Mönchengladbach Ein Ausrufezeichen für den Stummfilm

Mönchengladbach · Sie haben sich bei Chips und Popcorn den Film angeschaut und sich ans Proben begeben. Das Sinfonieorchester Opus 125 probt derzeit unter der Leitung von Michael Mengen die Musik zum Klassiker "Nosferatu". Ein Besuch.

 Im Hintergrund läuft der Stummfilm, hochkonzentriert proben die Musiker unter der Leitung von Michael Mengen.

Im Hintergrund läuft der Stummfilm, hochkonzentriert proben die Musiker unter der Leitung von Michael Mengen.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Die heiße Phase hat begonnen: Mehr als zwei Dutzend Musiker verbringen ihren Samstag in der Aula des Clara-Schumann-Gymnasiums in Viersen und proben, proben, proben. Eine tolle Musik ist es, die sie spielen, löst sie doch beim Zuhörer Bilder über Bilder aus. Die Musiker, das sind im "normalen Leben" Lehrer, Ärzte, Profimusiker, auch eine Jurastudentin und ein Sportstudent, beide mit hoher musikalischer Begabung, sind dabei.

Unter der Leitung von Michael Mengen hat sich das Sinfonieorchester Opus 125 mit Musikern im Alter von 19 bis 60 Jahren aus Mönchengladbach und Viersen einem außergewöhnlichen Projekt verschrieben.

Sie werden am 4. Februar die Filmmusik zu dem Stummfilm "Nosferatu" aufführen - und den Film zeigen, natürlich. Sie wählten dazu das "Kunstwerk" in Wickrath aus - eine alte Gerberei, die den besonderen Rahmen für ein besonderes Konzert bietet.

Was für ein charmanter Anachronismus! Die Zeit der Stummfilme, Nosferatu, der Gruselfilm der 1920er Jahre, der Expressionismus und ein heutiges Sinfonieorchester - da kommt einiges zusammen.

Nosferatu geht auf den Roman Dracula zurück und verspricht Horror - versprach, müsste man vielleicht sagen, denn verglichen mit den Horrorfilmen der heutigen Zeit kann man bei Nosferatu vermutlich relativ entspannt sitzen bleiben. Neben dem Horror hat der Film auch eine erotische Komponente im Gepäck.

Nosferatu ist ein Beispiel für den expressionistischen Film, der mit gemalten Kulissen, verzerrten Perspektiven und in Großaufnahme festgehaltenen dramatisch übertriebenen Gestiken arbeitet. Regie führte Friedrich Wilhelm Murnau. Die Musik, die nicht nur im Stummfilm eine wesentliche Rolle spielte (stellen Sie doch beim nächsten Tatort einfach mal den Ton ab und Sie werden es merken!) schrieb Hans Erdmann. Sie galt lange Zeit als verloren und musste rekonstruiert werden.

Diesem sehr besonderen Projekt also widmet sich das Sinfonieorchester Opus 125, das immer wieder besondere Konzerte gibt: So standen bereits ein Walzerkonzert und ein Opernball auf dem Programm. Man wolle in der Fülle von Konzertangeboten eine andere, eine besondere Position einnehmen, erklärt der Leiter Michael Mengen. Ein "Ausrufezeichen" wollten sie setzen, fügt Dorothee Vollmer hinzu. So ist Opus 125 immer auf der Suche nach Neuem und Originellem. Nachdem Mengen seinem Orchester die Idee zu dem Kinokonzert vorgestellt hatte, zeigten sich die Musiker hellauf begeistert, haben sich bei Chips und Popcorn den Film angeschaut und sich ans Proben begeben.

Die heiße Probenphase ist nicht nur heiß, weil der Konzerttermin immer näher rückt. Nachdem die Musik sitzt, muss sie - und das ist der heißeste Teil, der jetzt beginnt - punktgenau auf die einzelnen Filmszenen abgestimmt werden. Was für eine Herausforderung! Das Ergebnis sollte man sich am 4. Februar 2017 im Wickrather Kunstwerk nicht entgehen lassen.

(RP)
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