Aktion Fit Für 10 Die sanfte Art des Sports für Krebskranke

Mönchengladbach · In diesem Jahr gibt es innerhalb der Aktion "Fit für 10" erstmals eine Krebsgruppe. Die Teilnehmerinnen machen das normale Programm beim Laufen oder Nordic Walking mit, werden aber noch zusätzlich von Reha-Trainerin Christiane Werft betreut.

 Reha-Trainerin Christiane Werft (rechts) zeigt den Teilnehmerinnen, wie sie wieder mehr Gefühl für das Gleichgewicht bekommen.

Reha-Trainerin Christiane Werft (rechts) zeigt den Teilnehmerinnen, wie sie wieder mehr Gefühl für das Gleichgewicht bekommen.

Foto: Dieter Weber

Abends im Grenzlandstadion: Junge Athleten der LG und des LAZ absolvieren ihr Trainingspensum - Hürdenläufe, Speerwürfe, Tempoeinheiten auf der Stadionrunde. Etwas abseits üben ältere Sportler des Rheydter Turnvereins für das Sportabzeichen. Und mittendrin machen Frauen Übungen, die in einem vermeintlichen Kontrast zu dem harten Programm der Athleten stehen: Sie hüpfen, sie üben den Einbeinstand mit geschlossenen Augen, sie lassen die Arme in den Schultern kreisen. "Nach außen mag das für Nichteingeweihte etwas läppisch aussehen. Aber das ist für diese Frauen hart und eine ungeheure Herausforderung", sagt Übungsleiterin Christiane Werft.

Die 51-Jährige betreut die Krebsgruppe der Aktion "Fit für 10". Im elften Jahr ihres Bestehens hat sich die Gemeinschaftsaktion von Rheinischer Post, NEW und Stadtsparkasse einer Gruppe zugewendet, für die Sport ein wesentliches Element für die Rehabilitation ist. Das Gros der Teilnehmer, die auch ganz normal in der Lauf- und der Nordic-Walking-Gruppe für die zehn Kilometer beim NEW-Volksbadlauf am 10. September trainieren, hatte Brustkrebs, eine war an Darmkrebs erkrankt. "Wer sich regelmäßig bewegt, reduziert sein Brustkrebsrisiko um etwa 30 Prozent. Auch Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, hilft die körperliche Aktivität: Sport ist bei Krebs so wichtig wie ein Medikament", sagt der Arzt Michael Fritz, der sportlicher Leiter von "Fit für 10" ist und die Trainingskonzepte entwickelt hat. Regelmäßig hält er Vorträge vor Brustkrebspatientinnen im Bethesda, auch die Teilnehmerinnen der Krebsgruppe von "Fit für 10" hat er mit einem Vortrag entsprechend instruiert.

 Treppen hochlaufen, Treppen runterlaufen - auch das ist eine Übung, die beim Onko-Walking gut für Muskulatur und Koordination ist.

Treppen hochlaufen, Treppen runterlaufen - auch das ist eine Übung, die beim Onko-Walking gut für Muskulatur und Koordination ist.

Foto: Dieter Weber

Dass ein gesunder sportlicher Lebensstil das Krebsrisiko deutlich senkt, propagieren alle Experten. Aber auch bereits Erkrankte profitieren ungemein: Sie stärken ihre Leistungsfähigkeit. Sie gleichen Defizite aus. Und sie gewinnen vor allem wieder an Selbstbewusstsein, weil sie merken, dass selbst eine schlimme Erkrankung überwindbar ist - körperlich, aber auch seelisch. Gruppenleiterin Christiane Werft kann selbst darauf verweisen, welche Bedeutung der Sport hat. Die ehemalige Handballerin ist Mutter von vier Kindern und hat 2010 bei "Fit für 10" in der Laufgruppe mitgemacht. Nach der Aktion und dem ersten Start über zehn Kilometer hat sie weitertrainiert - für Halbmarathon, Marathon und Triathlon. Ende 2014 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. "Für die Operation habe ich mir eine Woche Auszeit genommen, bin dann einige Wochen später wieder einen Halbmarathon gelaufen", sagt sie.

Doch sie weiß auch: Viele finden nicht so schnell den Weg zurück in den Sport. Oder sie fangen in der Reha sogar erst mit dem Sport an. Um diesen Frauen zu helfen, hat sich Christiane Werft zur Übungsleiterin für Rehasport ausbilden lassen und dazu noch eine spezielle Zusatzausbildung für den Einsatz mit Brustkrebs-Patientinnen gemacht. Seit dem Start der diesjährigen Aktion von "Fit für 10" kümmert sie sich um die Krebsgruppe und macht für die Teilnehmerinnen zusätzlich zu dem normalen Training, das die Frauen autodidaktisch und bei den Treffs mit Lauf- und Nordic-Walking-Betreuern machen, noch regelmäßig Onkowalking: Damit können sich Krebskranke auf eine sanfte Art fit halten, mit Koordinierungs- und Stabilisierungsübungen zur Stärkung der Muskulatur und zur Verbesserung des Gleichgewichts. Die Teilnehmerinnen schätzen Werfts Einsatz und merken, dass es ihnen guttut. "Das ist meine Zeit. Und die nehme ich mir jetzt auch", sagt Judith Bautz.

Die Kurse in Onko-Walking starten am Montag, 4. September, im Grenzlandstadion jeweils um 17.30 und um 18.30 Uhr. Anmeldungen ab sofort unter 02161 2943913.

(biber)
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