Mönchengladbach Die Geschichten des Fabio Borquez
Mönchengladbach · Die Landschaften sind weit und leer, die Gesichter sehr nah. Der argentinische Künstler Fabio Borquez zeigt ab heute einige seiner Porträts und Natureinblicke im Café Van Dooren am Schillerplatz. Sie sind voller Poesie und Erzählungen.
Er liebt Geschichten. Seine Fotografien sind voll davon. Und wenn er redet, purzeln sie nur so aus ihm heraus. Fabio Borquez ist Argentinier. Geboren wurde er 1964 in Buenos Aires, wo er Kunst, Fotografie und Architektur studierte. Seit 2001 lebt er in Deutschland, seit 2014 in Mönchengladbach, genauer: an der Brucknerallee in Rheydt. Der Fotograf ist viel herumgekommen in der Welt - und immer hat er fotografiert. Eine schöne Zahl von beeindruckenden Porträts und Landschaftsbildern zeigt Borquez, der im vergangenen Jahr in die Riege der städtischen c/o-Künstler aufgenommen wurde, jetzt im Café Van Dooren am Schillerplatz. Heute Abend wird seine Ausstellung "anGEkommen" um 20 Uhr eröffnet. Der Kunsthistoriker Bernhard Jansen wird ein paar Worte sagen, dann darf geschaut und geplaudert werden.
Bekannt wurde Fabio Borquez durch seine Aktfotografien, die international in Museen und Galerien ausgestellt wurden. Umfangreiche Bildbände präsentieren sein Werk. "Ich zeige Frauen nie als Sexobjekt, ich zeige immer das Wesen der Frau", sagt der Künstler. Er verschafft ihnen eine Bühne. Im wahren Sinn des Wortes. Oft wirken die Szenen wie in einer Theaterkulisse arrangiert. Geheimnisvoll, verführerisch, unnahbar.
Im Van Dooren stellt er Menschen und Natur vor - aus aller Welt. Landschaften, die er in Kenia, Tansania, Marokko und Portugal aufgenommen hat - weit und leer. Gesichter - sehr nah. Ein Junge schaut frontal in die Kamera des Künstlers, seine Augen sind weit geöffnet, leuchten hell. Ein Mann mit Turban, fotografiert in der Sahara, schaut ernst und und schön. Daneben ein Krieger: helle Bemalung auf der dunklen Haut, die kräftigen Haare hochgebunden. "Den Mann habe ich im Minto gesehen und angesprochen", sagt Fabio Borquez. Der Fremde ließ sich auf den Künstler ein, der bemalte sein Gesicht und lichtete ihn ab.
Über dem Klavier im Van Dooren hängt das beeindruckende Porträt des argentinischen Tango-Sängers, Gitarristen, Saxofonisten und Komponisten Daniel Merlingo. In der rechten Hand hält er einen schwarzen Zylinder, sein Blick geht nach oben. "Ein sehr guter Musiker", sagt Fabio Borquez.
Die Kunst von Fabio Borquez war in Mönchengladbach noch nicht oft zu sehen. Im "Kult & Genuss" in Rheydt hat er eine Auswahl seiner Fotos gezeigt, mit Link & Kress bespielt er die Kunstroute Altstadt - und jetzt das Van Dooren. Dennoch sagt der Künstler: "Ich fühle mich hier sehr zuhause." Dass er überhaupt in Mönchengladbach gelandet ist, schreibt er einem entscheidenden Moment seines Lebens zu. 1998 hat er in Miami Christine kennengelernt - eine junge deutsche Touristin. "Wir haben uns zehn Minuten unterhalten, dann habe ich ihr gesagt, dass ich sie heiraten werde." Sie gaben sich tatsächlich das Ja-Wort. Bis 2001 führten sie eine Fernbeziehung. Dann verabschiedete er sich von seiner Heimat, wo er sich als Künstler einen Namen gemacht hatte, von Galerien vertreten, in Zeitungen und Magazinen besprochen worden war. "Ich habe mein Leben in Argentinien verlassen, das Risiko auf mich genommen, ganz von vorne anfangen zu müssen." Er hat es nicht bereut. "Ich bin hier total glücklich."