.

 Sie führen das Familienunternehmen (v.l.): Gerhard und Franz Flesser (vorne), Hans, Katrin Flesser-Elfroth und Dirk Flesser (hinten).

Sie führen das Familienunternehmen (v.l.): Gerhard und Franz Flesser (vorne), Hans, Katrin Flesser-Elfroth und Dirk Flesser (hinten).

Foto: Detlef Ilgner

Es ist kein leichter Beruf, den sich Katrin Flesser-Elfroth und ihr Cousin Dirk Flesser ausgesucht haben. Bestatter haben mit Familien in Extremsituationen zu tun, werden mit Leid und Trauer konfrontiert und zu allen Tages- und Nachtzeiten angerufen. Aber beide kennen die Situation von Kindheit an, denn schon ihre Väter und ihr Großvater haben in dieser Branche gearbeitet und das Familienunternehmen aufgebaut. "Es ist ein Beruf, bei dem man viel Empathie braucht", sagt Dirk Flesser, "aber man bekommt auch viel zurück."

Das Bestattungsunternehmen Heinrich Flesser feiert in diesen Tagen sein 75-jähriges Bestehen. Am 1. April 1939 gründete der Schreinermeister Heinrich Flesser eine Sargfabrik. Er produzierte Särge, die andere Schreiner ihm abnahmen. Dass er sich darauf spezialisierte, hatte durchaus praktische Gründe: Er hatte festgestellt, dass in Sargfabriken stets Vollbeschäftigung herrschte. Zudem musste er nicht, wie viele andere Schreiner, die im Baugewerbe arbeiteten, von Baustelle zu Baustelle reisen. Er konnte in Hehnerholt bleiben. In den frühen 1950er Jahren begann er, auch selbst als Bestatter tätig zu werden. Seine drei Söhne Hans, Franz und Gerhard stiegen im Laufe der Jahre ins Familiengeschäft ein und wurden schließlich Mitinhaber.

In diesen Jahren bestand der Service, den ein Bestatter leistete, aus der Einsargung, der Abholung aus der Wohnung, der Fahrt zum Friedhof und unter Umständen der Terminabsprache mit Pfarre und Friedhof. Auch die Anzeigen und die Trauerdrucksachen übernahm unter Umständen der Bestatter. So praktisch wie heute lief die Abwicklung damals aber noch nicht. "Man musste am Sonntagabend die Anzeigen bei der Rheinischen Post persönlich abgeben", erinnert sich Franz Flesser.

Heute hat der Umfang der Dienstleistungen, die ein Bestatter übernimmt, weiter zugenommen. Man kümmert sich nicht nur um Särge und Trauerdrucksachen, sondern auch um die gesamte Organisation von der Auswahl der Musikstücke bis zu Absprachen mit der Versicherung. Vor allem aber steht der Bestatter als Berater der trauernden Familien zur Verfügung. "Wir begleiten die Familien", sagt Katrin Flesser-Elfroth. Und ihr Vater Hans Flesser ergänzt: "Den Menschen zur Seite zu stehen, ist das Entscheidende, nicht das Kommerzielle. Bestatter ist ein Beruf, bei dem man Menschen hilft." Wichtig sind deshalb die persönlichen Beziehungen. "Wir haben einen gewachsenen Kundenstamm", sagt die gegenwärtige Gesellschafterin. "Wenn uns jemand hinterher sagt, wir hätten uns gekümmert, als ob jemand in der eigenen Familie gestorben ist, haben wir alles richtig gemacht."

Da Sterben und Tod in unserer Gesellschaft ein Tabu sind, verdrängen viele das Thema. "Dann sitzen wir mit den Familien zusammen, und die Angehörigen wissen nicht, ob der Verstorbene eine Feuer- oder eine Erdbestattung gewünscht hat", sagt Dirk Flesser. "Deshalb bieten wir auch unverbindliche Beratungen an. Jeder kann vorsorgen." Generell sehen die Bestatter in den letzten zehn Jahren einen großen Wandel. Es gebe eine sehr starke Tendenz zur Feuerbestattung, weil damit die Grabpflege vereinfacht wird. "Ich kann verstehen, dass das ein großes Problem ist", sagt der Bestatter. "Die Menschen sind viel unterwegs, die Grabpflege wird zunehmend schwierig." Für die Suche nach dem billigsten Anbieter im Internet hat er da schon weniger Verständnis. Es gebe Fälle, da würden die Verstorbenen in Krematorien in Osteuropa verbrannt. "Schon beim Transport herrschen da sehr merkwürdige Zustände", hat Flesser festgestellt. Das Bestattungsunternehmen Heinrich Flesser beschäftigt neben den beiden Gesellschaftern drei Mitarbeiter, die schon viele Jahre für die Firma tätig sind.

(arie)
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