Mönchengladbach Die moderne Mutter der Nation

Mönchengladbach · Familienministerin Ursula von der Leyen wärmte gestern bei ihrem Wahlkampfbesuch das christdemokratische Herz: Argumentationssicher, kämpferisch und mit einem herzlichen Wort für jeden schaffte sie den Polit-Spagat zwischen Tradition und Moderne.

Zehn Informationsstände besuchen in 15 Minuten? Keine echte Herausforderung für Ursula von der Leyen. Im Haus Zoar, wo heimische Aussteller ihre Angebote für Familien vorstellten, reichte die Zeit für die CDU-Familienministerin nicht nur für inhaltliche Gespräche. "Das ist großartig, dass Sie bei diesem Leuchtturmprojekt dabei sind", sagte die Ministerin Regina Uhrig, der Leiterin der Familienbildungsstätte zum Aktionsprogramm Kindertagespflege. Und Zornröschen-Mitarbeiterin Brigitte Bialojahn, die von der Leyen eindringlich bat, im Kampf gegen Kinderpornographie standhaft zu bleiben, bekam einen ebenso innigen Dank: "Es tut mir gut, das zu hören."

"Super, dass Ihr hier seid"

Festen Schrittes eilte die Ministerin von Stand zu Stand und bekam doch so viel mit, dass sie ihrer anschließenden 45-minütigen freien Rede gleich mehrere der Mönchengladbacher Anbieter erwähnte. Dabei vergaß sie auch nicht die Jugebndlichen aus dem Schulverweigerer-Projekt "Comeback", die sie extra begrüßte: "Super, dass Ihr hier seid." Keine Frage: Auch bei knapper Zeit ein Ohr oder ein Stück Herz für jeden zu haben, das liegt der Ministerin. Und auch keine Frage, woher sie das kann. "Multitasking lernt man am besten in einer Familie", sagte die siebenfache Mutter in ihrer Rede.

"Müllhaufen der Geschichte"

Mit großer Leichtigkeit und anekdotischer Sicherheit fügt sie die wesentlichen Stützpfeiler ihrer Familienpolitik zusammen: Das Elterngeld, das künftig als Reaktion auf die Wirtschaftskrise den Eltern ermöglichen soll, teilzeit weiter zu arbeiten und die Einkommensdifferenz über 28 Monate erstattet zu bekommen. Die Väter-Monate, von denen inzwischen 18 Prozent statt ursprünglich drei Gebrauch machen. Das moderne Frauen-Bild, das ohne Rabenmutter und Heimchen am Herd auskommt. "Diese Klischees gehören auf den Müllhaufen der Geschichte." Den Ausbau der Krippenplätze, "damit die Eltern ihre Kinder nicht vor die Rathäuser stellen müssen". Und schließlich der Kampf gegen die Kinderpornographie, die nicht länger "so einfach wie ein Kochrezept heruntergeladen werden darf". Je mehr von der Leyen altes CDU-Selbstverständnis sanft "den Lebenswirklichkeiten anpasst", wie sie das nennt, desto mehr ist sie bedacht, ihre Positionen auf klassische Werte zu bauen: Es geht viel um Verantwortung, Anstand und Respekt an diesem Mittag.

Selbst die Wahlempfehlung für den Mönchengladbacher Abgeordneten Dr. Günter Krings, der sie nach Mönchengladbach geholt hat, gerät bei aller Professionalität nicht so pflichtschuldig wie bei manchem Wahlkämpfer, sondern herzlich. "Als ich für die Mehrgenerationenhäuser kämpfe und anfangs als niedersächisches Landei mit sozialromantischen Vorstellungen belächelt wurde, war Günter Krings einer meiner treuesten Unterstützer."

(RP)
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