Tour de France in Mönchengladbach Diese Bilder gingen von Gladbach um die Welt

Mönchengladbach · Die Fernsehübertragung der Tour-de-France-Durchfahrt fiel zwar nicht ins Wasser, litt aber deutlich unter dem Wetter. Eine TV-Kritik.

So sah die TV-Welt Mönchengladbach zur Tour de France
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So sah die TV-Welt Mönchengladbach zur Tour de France

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Foto: ARD/Screenshot

15 Minuten Weltruhm stellte Andy Warhol einem jeden einst in Aussicht. Legt man diesen Maßstab zugrunde, ist Mönchengladbach seit gestern gleich doppelt berühmt: Ziemlich genau 30 Minuten dauerte die Durchfahrt der Tour de France durch die Stadt, und ebenso lange wurden die entsprechenden Fernsehbilder in alle Welt gesendet. Es waren in erster Linie verregnete Bilder - wenige Minuten, bevor das Fahrerfeld die Stadtgrenze erreichte, hatte der Regen eingesetzt, und eine halbe Stunde, nachdem es gen Südwesten weitergefahren war, lachte die Sonne an einem blauen Himmel. Das musste für die Verantwortlichen, die die Tour nach Gladbach geholt hatten, schlechterdings wie blanker Hohn anmuten.

Doch auch unabhängig vom Wetter muss man konstatieren: Was sowohl bildmächtige Aufnahmen aus dem Helikopter als auch den Kommentar zumindest in der ARD angeht, fiel Mönchengladbach hinter den zuvor durchfahrenen Städten etwas ab. Die Kaiser-Friedrich-Halle ("Le Kaiser Friedrich Halle"), das Münster ("La Basilique Saint-Vit") und Schloss Wickrath ("Le Château de Wickrath") gab es zwar in durchaus beeindruckenden Überflügen aus der Luft zu sehen. Die Bildregie zeigte überdies ein Herz für den Wetterhahn auf der Rokokokirche in Wickrathberg, auch völlig verregnete Bilder der Windräder bei Wanlo gab es zu kurz sehen. Zu sehen gegeben hätte es ferner den Rheydter Wasserturm, doch die Aufnahme fiel niedrig hängenden Wolken und Sprühnebel zum Opfer.

Der ARD-Reporter mit dem symbolträchtigen Namen Florian Naß hatte durchaus auch einige Anekdoten und Details über Gladbach parat: einzige deutsche Stadt mit zwei Hauptbahnhöfen, hieß mal München-Gladbach, 1794 waren schon einmal (allerdings erobernde) Franzosen hier gewesen. Jedoch nutzten er und sein Co-Kommentator die 30 Gladbacher Minuten auch großflächig dafür, über ganz anderes zu sprechen: die Geschichte des Grenzlandrings im Wegberger Raum, die Folgen des Tagebaus (ein entsprechender Einspieler kam aus Erkelenz-Lützerath) und die Frage, wie und wo die Tour-Fahrer vor und nach den Etappen eigentlich so untergebracht werden etwa.

Tour de France 2017: Bilder von der Werbekarawane in Mönchengladbach
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Die Werbekarawane der Tour de France in Gladbach

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Foto: Reichartz,Hans-Peter

Prägnanter war angesichts all dessen beinahe das, was alles nicht über Gladbach gesagt und/oder gezeigt wurde. Borussia etwa wurde schmallippiger erwähnt als zuvor der VfR Büttgen - und einzig in dem Zusammenhang, dass der 1. FC Mönchengladbach noch älter ist. Dass hier große Unternehmen wie Santander ihren Hauptsitz haben, dass es eine große textile Historie gibt, dass in Regiopark und Nordpark spannende Gewerbegebiete existieren, dass man das frühere Bökelberg-Stadion in der Topographie noch erkennen kann - Fehlanzeige. Ein eigener kurzer Einspieler, wie er etwa Neuss zuteilwurde - ebenfalls. In Meerbusch führte Kommentator Naß exemplarisch alle rund um die Tour geplanten Aktionen und Veranstaltungen auf, in Ratingen gab es Hunderte feiernde Menschen an der Esprit-Zentrale zu sehen. Auch die Nachbarstadt Korschenbroich wurde mit einem sympathischen Detail gewürdigt - eine Luftaufnahme einer Choreographie eines Gymnasiums. Überhaupt kam Korschenbroich ziemlich sympathisch rüber: Unges Pengste fand Erwähnung, der Kinder-Malwettbewerb zur Tour, auch der Besuch von Jan Ullrich. Und der deutsche Tour-Teilnehmer Nils Politt nutzte die Durchfahrt durch die Rhein-Kreis-Kommune zu einer kleinen La-Ola-Welle in Richtung seiner Fans.

Tour de France 2017: Bilder von der Strecke in Mönchengladbach
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Mönchengladbach: Impressionen von der Rennstrecke

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Foto: Reichartz,Hans-Peter
Tour de France 2017 in Mönchengladbach: So war das Rennen
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So war die Tour de France in Mönchengladbach

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Foto: Sabine Kricke

Was sonst war von Gladbach zu sehen? Jubelnde Fans, die Schaffrath-Werbung an der Eisenbahn-Unterführung Korschenbroicher Straße, Bollmann, Poco und Kreishandwerkerschaft, Stadtsparkasse und IHK, ganz kurz das gepflanzte Stadtwappen an der KFH. Die Baugrube für die Textilakademie, die Eisenbahnbrücke an der Viktoriastraße, das Gewerkschaftshaus an der Rheydter Straße. Wachsende Zuschauerzahlen am Straßenrand, je südlicher das Peloton kam. Und ansonsten: Regen, Regen, Regen, wie schon beim Prolog in Düsseldorf. Bei aller Liebe: Viel mehr wird bei den TV-Zuschauern in Deutschland und aller Welt von Mönchengladbach nicht hängengeblieben sein.

(tler)
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