Mönchengladbach Die doppelte große Liebe

Mönchengladbach · Normalerweise verliebt man sich nur einmal im Leben so richtig. Christoph Vennen aus Hardt erlebte das jedoch ganz anders: Er ist dem Ford Escort RS 2000 gleich zweimal verfallen. Er ist einfach begeistert von dieser "lebenden Legende".

 Weiß mit zwei blauen Streifen auf der Motorhaube: So hat sich Christoph Vennen – hier mit seinem Sohn Julian – seinen Ford Escort RS 2000 zurechtgemacht.

Weiß mit zwei blauen Streifen auf der Motorhaube: So hat sich Christoph Vennen – hier mit seinem Sohn Julian – seinen Ford Escort RS 2000 zurechtgemacht.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Wenn der gebürtige Mönchengladbacher und mehrmaliger Deutscher Rennsportmeister, Hans Heyer, mit seinem 275 PS starken Ford Escort am Nürburgring durch die Nordschleife driftete, dann war die Begeisterung grenzenlos. Die Fans waren sich einig: Solch ein Auto musste es auch für die Straße geben. Christoph Vennen, Jahrgang 1965 und Kfz-Meister bei Auto Vennen in Hardt, hatte das Glück, einen Ford Escort RS 2000 gleich zweimal sein eigen zu nennen. So war er Anfang der 80er Jahre das erste Mal im Besitz eines solchen sportlichen Flitzers. 1984 entschied er sich dazu, den Wagen wieder zu verkaufen. Damals gab es in Hardt gleich drei Ford Escort des Bautyps RS 2000. Einer davon wurde verschrottet. Vennen gab seinen nach Heinsberg ab, und der dritte Wagen fristete sein Dasein in einer Hinterhofgarage.

Das Schicksal meinte es gut

Nachdem Christoph Vennen jahrelang immer wieder andere Ford-Modelle gefahren war, wurde die Sehnsucht nach dem RS 2000 immer größer. "Ich wusste von dem einen Wagen in Hardt, der nutzlos in einer Garage stand. Wie der Zufall es wollte, kam der Besitzer dieses Ford Escorts auf mich zu und fragte mich, ob ich noch Interesse an dem Auto hätte", erzählt Vennen. Ohne zu zögern griff er zu und befreite das alte Schätzchen im Oktober 2008 – nach 19 Jahren – aus seinem Dornröschenschlaf.

Doch der Wagen aus dem Jahr 1977 war in keinem guten Zustand. Nur noch der Rost hielt den alten RS 2000 zusammen. Oldtimer-Insider hatten das Auto zu diesem Zeitpunkt der Zustandsklasse zwei zugeschrieben: Ein sehr schwierig zu restaurierendes Fahrzeug, wesentliche Bauteile beziehungsweise Aggregate fehlen. Größere Investitionen sind nötig, aber noch restaurierbar, hieß es. "Nachts bin ich häufig panisch wach geworden und habe mich gefragt, was ich mir da um Gottes Willen bloß angetan habe", sagt Christoph Vennen. Es kam nicht selten vor, dass er mehrere Stunden vor dem Computer verbrachte, um geeignete Ersatzteile zu finden. Letzten Endes hatte das tatsächlich Erfolg. 350 Arbeitsstunden hat er in die Restaurierung gesteckt. "Meinen Mann habe ich in der Zeit nicht viel gesehen", erzählt Angela Vennen.

Heute erinnert nur noch ein dickes Fotobuch an die Rostlaube von vor vier Jahren. Doch die ganze Arbeit zahlte sich aus: Im Juli 2010 konnte Christoph Vennen seinen RS 2000 wieder in Betrieb nehmen. Er machte ihn so zurecht, wie damals seinen ersten Ford Escort – weiß mit zwei blauen Streifen über der Motorhaube.

Übernommen hat Vennen ihn mit 125 000 gefahrenen Kilometern. Seit seiner Wiedergeburt ist der alte Escort schon 4000 Kilometer gelaufen. So kommt es bei schönem Wetter immer wieder vor, dass Christoph Vennen seinen modernen Ford Galaxy Zuhause stehenlässt und mit seiner Jugendliebe – dem RS 2000 – zur Arbeit fährt.

Meistverkaufter Ford RS

Fans wie er waren Mitte der 70er Jahre aus dem Häuschen, als Ford dieses Modell auf den Markt brachte. Der unangefochtene Seriensieger mit seinen vier Hauptscheinwerfern und serienmäßigen 110 PS ist bis heute der meistverkaufte Ford RS aller Zeiten. Im Rallye-Sport gilt dieses Auto sogar als lebende Legende, die 1979 – als RS 1800 – die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gewann.

Wenn die Kinder von Christoph Vennen etwas selbstständiger sind, will er auch einmal an der Eifel Classic teilnehmen. Aber vorher möchte er gerne noch die Nordschleife des Nürburgrings mit dem RS 2000 erkunden.

(sibr)
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