Mönchengladbach Gladbacher Punkband parodiert Trierer NPD

Mönchengladbach · Die Gladbacher Punkband "Die Strafe" macht kurzen Prozess: In einem 42-sekündigen Videoclip auf Youtube parodiert sie ein Filmchen der Trierer NPD. Das reicht völlig aus, um deren Rhetorik zu entlarven – und lustig ist es obendrein.

Die Gladbacher Punkband "Die Strafe" macht kurzen Prozess: In einem 42-sekündigen Videoclip auf Youtube parodiert sie ein Filmchen der Trierer NPD. Das reicht völlig aus, um deren Rhetorik zu entlarven — und lustig ist es obendrein.

Die Felle hatten sie sowieso gerade an. "Für ein Fotoshooting für unsere neue Platte, die im Herbst erscheint", sagt Kai Strafe. "Als Steinzeitmenschen mit Fackeln." Steinzeitmenschen, Fackeln — irgendwie machte es da "Klick" bei den Mitgliedern des Gladbacher Punk-Trios "Die Strafe": Unweigerlich mussten sie an das Video der Trierer NPD denken, das wenige Tage zuvor zum Internet-Hit geworden war. Darin wird rhetorisch unbeholfen zu einem Fackelmarsch gegen ein neues Asylantenheim aufgerufen. Das Handy wurde gezückt, die Fackeln, um das parodierende Element noch zu verstärken, wichen Wunderkerzen — und nach nur einem "Take" war ein 42-sekündiger Clip im Kasten, der auf Youtube binnen zwei Tagen schon 50 000 Klicks einheimste. Und damit mindestens so viral zu werden droht wie das Trierer Original.

"Das war eine spontane Idee, wir sind von der Resonanz völlig überrascht", sagt Budde Strafe — wie Kai und Torsten Strafe ein Künstlername. Letzterer beispielsweise ist im wahren Leben Torsten "Knippi" Knippertz, Borussias Stadionsprecher, doch lange bevor er das wurde — 1992 — formierten sich die drei bereits als Punkband. Und sind bis heute ununterbrochen zusammen. Politisch waren sie bisher in ihren Texten nicht sonderlich. Doch das Trierer Video, das von RTL über "Die Welt" bis zur "Süddeutschen" rauf- und runter kommentiert wurde, erwies sich als willkommener Anlass, "ein bisschen Stellung zu beziehen", sagt "Torsten Strafe".

Und das tun sie mit den besten Mitteln der Parodie: verzerren, übertreiben, verspotten. Aus dem "444"-Schlachtruf der Rechtsextremen um ihren bosnisch-stämmigen (!) Wortführer Safet Babic — die Zahl Vier steht für den Buchstaben D, die Kombination für "Deutschland den Deutschen" — wird bei "Die Strafe" ein "333". Aus dem gereimten "Buntes Trier, nicht mit mir — 444!" wird "333 — mein Gehirn ist Brei". Statt Fackeln zünden sie ihre Wunderkerzen aneinander an. Der darauffolgende Text spielt dann mit gängigen rechten Parolen. "Hier sind zu viele, die anders aussehen als wir", pöbelt "Höhlenmensch" Kai Strafe etwa. "Es sind alles die anderen schuld", mault Budde Strafe. "Und für die Kinder ist kein Geld mehr da — weil ich mir einen neuen Flatscreen gekauft habe" — Torsten Strafes Logik ist kaum anfechtbar. Dann gehen ihnen auch noch die Wunderkerzen aus — "auch die anderen schuld!", klagt Budde Strafe. Mit einem fröhlichen "Komm, wir gehen Döner essen", endet das kleine Video.

Am Rande des Tagebaus Garzweiler wurde es aufgenommen. Ob der Überraschungserfolg künftig in die Bühnenshows der Punkband Einzug erhält oder ob sie aus dem Parodieren gar ein weiteres Standbein macht? "Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen", sagen die drei unisono. Und tut es auch nicht ein ganz kleines bisschen weh, so viel mehr Resonanz zu bekommen als mit der Musik? "Überhaupt nicht. Unsere Lieder bedienen ja eine bestimmte Sparte — so erreicht man auch mal andere Leute. So funktioniert das Internet eben."

"Die Strafe" legte Anfang der 90er mit Coverversionen von Ärzten und Toten Hosen los, doch schon bald begannen die drei, ihre Lieder selbst zu schreiben. Im Wechsel übrigens — und wer schreibt, singt dann auch, was zu permanentem Instrumentenwechsel führt. "Wir sind eine sehr demokratische Band", sagt Torsten. Der nächste Auftritt ist am 26. September im Nürnberger "Zentralcafé", zum Jahresende soll es dann in der Gladbacher Heimat eine CD-Release-Party geben.

(tler)
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