Mönchengladbach Die Haltestellen-Falle

Mönchengladbach · Kurz und teuer mit dem Zug, lang und billig mit dem Bus – Diese Möglichkeit haben Gladbacher, die regelmäßig nach Wegberg pendeln. Schuld sind zwei Verkehrsverbünde. Das könnte sich nun ändern.

Kurz und teuer mit dem Zug, lang und billig mit dem Bus — Diese Möglichkeit haben Gladbacher, die regelmäßig nach Wegberg pendeln. Schuld sind zwei Verkehrsverbünde. Das könnte sich nun ändern.

Der Pendelverkehr zwischen Mönchengladbach und Wegberg ist offenbar eine hoch abenteuerliche und bisweilen auch teure Angelegenheit. Davon berichtete gestern RP-Leserin Roswitha Arnemann. Sie lebt mit ihrer Familie in Genhausen — also diesseits der Stadtgrenze. Ihre beiden Söhne, Sebastian und Christian, sind in Wegberg — jenseits der Grenze — zur Schule gegangen, Tochter Jennifer wird es ihnen demnächst nachtun. "Da die Schokotickets meiner Kinder in der Rurtalbahn nicht bis Wegberg gültig sind, sind sie all die Jahre mit der Buslinie 026 von Genhausen nach Rheindahlen gefahren und von da mit der Linie 017 nach Wegberg." Fahrtzeit: 40 Minuten. Der Zug fährt von Genhausen nach Wegberg maximal drei Minuten.

Ausnahmeregelung

"Wir haben mit dem Aachener Verkehrsverbund eine Ausnahmeregelung für die Pendler zwischen Gladbach und Wegberg getroffen", sagte gestern Thomas Boss von der Gladbacher NVV. "Die gestattet es Kindern mit dem Schokoticket, bis nach Wegberg zu fahren." Für die Rurtalbahn des Verkehrsverbundes Rheinland, die zwischen Gladbach und Dalheim pendelt, gilt das nicht. Einmal, so erzählt Roswitha Arnemann, habe ihr Sohn den Zug nach Wegberg genutzt — und flog prompt auf. 40 Euro hätte er zahlen müssen. "Dagegen habe ich gekämpft", sagt sie. "Schließlich gibt es auf dem Bahnhof Genhausen nicht die Möglichkeit, ein Ticket zu kaufen." Im Fall von Tom und Tatjana, die vom Schaffner am Donnerstag aus dem Zug verwiesen worden, weil sie mit ihrem Schokoticket nur bis Genhausen hätten fahren dürfen, eröffnen die Verkehrsverbunde nur dürftige Hilfsangebote.

Um eine Station weiter, nach Wegberg zu kommen, müssten sie eine Azubi-Monatskarte beim Aachener Verkehrsverbund (AVV) in Höhe von monatlich 32,40 Euro pro Person kaufen. "Günstiger wäre ein Kurzstreckenticket, das pro Fahrt 0,95 Cent kostet", sagte Dirk Neumann vom AVV. Der Knackpunkt: Das Ticket ist zwar im Format einer Vierer-Karte zu erhalten, aber nicht in Mönchengladbach.

Auf Anfrage der RP lenkten Freitag AVV und VRR ein. Die Verkehrsverbunde wollen eine Lösung finden. Gerd Pint, stellvertretender Fachbereichsleiter Bildung und Soziales der Stadt Wegberg, sagte, dass dieses Problem lange bekannt ist, Lösungen gibt es noch nicht. Insgesamt besuchen 26 Gladbacher Kinder Schulen in Wegberg, 15 sind im Besitz eines Schokotickets und pendeln mit dem öffentlichen Nahverkehr. "Unter dem Strich ist das nicht nur ein Gladbacher Problem", sagte Pint. Denn auch 32 Schüler aus Wegberg fahren jeden Tag nach Gladbach zur Schule.

(RP)
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