Mönchengladbach Drohung des ZK: "Sie werden Straßenfeger"

Mönchengladbach · Er hatte eigentlich ein gutes Leben in der damaligen Tschechoslowakei: Als Sportjournalist beim Fachblatt "Tip" und bei der wöchentlichen Sportzeitschrift "Start" bekam Peter Telek ohne Probleme Ausreisegenehmigungen zur Berichterstattung in den Westen, verdiente umgerechnet an die 300 bis 400 Mark im Monat ("Davon konnte man damals gut leben, allerdings nichts zurücklegen"), hatte ein Auto, einen großen Fiat. Und verdiente als Osteuropa-Korrespondent des "Kicker" ordentlich nebenbei. Doch bei den Reisen in den Westen lernte er dann ein noch besseres und freieres Leben kennen.

 Abzeichen von Fußballclubs aus aller Welt sammelt Peter Telek. Rund 5000 unterschiedliche hat er.

Abzeichen von Fußballclubs aus aller Welt sammelt Peter Telek. Rund 5000 unterschiedliche hat er.

Foto: Dieter Wiechmann

"Ich war mit vielen Spielern unserer Europameister-Mannschaft von 1976 befreundet. Weil mich Sprachen früh interessierten, hatte ich als Slowake nicht nur Tschechisch, sondern auch Deutsch, Englisch, Italienisch, Russisch, Serbokroatisch gelernt, las die internationale Presse", erzählt Telek. "Meine Freunde aus der Nationalmannschaft fragten mich immer wieder, ob es für sie interessante Vereine im Ausland gäbe. 1979 wollte AEK Athen Marian Masny aus Bratislava holen. Ich habe bei den Gesprächen geholfen. Das war mein erster Kontakt zum Transfergeschäft. Und es hat mich sofort fasziniert. Doch im Staats-Professionalismus der CSSR gab es da kaum Möglichkeiten."

Beim UEFA-Cup-Spiel Borussias 1978 in Breslau lernte er Gladbachs "Manager" Helmut Grashoff kennen. "Und er meinte, ich könne auch in Deutschland einiges machen." Die Saat war gelegt. Und dann kam der Ärger mit dem Zentralkomitee (ZK) der kommunistischen Partei in Prag. Peter Telek hatte in einem Kommentar geschrieben, die Trainingsbedingungen bei Slovan Bratislava, einem "Vorzeigeverein", seien "so, wie in der 20. Liga Deutschlands". Kurz darauf schickte ihn sein Chefredakteur zum ZK-Sekretär. "Der drohte mir, wenn ich noch einmal so kritisch schriebe, würde er dafür sorgen, dass ich als Straßenkehrer arbeiten müsste", sagt Telek. "Das war der Punkt, an dem ich beschloss zu fliehen." Was für ihn als international reisender Journalist kein Problem war. Er kaufte sich eine Ausreisegenehmigung, setzte sich in sein Auto und fuhr los. Richtung Mönchengladbach, wo er zunächst bei einem Freund wohnte. "Ich wollte aber keinem auf der Tasche liegen, auch nicht dem Staat. Ich wollte selbstständig tätig sein, nicht in der Wohnung hocken. Dank des Verständnisses der Mitarbeiter beim Ausländeramt, so hieß es damals, habe ich die Arbeitsgenehmigung bekommen, etwas früher als erwartet. Und dann habe ich als Sportmanager und wenig später als Spielerberater begonnen. 1985 ließ ich Tel-Sport International eintragen."

(oes)
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