Mönchengladbach Die bunte Welt der Karnevalsrufe

Mönchengladbach · Viele der jecken Gladbacher Schlachtrufe muten seltsam an. Was soll zum Beispiel "De Möll kieme" bedeuten? Oder "Puff, Puff, Puffer"? Wir verraten, was hinter den ausgefallenen Sprüchen steckt.

Mönchengladbach: Die bunte Welt der Karnevalsrufe
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Pohl! bedeutet wörtlich übersetzt "Halte die Stange". Gemeint ist "Haltet zusammen". Den Schlachtruf erfanden die Jecken am 8. Februar 1936 während einer Damensitzung in der Kaiser-Friedrich-Halle. Der damalige Oberbürgermeister Hans Poschel rief dazu auf, Vorschläge für einen eigenen Schlachtruf, der sich vom Alaaf und Helau der umliegenden Städte abhebt, einzureichen. Aus 1043 Einsendungen wurde "Halt Pohl" ausgewählt.

Rheydt! ist der Schlachtruf aller Rheydter Karnevalisten und bedeutet "Alles für Rheydt". "Die Mitglieder der 1935 gegründeten Großen Rheydter Karnevalsgesellschaft wollten ausdrücken, dass sie dazu bereit sind, alles für Rheydt zu tun. All Rheydt wurde dann zuerst ein Namenszusatz und schließlich auch der Schlachtruf des Rheydter Karnevals", erklärt Dieter Beines, Präsident der Großen Rheydter Prinzengarde.

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Foto: ddp

flupp! ruft man in Neuwerk. Übersetzt bedeutet der Schlachtruf "Es klappt". "Die Urgesellschaft der KG Uehllöeker war die Karnevalsgesellschaft ,Der ewige Talp´. Aus diesem Namen entwickelte man den Schlachtruf, wie man ihn heute kennt", sagt Benno Rennette, langjähriges Mitglied der KG Uehllöeker Neuwerk. Man brachte damit freudig zum Ausdruck, dass im Neuwerker Karneval alles wunderbar funktioniert.

Zoch kütt! ist der Schlachtruf der 1. Stadtgarde und bedeutet "Der Zug kommt". Die Mitglieder der Stadtgarde stellen beim Veilchendienstagszug die Zugleitung. Weil die Gesellschaft oft vorne im Zoch zu finden ist, kündigen sie damit den VDZ an. "Wir wollten einen Schlachtruf finden, der zu unserer Funktion passt", sagt Stadtgardechef Elmar Eßer. Mit ihrem Schlachtruf werben die Mitglieder also für den Veilchendienstagszug.

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Foto: CD 0385-0388

Möll kieme! ist sicher der außergewöhnlichste Schlachtruf. Er gehört zur KG Poether Pothäepel und heißt übersetzt "Die Pflanzkartoffeln keimen". "Das passt zu unserem Namen. Pothäepel sind Pflanzkartoffeln. Außerdem wollten die damals noch wenigen Mitglieder in den Gründungsjahren damit zum Ausdruck bringen, dass ihre Karnevalsgesellschaft wächst, also keimt", erklärt Rolf Arndt, der Vorsitzende der Pothäepel, den Schlachtruf.

Moot! rufen die Mitglieder der KG Spönnradsbeen Hardt. Übersetzt bedeutet der Schlachtruf "Hab Mut". "Wie genau er entstand, wissen wir nicht mehr. Auf jeden Fall aber gab es einen Kölner Einfluss. Da heißt es ja ,Et is noch immer joot jejange´. Wir gehen davon aus, dass die Gründer der Gesellschaft den Schlachtruf daraus abgeleitet haben", erklärt Reiner Maaßen von den Spönnradsbeen den Gruß der Hardter.

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Foto: 52696834

Puff, Puffer! sagen die Mitglieder der KG Blau-Weiß Eisenbahner. Wie schon im Namen zu erkennen, waren die Gründungsmitglieder Angestellte der Bahn. Den Anstoß für den außergewöhnlichen Schlachtruf gab aber keine Dampflokomotive, sondern das Geräusch der Puffer der Wagen im Rangierbahnhof Rheydt, wenn diese lautstark gegeneinander prallten. Das für die Arbeit typische Geräusch übertrug man in den Schlachtruf.

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Foto: Stade, Klaus Dieter (kds)

vör-rop, Schelse hinge drop! ist der Schlachtruf der KG Botterblom Giesenkirchen. Er bedeutet "Giesenkirchen vorne weg, Schelsen hinten drauf". In den Gründungsjahren hieß es nur "Gisekerke vör-rop". Später kamen aber viele Mitglieder aus Schelsen mit dazu und so kam der Zusatz "Schelse hinge drop" mit dazu. Außerdem thematisiert der Schlachtruf die oft lustigen Sticheleien zwischen den beiden Stadtteilen.

alter Frische! sagen die Gelb-Blauen Funken. Streng genommen ist es eigentlich gar kein Karnevalsruf, sondern ein Abschiedsgruß. "Bei uns hat man immer schon gerne gefeiert. Wenn man sich verabschiedet hat, sagte man ,In alter Frische´ und wünschte dem anderen damit, ihn gesund wiederzusehen", erklärt Ralf Radermacher, der Vorsitzende der Gelb-Blauen Funken den Schlachtruf der Garde des Oberbürgermeisters.

Alaaf! heißt "Odenkirchen Alaaf". Den kölschen Schlachtruf bringen nur die Odenkirchener raus. Und das nicht ohne Grund. Einst war der Kölner Jan von Werth Herr der Burg Odenkirchen. An diese Tradition erinnern die Gründer der Gesellschaft und unterhalten viele Kontakte zu Kölner Karnevalsgesellschaften. Den dort typischen Schlachtruf "Alaaf" importierten sie einfach.

(cli)
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