Mönchengladbach Die Geschichtenerzählerin

Mönchengladbach · Magdlen Gerhards hat die Geschichte der Weberfamilie Sanders weitergeschrieben. Der zweite Band der Saga heißt "Die Last des Erbes". Und wieder sind es die Schicksale der Menschen, die in den Bann ziehen - Liebe, Hass und Tod.

 Magdlen Gerhards mit Band eins und zwei ihrer Familiengeschichte. Band drei ist schon weit gediehen, Band vier - im Kopf - auch.

Magdlen Gerhards mit Band eins und zwei ihrer Familiengeschichte. Band drei ist schon weit gediehen, Band vier - im Kopf - auch.

Foto: Detlef Ilgner

Wenn ihr jemand nicht mehr behagt, dann lässt sie ihn verschwinden. "Ich lasse ihn sterben oder auswandern", sagt Magdlen Gerhards. Die Autorin darf das. Schließlich erfindet sie ihre Protagonisten und schreibt ihnen ihren Lebensweg vor. Da kann es schon mal passieren, dass einer schrecklich nervt. Matthias beispielsweise, der Ewiggestrige. Der sexuell völlig unerfahrene Freier hat in der Hochzeitsnacht keine Ahnung, wie er es anstellen soll. Er stirbt wenig später - bis zuletzt ein schlechter Liebhaber. Magdlen Gerhards Lieblingsfigur im zweiten Band der Saga über die Familie Sanders ist Heinrich. "Der muss so viele Lasten tragen, er kann nicht auf sein eigenes Glück schauen." Kurz vor seiner Hochzeit verunglückt die geliebte Braut Caroline. Das ist tragisch.

Liebe und Tod, Mühsal und Glück liegen nah beieinander in "Die Last des Erbes". Das Buch führt die Geschichte fort, die in "Ein Haus mit vielen Fenstern" begonnen wurde. Die Schicksale der Familienmitglieder sind miteinander verwoben. Die zweite Generation der Sanders erlebt eine Zeit des Umbruchs. Maschinen treten ihren Siegeszug an - auch in der Leinenweberei. Im ausgehenden 19. Jahrhundert bringt die maschinelle Fabrikation grundlegende Veränderungen in die Unternehmen - so auch in die Familien. Magdlen Gerhards hat ihre eigene Familiengeschichte als historischen Background, aber auch historische Quellen und Zeitdokumente. "Mir war es wichtig, dass ich nicht nur die Firmengeschichte der Familie Sanders erzähle", sagt sie. Die Menschen sind es, die für Spannung, Rührung, Freude und auch Mitleid sorgen, sagt die Autorin. Das gelingt, sagt die Leserin.

Schon als Zehnjährige wusste die kleine Magdlen ganz genau, was sie einmal beruflich machen wollte. "Ich wollte immer Erzieherin werden." Bis zur Geburt ihres ersten Kindes tat sie das auch. Und da begann ihre Karriere als Geschichtenerzählerin. "Da habe ich beispielsweise den Regenwurm Mäxchen erfunden", sagt sie. Die Kinder konnten sich nicht satthören. Der Regenwurm wurde zur Serie. Als ihr Cousin Reinhold Ewald zur MIR-Station flog, schrieb Magdlen Gerhards das Kinderbuch "Bastis Abenteuer im Weltall". So ging es weiter. Dann wechselte sie zum Erwachsenenbuch. Und schon ist der dritte Band der Familiensaga weit gediehen. Und Nummer vier entsteht bereits im Kopf. "Ich muss noch aufschreiben, was die beiden Weltkriege für Familie Sanders bereithalten."

Magdlen Gerhards, Die Last des Erbes, Burg-Verlag, ISBN: 978-3-944370-42-2; 12,50 Euro.

(RP)
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