Mönchengladbach Dunja Hayali erhält Benediktpreis

Mönchengladbach · Die Journalistin wurde für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus und für ihren Diskurs im Netz mit Pöblern und Hetzern ausgezeichnet.

 Preisträgerin Dunja Hayali mit (v.l.) Professor Ulrich Kania (Vorsitzender des Kuratoriums), Journalist Hans Leyendecker (Laudator), Helmut Linnenbrink (Vorsitzender des Vorstandes) und Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners.

Preisträgerin Dunja Hayali mit (v.l.) Professor Ulrich Kania (Vorsitzender des Kuratoriums), Journalist Hans Leyendecker (Laudator), Helmut Linnenbrink (Vorsitzender des Vorstandes) und Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners.

Foto: Ilgner, Detlef

Dunja Hayali tat entsetzt. "Eine Fake-Unterschrift?", fragte die soeben Geehrte, als ein Fotograf sie bat, sie möge sich über das Goldene Buch der Stadt beugen und den Stift in die Hand nehmen. Die Begebenheit unmittelbar nach der Verleihung des Benediktpreises an die Journalistin und Moderatorin des ZDF-Morgenmagazins und kurz vor der echten Unterschrift im Buch der Stadt trug am Freitagabend zur Belustigung der vielen Gäste im Haus Erholung bei.

Aber sie hatte auch einen ernsten Kern. Zeigen, berichten, was nicht hundert Prozent echt ist? Wo doch "Fake-News" der Vorwurf derjenigen gegenüber Journalisten und Medien ist, die es selbst mit der Wahrheit nur dann genau nehmen, wenn sie ihnen selbst dient? Die lieber pöbeln im Netz, Hass schüren, hetzen?

 Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert mit Gattin Sabine Ehlert und Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf.

Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert mit Gattin Sabine Ehlert und Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf.

Foto: Andreas Gruhn

Dunja Hayali (43), die in Datteln geborene Tochter irakischer Einwanderer, kennt das wie kaum eine andere in der Öffentlichkeit stehende Person in Deutschland. Sie engagiert sich seit mehr als einem Jahrzehnt für den Verein "Gesicht zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland" und besucht Schulen, um sich dort gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Diskriminierung einzusetzen.

In den sozialen Netzwerken werden ihre Tweets und Statements besonders oft zur Zielscheibe von rechtsextremen Pöbeleien, rassistischen Beleidigungen und offenen Drohungen. Aber sie schaut dann nicht weg, sie ignoriert dies nicht, sondern beginnt den Diskurs. Sie antwortet, argumentiert, ist sachlich, und sie demaskiert auf diese Weise die grundlose Wut — oft mehrere Stunden am Tag.

 NRW-Landtagspräsident André Kuper und Vize-Präsidentin Carina Gödecke.

NRW-Landtagspräsident André Kuper und Vize-Präsidentin Carina Gödecke.

Foto: Andreas Gruhn

"Mit etlichen Gegnern von Frau Hayali hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie gern pöbeln, dass sie immer gleich wütend sind, dass sie hassen, dass sie hetzen", sagte der renommierte Journalist Hans Leyendecker in seiner Laudatio. Vulgär, fremdenfeindlich, sexistisch, roh, grob zu sein, sei für manchen Zeitgenossen offenbar zu einer Art Mission geworden. "Dunja Hayali ist eine mutige Frau. Sie traut sich was. Sie beweist immer wieder aufs Neue Zivilcourage und macht anderen Mut."

In ihr bündelten sich die Tugenden Fairness, Respekt, Hartnäckigkeit und Kampf gegen Ungerechtigkeiten. "So eine Frau braucht das verstörte Land." Deutschland brauche keine Wutbürger, sondern Mutbürger. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners würdigte Hayalis Engagement, sie sei eine Frau mit Haltung statt Attitüde: "Die klare Positionierung gegen Hass und Häme im Netz ist unsere Chance. Diese unerschrockene Haltung, etwas dagegen zu setzen, ist Beispiel für Viele."

 Die Plakette.

Die Plakette.

Foto: Andreas Gruhn

Helmut Linnenbrink, Vorsitzender des Vereins "Benediktpreis für Mönchengladbach", bekannte: "An gemeinsame Werte zu erinnern, aufzufordern, wertorientiert zu handeln und dafür einzustehen ist der Auftrag an uns alle. Es geht um Toleranz, Respekt für und Akzeptanz von ethnischen Minderheiten und den Mut, zu seiner Überzeugung zu stehen. Aspekte also, die bei der Wahl unserer heutigen Preisträgerin entscheidende Faktoren waren."

Warum sie eigentlich auf Hass zu antworte und sich gegen Extremismus engagiere, das werde sie oft gefragt, so Hayali in ihrer Dankesrede. "Und ich sage dann: Warum denn nicht? Ich mache es gerne, man fühlt sich besser." Ob sie als Journalistin Haltung zeigen dürfe? "Ja warum denn nicht?" Und sie wählte einen Begriff, der von rechts derzeit gerne überstrapaziert wird: "Das ist unser Land, unsere Heimat. Wenn ich für Pluralismus eintrete, wer will mir denn daraus einen Strick drehen?" Auch wenn es viele versuchten.

Für Journalisten liege eine "Menge Holz auf dem Boden, dass wir aufheben und schnitzen müssen", sagte Hayali, die im Anschluss direkt ins Stadion zum Spiel ihrer Borussia fuhr. Sie selbst fing damit gleich an und bat die anwesenden Journalisten: "Berichten Sie, aber streichen Sie das Wort wohlwollend.

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