Mönchengladbach Ein Fisch und zwei ungewöhnliche Freunde

Mönchengladbach · Schriftsteller und Übersetzer Stefan Moster las vor rund 70 Zuhörern im Geneickener Bahnhof aus seinem Buch "Die Frau des Botschafters". Es ging um Dramen, die sich in den Menschen abspielen.

 Gut gelaunt: Stefan Moster stellte seinen im August 2013 erschienenen Roman "Die Frau des Botschafters" vor.

Gut gelaunt: Stefan Moster stellte seinen im August 2013 erschienenen Roman "Die Frau des Botschafters" vor.

Foto: Ilgner

Als Übersetzer aus dem Finnischen hat sich Stefan Moster in den letzten 20 Jahren einen Namen gemacht. Mittlerweile 95 Bücher und Theaterstücke hat der gebürtige Mainzer ins Deutsche übertragen. Besonders in diesem Jahr ist die Nachfrage enorm: Finnland ist im Oktober Gastgeberland der weltgrößten Buchmesse in Frankfurt. Allein 100 deutsche Übersetzungen und Neuerscheinungen sollen dabei auf den deutschen Buchmarkt gebracht werden.

Doch Moster ist nicht nur ein gefragter Übersetzer. Der 49-Jährige, der seit über zehn Jahren in Espoo nahe der finnischen Hauptstadt Helsinki lebt, ist Schriftsteller und Autor von bisher drei Büchern. Jetzt stellte der 49-Jährige im Geneickener Bahnhof im Rahmen der Lese-Reihe des 15. Literarischen Sommer seinen aktuellen, im August letzten Jahres erschienenen Roman "Die Frau des Botschafters" vor. Anhand einzelner, kurzer Passagen bekamen die rund 70 Zuhörer innerhalb eines 45-minütigen Vortrags einen stimmungsvollen Eindruck von einer Reise-Geschichte, die mit einem Fisch anfängt und von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einer Botschafterfrau und einem Fischer erzählt.

Ausgangsschauplatz der Handlung, die sich laut Moster um "substanzielle Themen wie Gebrauchtwerden und Am-Leben-Teilhaben" dreht, ist - wie es der Zufall will - die deutsche Botschaft in Helsinki. Am dortigen Ostseesteg begegnen sich die beiden Hauptfiguren: Oda, die Frau des Botschafters, und Klaus, der Fischer. Beide begeben sich auf eine zwischen Helsinki und dem Rheintal, über 2000 Kilometer lange Abenteuerreise.

Denn Odas "fixe Idee" ist es, ihrem behinderten Kind vor der drohenden Blindheit das faszinierende Licht des nordischen Winters auf dem Eis zu zeigen. So erhält die Reise ihren besonderen Reiz: Oda ermöglicht es Klaus, der als Kriegskind die Schatten der deutsch-finnischen Vergangenheit mit sich herumträgt, Deutschland zu sehen, und Klaus hilft Oda, das Kind nach Helsinki zu bringen.

Schon beim kurzen, stets gut betonten Vortrag wird Mosters Erzählstil deutlich - ihn interessieren die "Dramen, die sich in den Menschen abspielen". Eindringlich-einfühlsam wird die Lesung, als Moster Odas behinderten Sohn und dessen Leben in einem Pflegeheim beschreibt. Hier merken die Zuhörer, wie sehr der Autor von seinen Erfahrungen als Zivildienstleistender profitiert und in sein Schreiben einfließen lässt. So erinnert den Sohn die bloße Umarmung der Mutter "an die Bedeutung ihres Körpers". Am Ende gibt es viel Applaus für eine Lesung, die auch eine hörbar interessante Reise war.

Bei der nächsten Mönchengladbacher Lesung in der Reihe ist am Mittwoch, 20. August, Hans Croiset in der Zentralbibliothek an der Blücherstraße zu Gast. Er liest dort ab 19.30 Uhr aus seinem Buch "Maskenball Unter den Linden".

(jek)
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