Mönchengladbach Ein großer Schritt zum Traumberuf

Mönchengladbach · Harin Kim absolvierte in der Ballettkompagnie des Theaters ein Schülerpraktikum. Die 16-Jährige bereitet sich auf ein Ballettabitur in Essen vor. Dafür kam sie allein von Korea nach Deutschland.

 Harin Kim im Ballettsaal des Theaters: Die 16-jährige Koreanerin hat soeben ihr Praktikum am Theater absolviert.

Harin Kim im Ballettsaal des Theaters: Die 16-jährige Koreanerin hat soeben ihr Praktikum am Theater absolviert.

Foto: Detlef Ilgner

Im Gespräch ist Harin Kim gelassen, beinahe zurückhaltend, doch in ihrem Innersten muss diese zarte junge Frau ein Energiebündel voller Mut und Entschlossenheit sein. Unerschrocken hat sie zwei Wochen lang mit den Profis in der Ballettkompagnie am Theater trainiert. Sie ließ sich von Ballettdirektor Robert North bei den Bewegungsabläufen korrigieren, beobachtete konzentriert, wenn der Meister seine Wunschvorstellungen vortanzte. Sie übte Sprünge, Drehungen, Schrittfolgen und beobachtete sich kritisch in der Spiegelwand.

"Ja, das Tanzen hier hat schon ein höheres Niveau als in meiner Schule, aber es ist nicht anstrengender. Man macht ja doch das Gleiche mit dem Körper, und eigentlich ist jedes Tanztraining kraftzehrend, aber es macht ja dabei auch viel Spaß", sagt Harin Kim mit der ihr eigenen Gelassenheit.

In der Ballettkompagnie ist sie mit Menschen vieler Nationen und Sprachen zusammen. Der gebürtige Amerikaner Robert North gibt seine präzisen Anweisungen auf Englisch. Für Harin Kim ist das alles kein Problem. Überhaupt dürfte das Erlernen fremder Sprachen die geringste Bürde auf ihrem zielsicheren Weg sein. Denn Harin Kim kam vor zwei Jahren nach Deutschland, da sie von der Möglichkeit erfahren hatte, am Gymnasium Essen-Werden ein Ballettabitur machen zu können. Um die Schule besuchen zu können, lernte sie Deutsch, bestand die Aufnahmeprüfung im Tanz und wurde nach einem Gespräch mit der Schulleitung angenommen. Zuvor hatte sie mit den Eltern unter anderem in den USA und in der Schweiz gelebt, wo sie erste Erfahrungen mit der deutschen Sprache machen konnte.

Nun aber ist sie allein in ein ihr völlig fremdes Land gekommen. Die Eltern in Korea hätten zwar anfangs etwas Sorge um sie gehabt, stünden aber hinter ihren Plänen, sagt Kim vollkommen unaufgeregt über ihren mutigen Schritt. Zum Praktikum pendelte sie täglich von Essen nach Rheydt mit der Bahn. In den zwei Wochen hat sie viel trainiert, sich Vorstellungen angesehen und auch Blicke in die Maske und Technik werfen können. "Es ist total schön hier. Alle sind sehr nett zu mir. Ich will Tänzerin werden, wusste aber bisher überhaupt nicht, wie es in einer Ballettkompagnie zugeht. Jetzt habe ich eine Vorstellung bekommen", fasst sie zusammen und versichert, dass die Erfahrungen ihren Wunsch von einer Karriere als Tänzerin vertieft haben.

In den Osterferien will sie nach Korea fliegen und die Familie besuchen. Sie ist sicher, dass sie dieser Besuch in der Heimat noch mehr motivieren wird. Entschieden betont sie: "Wenn ich zurück bin, mache ich noch mehr." Über Mönchengladbach kann die Schülerin nicht viel sagen. "Die Stadt habe ich gar nicht richtig gesehen. Ich war immer im Theater."

(anw)
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