Mönchengladbach Die verhinderten Wähler von Ohler

Mönchengladbach · Für die Abgabe ihrer Stimmen waren Claudia und Hans-Joachim Loescher extra früher von einem Kurzurlaub an der Nordsee zurück in ihre Heimatstadt Mönchengladbach gefahren. Und Frank Straßhöfer hatte sich in Baesweiler ins Auto gesetzt, wo er derzeit bei der Freundin lebt.

 Wer an der Konradstraße in Ohler wählen wollte, brauchte Geduld: Das Foto zeigt (v.l.) Isabelle Fietze, Bianca und Günter Gesche, Claudia Loescher, Frank Straßhöfer und Hans-Joachim Loescher.

Wer an der Konradstraße in Ohler wählen wollte, brauchte Geduld: Das Foto zeigt (v.l.) Isabelle Fietze, Bianca und Günter Gesche, Claudia Loescher, Frank Straßhöfer und Hans-Joachim Loescher.

Foto: Jörg Knappe

Weder das Ehepaar Loescher noch Straßhöfer konnten ihre Stimmen im Wahllokal in Ohler abgeben. Und außer ihnen noch viele andere nicht. "Wir hatten seit 16.45 Uhr keine Stimmzettel mehr", sagte Wahlvorstand Sylvia Zanders. Erst um 17.52 wurden von der Stadt neue Stimmzettel geliefert: Wer so lange ausharrte oder noch ein zweites Mal das Wahllokal ansteuerte, konnte die Stimme abgeben.

Zanders und ihre Helfer taten nach eigenen Aussagen alles, um rechtzeitig neue Stimmzettel zu bekommen. "Um 15 Uhr haben wir das erste Mal bei der Wahlstelle im Vitus-Center angerufen und dringend um neue Stimmzettel gebeten. Danach haben wir es immer wieder versucht. Am Ende hat man uns bei unseren Anrufen sogar weggedrückt", schimpfte sie. Ihre Empörung teilten die verhinderten Wähler. "Leben wir in einer Bananenrepublik?", fragte sich nicht nur Dominique Fietze, deren Mann seine Stimme in Ohler nicht abgeben konnte. Vor dem Wahllokal - hier wurden die Stimmbezirke 10901 und 10902 ausgezählt - standen Wahlberechtigte zusammen und diskutierten die Situation. "Wir haben doch ein Recht, unsere Stimme abzugeben. Was geschieht jetzt?", fragte Günter Gesche, der mit Ehefrau Bianca gekommen war.

Eine Antwort darauf konnten ihnen die Wahlvorstände der beiden Stimmbezirke in Ohler nicht geben. Die Wahlhelfer notierten sich die Namen aller verhinderten Wähler. "Aber viele haben abgewunken und sind einfach gegangen, ohne sich notieren zu lassen. Auf so eine große Wahlbeteiligung muss sich die Stadt doch einstellen. Uns fehlten, wenn man von einer 100-prozentigen Wahlbeteiligung ausgeht, mehr als 150 Stimmzettel", sagte Jean-Paul Zanders. In beiden Stimmbezirken gab es zu wenige Stimmzettel, zeitweise half man sich untereinander aus, bis alle weg waren. Eine Wählerin wollte sich nicht damit anfreunden: Sie fuhr in ein benachbartes Wahllokal, holte sich da einen Stimmzettel und machte dann in Ohler ihr Kreuzchen.

Insgesamt mussten in zehn Wahllokalen Stimmzettel nachgeliefert werden. "Jeder, der wählen wollte, konnte wählen", hielt OB Hans Wilhelm Reiners entgegen und teilte das auch dem Landeswahlleiter mit. Nur in einem Wahllokal mussten Wähler nach 18 Uhr ihre Stimme abgeben. Hinter verschlossenen Türen. Man werde die Berichte der Wahlvorstände auswerten, so Reiners.

(biber)
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