Mönchengladbach Die Schneemacher

Mönchengladbach · August Pollen und Johannes Janz schufen in fast 30 Jahren aus einem kleinen Reiseveranstalter das Allrounder Mountain Resort mit Skihalle, Hotel und Schneeproduktion - und kehren mit einem Event nach Gladbach zurück.

 Das Ski-Event an der Hindenburgstraße fand vier Mal zwischen 1998 und 2001 statt.

Das Ski-Event an der Hindenburgstraße fand vier Mal zwischen 1998 und 2001 statt.

Foto: Ilgner, Detlef (ilg)

Es war das Ende eines launigen Abends in der Gladbacher Altstadt, der Ende der 90er Jahre die geniale Idee brachte. August Pollen und Johannes Janz, zwei Selfmade-Skireiseunternehmer, eilten zum Taxistand am Hauptbahnhof. Der Weg von der Spaßmeile zum Platz der Chauffeure führte bergab über die Hindenburgstraße. Ihr Leben lang hatten sie schon mit Bergen zu tun, ihr Studium als Skilehrer und Bergführer finanziert.

 Johannes Janz und August Pollen in der Lounge des eigenen Hotels.

Johannes Janz und August Pollen in der Lounge des eigenen Hotels.

Foto: Woi, Ilg, Lber

An diesem Abend störte sie, dass es zu Fuß so langsam bergab ging, wo es doch mit Skiern auf Schnee viel schneller geht. So erinnert sich Pollen heute daran, wie ihm und seinem Geschäftspartner die Idee zum Ski-Event in Mönchengladbach kam. Die künstliche Skipiste auf der Hindenburgstraße sorgte bundesweit für Aufsehen - die Keimzelle der heutigen Skihalle Neuss. "Wir haben das Ski-Event als Werbeplattform für Reisen und das Sportgeschäft gestartet - und wir sind förmlich überrannt worden", sagt Pollen.

In diesem Jahr kehren Pollen und Janz erstmals nach 15 Jahren wieder mit einem Event in die Stadt zurück, in der alles anfing: Ende Dezember steigen die Weltcups der Freestyle-Skifahrer und Snowboarder auf einer Riesenrampe im Sparkassenpark - in dessen Nachbarschaft wollten Pollen und Janz ursprünglich die Skihalle bauen. Doch die Stadt Neuss hatte rechtzeitig die Gunst der Stunde erkannt, als Mönchengladbach mit dem Projekt im Nordpark noch zögerte.

Heute sind Pollen und Janz Geschäftsführer der Allrounder Mountain Resort GmbH. Vor fast 30 Jahren begannen sie als Skireiseveranstalter mit einer Handvoll Flyern, ausgelegt in einer Kneipe. Heute haben sie in Neuss einen Spaß-Gletscher mit Skipiste, Kletterpark, Almgolf, Bogenschieß-Anlage, Sportgeschäft, Partyzone und Vier-Sterne-Hotel errichtet, den im Jahr rund 1,2 Millionen Gäste besuchen. Möglich machte dies nicht nur die raffinierte Geschäftsidee, sondern dass die Investoren der Vibro Beteiligungs-GmbH in Mönchengladbach daran auch glaubten. Heute ist Allrounder ein mittelständisches Unternehmen, das inklusive Aushilfen rund 500 Mitarbeiter beschäftigt.

Über die Jahre ist die Skihalle (die als erste von nun sechs in Deutschland wenige Tage vor der in Bottrop eröffnete) zu einem Wahrzeichen geworden, für das Neuss bundesweit bekannt ist. Schnee aus dem Rheinland ist mittlerweile ein echtes Exportprodukt. Als 2014 das Skispringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf dringend Schnee benötigte und es sogar zu warm für die eigenen Schneekanonen war, orderten die Veranstalter 10.000 Kubikmeter.

Also liefen die zwölf Schneekanonen auf Hochtouren und produzierten aus feinsten Wassertröpfchen, eiskalter Druckluft und einer Temperatur von minus vier Grad genug von der weißen Pracht. Das ist das ganze Konzept des Schnees, von dem weit mehr als 100.000 Kubikmeter in den vergangenen Jahren produziert und zu Ski-Events in Innenstädten und Stadien geliefert wurden. In der Skihalle selbst nutzen in den Sommermonaten einige internationale Skimannschaften die Piste, um Materialien unter Laborbedingungen zu testen.

40 Millionen Euro betrug die Anfangsinvestition in die Skihalle, seitdem wird jedes Jahr in Ausbau und Erweiterung des Angebots investiert. "Wir haben tolle Partner, die eine langfristige Entwicklung im Auge haben und dem Unternehmen die Möglichkeit geben, gesund und organisch zu wachsen", sagt Pollen. Alles, was Spaß macht, wofür es möglicherweise eine Zielgruppe geben und was als Geschäftsidee funktionieren könnte, wird erwogen.

Ideen kommen von Mitarbeitern und Gästen - und weiter von den beiden Gründern selbst. Dazu ziehen sie sich noch immer zum kreativen Gespräch in die Kneipe oder zum Skifahren zurück. "Das ist für uns die beste Möglichkeit querzudenken. Von diesen Meetings bringen wir immer reichlich Bierdeckel mit neuen Notizen zu neuen Ideen mit. Und irgendwann ist die gute Idee da, die einen nicht mehr loslässt", sagt Pollen. Platz für neue Attraktionen und Trendsportarten gibt es auf dem Areal der ehemaligen Müll-Deponie noch reichlich.

(RP)
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