Mönchengladbach Ein großes Stück Kunst von Ingo Wegerl

Mönchengladbach · Er hat sich der merkwürdig lächelnden Mona Lisa von Leonardo da Vinci auf seine Weise genähert. Er übertrug sie auf die große Leinwand und parzellierte sie. Am Wochenende zeigt der Künstler seine neue Ausstellung.

 Die Mona Lisa ganz groß: Am Freitag und am Wochenende ist die neue Präsentation von Ingo Wegerl "Leonardo da Vinci zu Besuch" zu sehen.

Die Mona Lisa ganz groß: Am Freitag und am Wochenende ist die neue Präsentation von Ingo Wegerl "Leonardo da Vinci zu Besuch" zu sehen.

Foto: Jörg Knappe

Dieses sonderbare Lächeln. Viel ist darüber gerätselt, geschrieben und gefachsimpelt worden. Warum Leonardo da Vinci die Mona Lisa so merkwürdig dreinblicken lässt, hat bis heute niemand wirklich geklärt. Der Künstler Ingo Wegerl hat sich der Dame auf seine Weise genähert. Er hat sie gemalt. Und sein Bild ist größer geraten als das Original im Pariser Louvre. Viel größer. Nachdem er das Gemälde fertiggestellt hatte - mit Tempera auf der Acryl-Untermalung, also ganz verhaftet in der Renaissance-Technik - hat er ein Raster über die Leinwand gelegt. Das besteht aus unterschiedlich breiten hellen Linien.

So gliederten die alten Meister ihre Leinwände oder Holztafeln, um Quadrat für Quadrat mit der Vorzeichnung und anschließend mit Farbe zu füllen. Indem Wegerl die Linien nachträglich aufsetzt, erinnert er einerseits an die alte Technik, macht aber seinerseits ein neues, modernes Stilmittel daraus. Und gibt dem Betrachter die Möglichkeit, eine Fläche nach der anderen zu erforschen - um am Ende das Ganze zu verstehen.

Das hat Tradition im Hause Ingo Wegerl und seiner Frau Margot von Contzen: Vor Weihnachten schmücken sie Haus und Hof und laden alle Kunstfreunde zum Wiedersehen ein - und zum Schauen, zum Plaudern, zum Lachen, zum Wohlfühlen. In diesem Jahr ist Leonardo da Vinci der Superstar unter den Gästen. Der hätte, würde er noch leben, mit Sicherheit seine helle Freude an den Bildern, die Ingo Wegerl in diesem Jahr präsentiert. Leonardos "Ginevra de' Benci" ist da, die "Anna selbdritt", auch - und das berühmte "Abendmahl". Der Kunstkenner entdeckt natürlich sofort den Leonardo in Wegerls Bildern - trotz aller Irritationen, Auslassungen und Überzeichnungen.

So sitzen am Abendmahltisch nicht etwa Jesus und die zwölf Apostel - bei Wegerl sind es 29 plus Jesus. Und weil sie so viele sind, purzeln sie links und rechts von dem wirbelnden Stoff, der den Tisch ersetzt, herunter. Und alle - auch Jesus - tragen Kronen. Die sehen aus, als habe eine Kindergartengruppe sie gebastelt. "Weil so furchtbar viele Aufgaben gelöst werden müssen in der Welt, habe ich die Anzahl der Apostel erhöht", sagt der Künstler. "Das ist so ähnlich wie in der aktuellen deutschen Politik - da müssen viele mit anpacken."

Ein Bild fällt heraus. "Der Sturm tobt" heißt es. Von weitem völlig abstrakt, offenbart es bei näherem Hinsehen strudelnde Linien und barocke anmutende Ornamente in feinsten Strukturen. In Erinnerung gerät Leonardos "Apokalyptischer Sturm". "Ich betrachte das Bild als Zeichnung, als Studie", sagt Ingo Wegerl. Sehr schöne Studie.

Morgen ist die Ausstellung von 15 bis 22 Uhr, am Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr zu besichtigen. Die Adresse: Rotdornweg 1 in Wickrath. Informationen und Wegbeschreibung: www.ingowegerl.de

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