Mönchengladbach Diskussion bei Santander über die Bildung von morgen

Mönchengladbach · Rolf Königs zeichnete ein Zukunftsbild textiler Ausbildung, das die Anwesenden beeindruckte. Der Aunde-Chef und Vorsitzende des Rheinischen Textil- und Bekleidungsverbandes erläuterte die Pläne für die auf dem Hochschul-Campus vorgesehene Textilakademie. Das Projekt erfüllt viele der Forderungen, die beim dritten Santander-Atrium-Dialog zuvor an die zukünftige Bildung und Ausbildung in Deutschland gestellt worden waren: Praxisbezug, Austausch zwischen Wirtschaft und Hochschulen, Anerkennung der Gleichwertigkeit unterschiedlicher Bildungswege wie Studium und Ausbildung.

Die Textilakademie soll Berufsschule sein und als Zentrum für ganz Nordwestdeutschland dienen. Auch duale Studiengänge und die Techniker- und Meisterausbildung sollen dort ihren Platz finden. Es soll zu Austausch und anwendungsorientierter Forschung mit der Hochschule kommen, Schüler und Studenten sollen davon profitieren. In die Akademie fließen Mittel der Textilindustrie, sie ist privat finanziert. Ausbildung und Studium rücken so enger zusammen. "So etwas wird die Zukunft ausmachen", sagte Helmut J. Schmidt, Präsident der TU Kaiserslautern bei der Podiumsdiskussion im Santander-Atrium.

Zuvor hatte Petra Pigerl-Radtke, bei der IHK für Aus- und Weiterbildung zuständig, eine Lanze für die duale Ausbildung gebrochen und gefordert. Dietmar Möhler vom Wissenschaftsministerium NRW konnte da nur zustimmen: "Ich hoffe, die leidige Debatte Master oder Meister liegt bald hinter uns." Es gehe um Durchlässigkeit, darum, nahtlos wechseln zu können. Oliver Burda, Arbeitsdirektor der Santander-Bank, wünschte sich in allen Studiengängen einen stärkeren Praxisbezug nach dem Muster des dualen Studiums.

Einen anderen Aspekt der zukünftigen Bildungslandschaft beleuchtete Sophie Marquitan von Kiron Open Higher Education. Kiron ist ein Start-up-Projekt, das Flüchtlingen, die ohne Zeugnisse und akademische Leistungsnachweise nach Deutschland kommen, Online-Kurse anbietet, die mit den Hochschulen abgestimmt und von ihnen anerkannt werden. Die Teilnehmer erwerben Qualifikationen, die ein Studium ermöglichen. "Ursprünglich war das gar nicht auf Flüchtlinge zugeschnitten und es muss auch nicht so bleiben. Wir wollen Online-Bildung salonfähig machen." Einen anderen Zungenschlag brachte Tim Steinmaier, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups Deutsche Technikberatung, in die Debatte ein. Er forderte, weniger Druck auf Kinder und Jugendliche auszuüben und ihnen stattdessen mehr Zeit zu geben, sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren.

(RP)
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