Mönchengladbach Ein Garten - zehn Gesichter

Mönchengladbach · Für die Fotoausstellung "Face Garten - Der Garten im Menschen" porträtierte Anika Möltgen zehn Menschen, für die der Margarethengarten Teil ihres Lebens geworden war. Für viele leitete er eine Aufbruchstimmung in der Stadt ein.

Betritt man die neue Werkstatt-Garage neben dem Ladenlokal, blickt man in zehn Augenpaare. Viereinhalb Jahre lang war der Garten fester Bestandteil des Stadtbilds in Eicken, nun gibt es ihn nicht mehr.

Anika Möltgen, Studentin der Kulturpädagogik, absolvierte beim Verein Waldhaus 12 seit September ihr Praxissemester, das sie mit dieser berührenden Ausstellung abschließt. Damit möchte sie dem Garten, der liebevoll Maggie genannt wurde, nicht nur einen würdevollen Abschied bereiten, sondern vor allem auch nach der Ursache fragen, warum das Projekt auch scheiterte. Dafür lässt sie Vereinsmitglieder, Gründerinnen, Anwohner und Besucher des Gartens zu Wort kommen. Die Personen schauen den Besucher direkt an, durchdringend. Das kann auch unangenehm sein, aber genau das ist das Ziel: Alles darf und soll zur Sprache kommen: Unangenehmes und Kritik genau wie positive Erinnerungen und Ideen.

"Deshalb gehört zu jedem Foto auch ein Statement der porträtierten Person. Es ist genau so groß wie das Foto, denn es hat dieselbe Wichtigkeit", sagt sie. Julia, Mitbegründerin des Projektes, erinnert sich an die Anfänge: "In meinem Empfinden hat der Garten eine Aufbruchstimmung in der Stadt eingeleitet. Man hat gemerkt, dass die Stadt das ist, was man selbst draus macht." Der Garten als ein Freiraum zum gemeinschaftlichen Engagement und Entfalten eigener Ideen. Aber Julia gibt auch zu bedenken, dass ein Garten von allen für alle für einen ehrenamtlichen Verein letztendlich nicht umsetzbar war, da viele verschiedene Zielgruppen bedient werden mussten und die Ressourcen dafür nicht immer da waren. Um solch ein Projekt zu stemmen, ist also viel Unterstützung nötig, auch und gerade von Seiten der Stadt und Politik. Phil schlägt vor, hier mehr mit der Stadt zu kooperieren und Hilfe von Sozialarbeitern zu fordern.

Max erinnert sich gern an die vielen Veranstaltungen im Garten: "Es unterhielten, tanzten und lachten jene zusammen, die im Alltag aneinander vorbei liefen oder sogar einen Bogen umeinander machten. So schufen die Veranstaltungen einen Freiraum von einer sonst so rasch urteilenden Gesellschaft." Aber es gibt auch die Seite der Anwohner: Veronika fühlt sich im Stich gelassen von Politik und Ordnungsamt und beschreibt die Angst, die ihr die Gewaltbereitschaft und der Drogenhandel im Garten gemacht haben.

Aber wer sind diese Menschen, die sich gern im Garten aufhielten und denen viele aus dem Weg gehen? Anika lernte sie während ihres Praktikums kennen. Gerade auch ihnen durch ihr Projekt eine Stimme zu verleihen, war ihr wichtig.

Anne bedauert die Vorurteile, die ihr entgegengebracht werden: "Natürlich kommt es vor, dass irgendwer Scheiße baut, doch die, die sich im Garten gut benehmen, müssen darunter leiden, weil wir alle in eine Schublade gesteckt werden. Egal, wo wir hingehen, wir werden immer wieder verscheucht. Ich hätte nie gedacht, dass uns jemand fragt, was der Garten uns bedeutet. Er bedeutet uns sehr viel."

Aber Constanze hat auch Hoffnung: "Der Garten wird tolle Erinnerungen an strahlende Veranstaltungen hinterlassen, bei denen das Viertel zusammengekommen ist, und es werden nicht die letzten gewesen sein."

Die Ausstellung ist noch diese Woche während anderer Veranstaltungen zu sehen. Mehr Infos gibt es unter waldhaus12ev.de/termine

(af)
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