Mönchengladbach Die miesen Maschen der Trickdiebe

Mönchengladbach · Die Polizei warnt: Trickdiebe suchen wieder sehr intensiv nach potenziellen Opfern. Wer mit den Vornamen Gertrud oder Friedrich im Telefonbuch steht, gehört zu den besonders Gefährdeten. Denn im Fokus der Täter stehen Senioren.

Trickbetrüger Maschen und Tricks
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Die Maschen der Trickbetrüger

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Eine 74-jährige Mönchengladbacherin wird von einem Mann bestohlen, der sich als Mitarbeiter der Stadtwerke ausgibt. Einen Tag zuvor verliert eine 84-Jährige ihren Schmuck und Geld, weil sie einen falschen Wasserwerker ins Haus lässt. Am 14. November werden eine 95-Jährige und eine 76-Jährige Opfer von Trickdieben, die sich als Handwerker vorstellen. Das sind nur vier Fälle aus diesem Monat und längst nicht die einzigen.

Trickdiebe sind immer auf der Suche nach potenziellen Opfern. Und wenn sie auch manchmal mit uralten Maschen unterwegs sind, so haben sie doch oft Erfolg. Hajo Hackin, Leiter des Mönchengladbacher Kommissariates Kriminalprävention, kennt etliche Fälle, in denen Senioren ihr ganzes Hab und Gut verloren, weil ihre Hilfsbereitschaft und Gutmütigkeit ausgenutzt wurde.

Jetz, zum Ende des Jahres, und vor Weihnachten sind wieder besonders viele Betrüger unterwegs, die sich unter dem Vorwand, Wasseruhren und Stromzähler ablesen zu müssen, Zugang zu Häusern und Wohnungen verschaffen, weiß Hajo Hackin. Nach Weihnachten könnten wieder falsche Müllwerker umherziehen, die um ein Neujährchen, also Trinkgeld, bitten.

Die Betrugsmaschen sind mies und vielseitig: In Mönchengladbach waren in diesem Jahr schon Trickdiebe erfolgreich, die sich als Telekommunikationsmitarbeiter, TV-Techniker, Kabelnetzbetreiber und Polizisten ausgaben. "Auch falsche Staatsanwälte und Richter waren schon unterwegs", weiß Hackin. Und die würden die älteren Menschen oft massiv unter Druck setzen. "Sie drohen beispielsweise, dass sie gegen die Senioren einen Haftbefehl erlassen würden, wenn sie den Forderungen nicht nachkommen", sagt der Kommissariatsleiter.

Dass die Opfer bei Trickbetrugsfällen oft fünfstellige Summen verlieren, ist laut Hackin keine Seltenheit. Denn die Täter gingen oft äußerst perfide vor. Falsche Polizisten beispielsweise gaukelten den Senioren vor, dass Angestellte ihrer Hausbank in Verbrechen involviert seien. Bis zu deren Festnahme sollten die Opfer nach Möglichkeit ihr Geld von dem Konto abheben und den "falschen Polizisten" zur sicheren Aufbewahrung übergeben. Hackin: "Die älteren Menschen sind oft total verunsichert, weil sie nicht mehr wissen, wem sie jetzt glauben können."

Die Tatausführung wird immer raffinierter. "Es gibt Senioren, die uns anrufen, wenn sie von jemanden kontaktiert worden sind, der Geld verlangt oder sein Kommen ankündigt", berichtet Hajo Hackin. "Weil die Täter damit rechnen müssen, dass wir am Übergabeort warten, schicken sie Taxifahrer als Boten. Die Taxifahrer nehmen die Fahrten oft an, ohne zu wissen, wer der Anrufer ist."

Nahezu unmöglich sei es, die Anrufe zurückzuverfolgen. "Die Täter sitzen meistens in der Türkei oder in Nordafrika und wählen sich dort über verschiedene Länder nach Deutschland ein", berichtet der Kommissariatsleiter und schränkt gleich ein: "Dass heißt nicht, dass die Täter auch aus diesen Ländern stammen. Oft sind es nur Rückzugsorte."

Professionell gehen die Trickdiebe auch bei der Auswahl ihrer potenziellen Opfer vor. "Entweder werden im Telefonbuch nach älteren Vornahmen wie Gertrud oder Friedrich gesucht. Oder die Namen werden gezielt in entsprechende CD-ROMs als Suchfrage eingegeben", sagt Hackin.

Er und sein Team informieren oft bei Seniorentreffs über solche Machenschaften, damit die Menschen sensibler für diese miesen Tricks werden, sie als solche erkennen und wissen, "dass sie in diesen Fällen ruhig mal frech sein sollen". "Unsere Zielgruppe sind die Senioren, die noch mobil sind und die alleine zu Hause wohnen", sagt Hajo Hackin. Vereinen und Pfarrgemeinden, die die Möglichkeit haben, einen Seniorentreff zu organisieren, bietet das Kommissariat gerne eine kostenlose Beratung in "Seniorensicherheit" an.

"Ansonsten appellieren wir an Angehörige, dass sie ihre älteren Verwandten informieren", sagt Hackin. Auch Bankangestellte sollten stutzig werden, wenn Senioren plötzlich große Geldbeträge abheben.

(gap)
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