Mönchengladbach Die Patin der Lesepaten geht in den Ruhestand

Mönchengladbach · Barbara Finke-Gabriel war 35 Jahre lang Lehrerin am Odenkirchener Gymnasium und rief das Lesepatenprojekt ins Leben. Nun hört sie auf.

 Barbara Finke-Gabriel blickt zufrieden auf ihr Projekt Lesepaten, das auch nach ihrem Eintritt in den Ruhestand fortgesetzt wird.

Barbara Finke-Gabriel blickt zufrieden auf ihr Projekt Lesepaten, das auch nach ihrem Eintritt in den Ruhestand fortgesetzt wird.

Foto: Angela Rietdorf

Eigentlich hätte sie ein Studium der Pharmazie absolvieren sollen. Das pharmazeutische Vorexamen hatte sie bereits in der Tasche. Da entschloss sich Barbara Finke-Gabriel, doch noch ihre Wunschfächer Germanistik und Biologie in Bonn zu studieren. Gut so, denn sonst hätte die Mönchengladbacherin nicht mehr als drei Jahrzehnte am Gymnasium Odenkirchen unterrichten und vor zehn Jahren jenes Projekt ins Leben rufen können, das für ausgesprochen erfolgreiche Generationenarbeit steht - das Lesepatenprojekt im benachbarten städtischen Altenheim Am Pixbusch.

Jetzt geht die engagierte Pädagogin in den Ruhestand. "Ich hatte immer viel Freiheit in diesem Beruf und konnte vieles von dem verwirklichen, was ich wollte", sagt Barbara Finke-Gabriel rückblickend. Sei es die Theater-AG für die Mittelstufe, die Leseförderung für die Jüngeren oder das Zusammentragen der Schülerbibliothek. Und natürlich die Lesepaten-AG, die für Aufsehen sorgte.

Als im benachbarten Altenheim die ehemalige Kapelle zu einer wunderschönen Bibliothek umgestaltet wurde und Sozial-Holding-Chef Helmut Wallrafen den Raum auch dem Gymnasium Odenkirchen zur Nutzung anbot, kam ihr die Idee zum Generationenprojekt. "Wir hatten in einer neunten Klasse das Thema Generationenkonflikt behandelt, und die Schüler waren sehr motiviert und wollten selbst praktisch etwas tun", erzählt sie von den Anfängen der Arbeitsgemeinschaft. Also suchte sie den Kontakt zum Altenheim und wenig später standen dort zehn Schüler parat, um den alten Menschen vorzulesen. Auf ihre Aufgabe wurden sie vom Sozialdienst des Altenheims vorbereitet. "Diese Zusammenarbeit war immer sehr gut", lobt Barbara Finke-Gabriel. Auch später, wenn einmal Probleme aufgetreten seien - und die gab es natürlich bei einem solchen Projekt -, wurden die Schüler von der Sozialarbeiterin nicht damit allein gelassen.

Erst einmal zogen aber die Lesepaten los, um zu tun, was sie sich eigentlich vorgenommen hatten, nämlich vorzulesen. Aber es stellte sich schnell heraus, dass die alten Menschen andere Bedürfnisse hatten. "Der Begriff Lesepaten war und ist zu eng", erklärt die Initiatorin des Projekts. "Schon bald bildeten sich Spielegruppen, es wurde gehandarbeitet, spazieren gegangen oder einfach geplaudert." Die einmal wöchentlich auftauchenden Lesepaten wurden ins Alltagsleben des Altenheims integriert. Sie gestalteten auch die Weihnachtsfeier mit, und einige blieben selbst dann noch dabei, als sie die Schule schon verlassen hatten. "Es haben sich echte Beziehungen gebildet, und die Beteiligten haben sich aufeinander gefreut", sagt Finke-Gabriel.

Natürlich mussten auch Schwierigkeiten bewältigt werden. Die Lesepaten erhielten beispielsweise eine Schulung zum Thema Demenz, damit sie damit umgehen konnten, wenn ein Heimbewohner sie plötzlich nicht mehr wiedererkannte. Und auch mit dem Thema Tod mussten sie sich auseinandersetzen. "Die jungen Teilnehmer haben so gelernt, mit der Realität zurechtzukommen", erklärt die Pädagogin. Dadurch seien sie reifer geworden.

Das Projekt wird auch, nachdem die Initiatorin in den Ruhestand getreten ist, weitergeführt. "Zwei junge Kolleginnen übernehmen die Aufgabe", sagt Barbara Finke-Gabriel. Sie selbst will mit den Lesepaten in Verbindung bleiben, geht aber zufrieden in den Ruhestand. "Ich hatte immer das Gefühl, in diesem Beruf etwas bewirken zu können", erklärt sie. "Das war sehr schön, aber jetzt reicht es auch."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort