Mönchengladbach Die miesen Maschen der Trickbetrüger

Mönchengladbach · Um an das Gesparte von Senioren zu kommen, lassen sich Betrüger immer neue Tricks einfallen. Jetzt geben sich die Täter schon als Mitarbeiter vom Pflegedienst oder sogar als Nachbarn aus, um in die Wohnungen zu kommen.

 Weil Senioren meist ein Leben lang gearbeitet und entsprechend Geld angespart haben, sind sie bevorzugte Ziele von Betrügern.

Weil Senioren meist ein Leben lang gearbeitet und entsprechend Geld angespart haben, sind sie bevorzugte Ziele von Betrügern.

Foto: Olaf Staschik

Eigentlich ist Hermann Förster* (Name geändert) vorsichtig. Das war auch an jenem Sonntag so, als es an seiner Tür klingelte. Statt sofort zu öffnen, fragte Förster erst über die Gegensprechanlage nach, wer da sei. Ein Mann meldete sich, nannte einen Namen und erklärte, er sei ein Nachbar. Er habe sich ausgesperrt, stehe nun da ohne Papiere und Geld. Er habe schon beim Nachbar X geklingelt, den er kenne. Der sei aber auch nicht zu Hause.

Hermann Förster kannte den Mann vor der Tür nicht. Aber er lebt in einem großen Wohnviertel, da kennt man nicht jeden Nachbarn. "Normalerweise hätte ich mir in der Wohnung erst einmal einen Ausweis von dem Fremden zeigen lassen, aber in diesem Fall war das ja aussichtslos", berichtet Hermann Förster. Er öffnete schließlich die Tür, weil es sich ja tatsächlich um eine Notlage zu handeln schien. Außerdem gab es den Namen des Nachbarn, den der Fremde genannt und bei dem er angeblich schon geklingelt hatte, wirklich. Der Fremde sei recht sympathisch gewesen. Er zeigte einen zerbrochenen Schlüssel und fragte noch einmal, ob Hermann Förster ihm helfen könne.

Geld abgezockt

Der Senior riet, den Schlüsseldienst zu holen. Doch der vermeintliche Nachbar erklärte, das sei ihm zu teuer. Er arbeite bei der Rheinarmee, dort könne er auch am Sonntag in die Werkstatt. Wenn Hermann Förster ihm Geld gebe, könne er sich dort einen Schlüsselrohling zurechtfeilen. "Wenn Sie mir 25 Euro leihen, bringe ich Ihnen heute Abend 100 Euro als Dank zurück", sagte der "Nachbar". Förster gab ihm die 25 Euro und erklärte, er brauche ihm auch nur diesen Betrag zurückzugeben.

Der Fremde bedankte sich und ging — mit dem Geld, das Hermann Förster nie mehr wiedersah. "Auch wenn es nur ein kleiner Betrag war, ist es ärgerlich", sagt Förster. "Ich gehe davon aus, dass der Trick nicht nur bei mir angewendet wurde."

Bei der Polizei ist die Masche bekannt. "Die Betrüger lassen sich immer wieder neue Tricks einfallen", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Einziges Ziel sei, schnell und einfach Beute zu machen. Und dafür suchten sich die Trickbetrüger Menschen als Opfer aus, von denen sie glauben, dass sie sich nicht wehren können.

Gerade Senioren werden so immer wieder Opfer von Betrugsversuchen. Enkeltrick, Nichtentrick, Bekanntentrick — mit immer ähnlichen Maschen versuchen die Betrüger, an leicht verdientes Geld zu kommen. "Senioren haben ein Leben lang gearbeitet und ein bisschen was zur Seite gelegt", sagt Franz J. Thiel, der bei der Polizei für Kriminalprävention zuständig ist. Dadurch würden sie besonders attraktive Ziele abgeben.

Opfer sind vor allem Rentner

Thiel versucht daher, den Rentnern bei Vorträgen einfache Tipps mit auf den Weg zu geben, durch die sie sich schützen können. Das ist auch nötig, denn die Strategien werden immer ausgefeilter. So erzählte eine Frau dem Kriminalhauptkommissar, dass bei einer Freundin zuletzt ein Mann geklingelt hätte, der sich als Mitarbeiter vom Pflegedienst ausgab. "Er sagt, dass die Kollegin, die eben da gewesen war, ihr Portemonnaie vergessen hätte", erzählt die Frau. Da diese aber bereits beim nächsten Termin sei, habe sie ihn gebeten, es abzuholen.

Auch hier klang die Geschichte zunächst plausibel. Die Frau bekam tatsächlich jeden Morgen Besuch von einer Frau vom Pflegedienst. Auch heute war diese erst vor wenigen Minuten gefahren. Doch genau diesen Moment muss der Mann beobachtet und abgepasst haben. Als die ältere Dame nach der Geldbörse suchte, raubte er sie aus. Thiel rät daher, bei jedem unbekannten Besucher vorsichtig zu sein: "Das hat mit Unfreundlichkeit nichts zu tun." Im Zweifel solle man sich einfach durch einen kurzen Anruf — etwa beim Pflegedienst — rückversichern.

(RP/ac/top)
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