Genhausen Die Nacht, in der die Kapelle brannte

Genhausen · Es ist nur noch ein Muster im Boden, ein kleiner Rundbogen mit einem Viereck. Die Steinreste rundherum sind vermoost. Darin Kacheln mit einem Muster, das an ein Kreuz erinnert. Die Bewohner Genhausens stehen vor der Stelle im Dorf, die an die schlimmste Nacht, die das Dorf wohl jemals erlebt hat, erinnert. Die Nacht, in der die Kapelle brannte.

Mitten in der Nacht zum 7. Juni 2001 wurde Franz Wyen von einem Knall aus dem Schlaf gerissen. Er ging vor die Tür und sah den Brand gegenüber seines Wohnhauses. Sofort alarmierte er Nachbarn, rief die Feuerwehr. Die Kapelle, eine Scheune und ein Bauernhaus standen in Brand. Als die Feuerwehr eintraf, waren noch nicht alle Bewohner aus dem Haus. Doch dann begann das Problem: Weil Genhausen so richtig am Stadtrand liegt, war der Wasserdruck nur für die Versorgung mit Trinkwasser ausgelegt. 400 bis 800 Liter pro Minute, die Feuerwehr braucht bei einem Brand aber 1600 Liter. Also wurde die Versorgung mit Löschwasser über Erkelenz hergestellt. "Kilometerweit wurden die Schläuche damals gelegt", erinnert sich Günter Hahnen.

Für die Familie Jans, die heute wieder dort wohnt und Landwirtschaft betreibt, begann eine schwierige Zeit. Denn das Haus war unbewohnbar. Landwirte aus dem ganzen Umland kamen und halfen, die anderen Familien im Dorf nahmen sie für eine Zeit auf. "Wenn Not ist, dann ist im Dorf einer für den anderen da", sagt Franz Wyen. Menschen kamen nicht zu Schaden, dafür starben ein Hund, acht Rinder und drei hochtragende Kühe.

Als das Feuer gelöscht war, entdeckten die Brandermittler die Ursache: Brandstiftung. Die Täter sind bis heute nicht gefasst, die Spuren sind aber immer noch zu sehen. Zwar ist auf dem Hof alles wieder soweit hergerichtet, aber die Kapelle musste 2003 abgerissen werden. Der Schaden an dem Bauwerk war zu groß. Nach genauer Prüfung wurde ihr der Denkmalschutz entzogen und ebenfalls festgestellt, dass sich das angegriffene Mauerwerk nicht für einen Wiederaufbau eignet. Und für eine neue Kapelle, die im Besitz des Bistums war, gab es kein Geld. Somit erinnern nur noch die Steinreste auf dem Boden daran, dass dort einmal eine Kapelle stand.

(RP)
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