Mönchengladbach Die Vier kann auch Tod bedeuten

Mönchengladbach · Am Gymnasium am Geroweiher lernen zehn Schüler seit dem Schuljahresbeginn Chinesisch.

 Der erste Chinesisch-Kurs, den das Gymnasium am Geroweiher anbietet, ist auf zwei Jahre angelegt.

Der erste Chinesisch-Kurs, den das Gymnasium am Geroweiher anbietet, ist auf zwei Jahre angelegt.

Foto: Knappe

Es sieht wirklich nicht besonders leicht aus: Die Tafel ist mit chinesischen Schriftzeichen bedeckt, die deutschen Entsprechungen stehen darüber. "15. Mai" bedeutet eine Abfolge von Schriftzeichen. Ach ja, die Zahlen sind in China natürlich auch anders, es sind nicht die uns vertrauten arabischen Zahlen. Keine Chance, sie einfach so wieder zu erkennen. Man muss sie lernen. Wie alles andere auch. Acht Schülerinnen und zwei Schüler des Gymnasiums am Geroweiher sind seit Schuljahresbeginn dabei, sich eine besondere Fremdsprache anzueignen: Chinesisch, Muttersprache von 1,4 Milliarden Menschen.

Stella und Franka führen vor, was sie schon können. Das hört sich ziemlich routiniert an. "Ich habe gefragt: "Wie geht es dir" und die Antwort war: "Mir geht es gut", übersetzt die zehnjährige Stella. Warum hat sie sich für eine ziemlich arbeitsintensive AG entschieden, bei der man Vokabeln lernen und Schriftzeichen pauken muss? "Chinesisch wird bestimmt bald Weltsprache", sagt sie. "Und außerdem habe ich eine chinesische Freundin, mit der ich mich auf Chinesisch unterhalten möchte."

Auch Franka hat die schiere Menge der chinesischsprachigen Menschen überzeugt. "Außerdem finde ich die Sprache und die Schriftzeichen interessant.", erklärt sie. Natürlich muss man sehr konzentriert sein bei der fremden Sprache. "Wenn man das Wort für ,Vier` falsch ausspricht, bedeutet es Tod", sagt Stella. Deshalb gebe es in chinesischen Hotels auch oft keine Zimmernummer Vier. Beim Sprachenlernen kommt auch gleich einiges an Landeskunde rüber.

Der erste Kurs, den das Gymnasium am Geroweiher anbietet, ist auf zwei Jahre angelegt, dann beginnt der nächste Einsteigerkurs, aber Stella, Franka und ihre Mitschüler können natürlich auch weiter machen. "Wir wollen das schon nachhaltig umsetzen", erklärt Schulleiter Dr. Christian Dern. "Wir versuchen, eine Kooperation mit einer chinesischen Schule auf den Weg zu bringen, damit es erst einmal zu E-Mail-Kontakten kommen kann." Die Schule bietet die AG in Zusammenarbeit mit der VHS an, AG-Leiterin Tong Tong Freitag unterrichtet sowohl die Gymnasiasten als auch Volkshochschüler.

Chinesisch ergänzt die Fremdsprachen Englisch, Französisch, Latein und Spanisch. "In Gesprächen mit Vertretern von Unternehmen habe ich bemerkt, dass es einen Bedarf für Chinesisch gibt", sagt Dern. "Deutsche Mitarbeiter, die Chinesisch sprechen, werden gebraucht, um in China eingesetzt zu werden." In Gladbach gebe es zahlreiche Unternehmen mit Kontakten zur chinesischen Wirtschaft oder eigenen Niederlassungen in Ostasien. Finanziert wird die AG erst mal über eine sachgebundene Spende, aber die Schule möchte das Chinesisch-Angebot auch für Erwachsene öffnen. Es ist Teil des VHS-Programms. "Noch kann man einsteigen", sagt der Schulleiter. "Wir können dann ganz im Sinne des Montessoriprinzips arbeiten. Die Schüler können sich über Altersgrenzen hinweg beim Lernen helfen."

(RP)
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