Mönchengladbach Durch Gebete Ruhe finden

Mönchengladbach · Der Apotheker Thomas Dadder hat die heilsamen Folgen des christlichen Ruhegebets erlebt und führt in die Meditationstechnik ein.

"Wir überfordern uns dauernd", sagt Thomas Dadder. "Deshalb werden so viele Psychopharmaka verschrieben." Dadder muss es wissen: Er ist Apotheker und sieht, wie viele Medikamente für die Seele die Menschen brauchen. Für sich selbst hat er eine andere Antwort auf die Herausforderungen der Zeit und die Sehnsucht nach Frieden gefunden: eine frühchristliche Meditationstechnik, das Ruhegebet, wie es der Wüstenvater und Klostergründer Johannes Cassianus im 5. Jahrhundert lehrte.

Das Ruhegebet ist zwar über Benedikt von Nursia in die christliche Klostertradition vermittelt worden und in der orthodoxen Kirche als Herzensgebet in etwas veränderter Form bekannt, aber in West- und Mitteleuropa lange Zeit in Vergessenheit geraten.

Es beruht auf einfachen Gebetsworten. Zwanzig bis dreißig dieser Gebetsformeln, die schon die Einsiedlermönche in der ägyptischen Wüste vor rund 1700 Jahren verwendeten, sind überliefert. Eins davon, das ihn emotional anspricht, wählt der Betende aus und wiederholt es während des zwanzigminütigen Ruhegebets immer wieder. "Das Gebetswort ist wie ein Senkblei in die Tiefe der Seele", sagt Dadder. "Man muss nichts tun. Man lässt die Gedanken kommen, lässt sie wieder los und kehrt zum Gebetswort zurück."

Das Problem für den modernen Menschen liegt im Nichtstun. "Die Leute wollen immer zu viel tun", weiß der Ruhegebetslehrer. Nicht einmal die Atmung müsse an das Gebetswort angepasst werden - im Unterschied zu buddhistischen Meditationstechniken oder dem orthodoxen Herzensgebet. "Ich habe erlebt, dass darin Kraft steckt, die dort heilt, wo man Heilung am nötigsten braucht", sagt Dadder.

Der Pharmazeut ist eher zufällig auf das Ruhegebet gestoßen. Er hatte ein Buch des Theologen und Psychologen Peter Dyckhoff in die Hände bekommen, in den Ferien gelesen und das Gespräch mit dem Autor gesucht. Dyckhoff gehört zu denjenigen, die die von Cassian beschriebene Gebetstechnik in Deutschland bekannt gemacht haben. Er hat selbst mit Hilfe des Ruhegebets aus dem Teufelskreis von Leistungsdruck, Alkohol und Tabletten herausgefunden. Thomas Dadder begann nach dem Gespräch mit Dyckhoff vor mehr als zehn Jahren das Ruhegebet zu praktizieren und stellte fest - es wirkte. "Es war ein Aufbrechen fundamentaler Gefühle. Ich bekam Zugang zu meinen Emotionen."

Für das Ruhegebet benötigt der Meditierende zwei Mal 20 Minuten am Tag, mit einer kurzen Vorbereitung und einem langsamen Wiederauftauchen ergibt das eine Stunde am Tag. Eine Stunde, die nach Dadders Erfahrung den Blick auf die Welt verändert. "Man erkennt die eigenen Kräfte und kann sie einsetzen", erklärt er.

Thomas Dadder bietet in Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte in Rheydt Kurse zum Ruhegebet an. Der nächste findet jeweils montags statt und beginnt am 4. April 2016 um 19.30 Uhr im Haus Emmaus. Weitere Informationen im Programm der Familienbildungsstätte: www.fbs-mg.de.

(arie)
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