Mensch Gladbach Eigentlich geht's doch immer nur um das eine...

Mönchengladbach · Autofahrer, Radler und Fußgänger sehen sich zu oft als natürliche Feinde. Ähnlich distanziert ist das Verhältnis zwischen Abfallbehältern und all jenen, die ihren Müll lieber einfach fallenlassen. Ach ja, und wir fliegen gerne - möglichst nah von unserem Zuhause aus. Aber Fluglärm, den wollen wir bitteschön nicht. Dabei könnte alles so einfach sein. Ein Plädoyer für das große Ganze.

Neulich auf der Bismarckstraße. Ein mutiger Radfahrer rollt Richtung Süden, nicht ganz so schnell wie der Autoverkehr. Ein Fahrer hat es besonders eilig, schneidet den Radler, hupt. Zwei Tage später auf der Hindenburgstraße. Ein Radfahrer rollt durch die Fußgängerzone, mit hoher Geschwindigkeit, Fußgänger werden gnadenlos weggeklingelt. Im Straßenverkehr scheinen oft natürliche Feinde aufeinanderzutreffen. Und nicht nur da. Zu viele Menschen scheinen an einer Abfallbehälter-Allergie zu leiden. Sie wollen zwar ihren Müll loswerden, halten aber zu den dafür vorgesehenen Gefäßen eine grundsätzliche Distanz. So viele Mülldetektive kann die Stadttochter Mags gar nicht verpflichten.

Ein französischer Lustspieldichter namens Eugène Labiche hat es mit einem Satz auf den Punkt gebracht: Ein Egoist ist ein Mensch, der nicht an mich denkt. Wie schön wäre es, wenn alle an mich dächten - und ich dächte im Gegenzug an alle. Versprochen. Und irgendwann hätte jeder das Wohl von jedem im Blick, auch von sich selbst.

Mülldetektive bräuchte es nicht. Und es wäre eine gute Basis für das, was ansteht in Mönchengladbach. Sie haben es bestimmt schon gehört: Die Stadt ist im Aufschwung, sie soll und wird wachsen. An Einwohnern, an Wohnungen, an Gewerbeansiedlungen, in der Folge auch an Verkehr. Für vieles von all dem haben vor einigen Jahren Bürger dieser Stadt, die eben nicht nur an sich selbst denken, einen Masterplan erstellt. Ein Großteil davon läuft bereits. Der Masterplan befasst sich auch sehr klug mit dem Verkehr. Die Förderung des Rad- und Fußverkehrs, von Bussen und Bahnen, so steht dort, sei der Schlüssel zu gesundem Lebensstil und einer attraktiven, menschenfreundlichen Umwelt. Vorgeschlagen werden Ringstraßen für Autos, ein starkes Radwegenetz und Hauptradrouten auf früheren Zugstrecken.

Das Problem bei der Umsetzung: Autofahrer verstehen wenig Spaß, wenn ihnen Teile des gewohnten Raums genommen werden. Was für andere Verkehrsteilnehmer genauso gilt. Und Anwohner von auserwählten Ringrouten gehen auch gerne mal auf die Barrikaden. Alles verständlich aus der Perspektive des Einzelnen. Aber wie wäre es mal mit einem Blick auf das große Ganze?

Der Radschnellweg von Mönchengladbach nach Krefeld - großteils über frühere Bahnstrecken - soll jetzt kommen. Auch sonst soll das Netz für Radler ausgebaut werden. Das kostet Geld und Raum. Doch das Projekt wird die Straßen immens entlasten, weil mehr Menschen aufs Rad statt ins Auto steigen. Wer wirklich aufs Auto angewiesen ist, kommt besser durch.

Kommen wir zum Lärm. Mönchengladbacher CDU-Politiker wollen nicht, dass auf dem Düsseldorfer Airport mehr Flugzeuge starten und landen, weil es hier viele Bürger gibt, die den Fluglärm kritisieren. Es gibt aber auch viele, die sehr gerne heimatnah in den Urlaub abfliegen. Und: Der Flughafen ist ein wichtiger Standortfaktor - auch für Gladbach, wie OB Reiners auf seiner baldigen Reise nach China von potenziellen Ansiedlungswilligen hören wird. Jeder hat recht - aus seiner Warte. Der Blick auf das große Ganze ermöglicht sinnvolle Kompromisse.

Oder wie Niersia Barbara es formuliert: Die Zukunft glitzert!

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