Mönchengladbach Ein Jugendparlament formiert sich

Mönchengladbach · Eine Gruppe Pädagogen will Jugendlichen eine Stimme geben, ihr Interesse an Kommunalpolitik wecken und für mehr Partizipation sorgen. Doch die Idee des Jugendparlaments ist umstritten - auch bei den jungen Menschen selbst.

Jugendliche in Städten wie Oberhausen und Hagen haben es vorgemacht: Sie haben ein Jugendparlament gegründet, um aktiv an kommunalpolitischen Themen mitzuwirken und Einfluss nehmen zu können. Nach diesem Vorbild soll auch in Mönchengladbach ein Jugendparlament gegründet werden. Zumindest wenn es nach den Pädagogen Christoph Riedl, Marie Steves-Rombay und Klaus Gawlick geht. Sie wollen Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren eine Stimme geben - ohne parteipolitisch organisiert zu sein. Aus diesem Grund haben sie Jugendliche zu einem Gründungstisch in das Städtische Jugendclubhaus Westend eingeladen, um ihre Ideen vorzutragen.

"Wir möchten Jugendlichen die Möglichkeit geben, das Geschehen in Mönchengladbach aktiv mitzugestalten", sagt Marie Steves-Rombey, ehemalige Schulleiterin Gesamtschule Mülfort. Und Christoph Riedel, Lehrer an der Gesamtschule Stadtmitte, ergänzt: "Es wäre toll, wenn wir über ein Jugendparlament auch jene Jugendliche aktivieren, die aktiv etwas in der Stadt bewegen möchten, sich aber keiner Partei anschließen wollen." Die Rolle der Erwachsenen sei dabei klar geregelt: Sie sehen sich als Unterstützer.

Marcel Tinzmann von den Jusos Mönchengladbach findet die Idee eines Jugendparlaments gut: "Die Meinung der jungen Leute ist wichtig für die Stadt." Das sieht nicht jeder der anwesenden acht Jugendlichen so. Vor allem der Vorstand der Bezirksschülervertretung, Tarek Shukrallah, hat Vorbehalte gegenüber der Gründung eines Jugendparlaments. Der 20-Jährige fürchtet einerseits Kannibalisierungseffekte. Und andererseits, sagt er, sehe er die Notwenigkeit eines Jugendparlamentes nicht gegeben, da es mit Bezirksschülervertretung und Stadtjugendring Mönchengladbach bereits Organisationen gebe, um die Meinungen und Interessen der Jugendlichen in der Stadt vor Politik und Verwaltung zu vertreten. Sebastian Merkens, Vorsitzender des Stadtjugendrings, war anfangs skeptisch. Auch er fragte sich, wozu es noch eine weitere Jugendorganisation in der Stadt brauche. Letztlich ließ er sich jedoch von der Idee überzeugen, ein Jugendparlament zu gründen, das alle Jugendlichen in Mönchengladbach ansprechen solle - und nicht nur Schüler wie es die Bezirksschülervertretung macht oder Jugend-Verbände wie beim Stadtjugendring. "In den vergangenen zwei bis drei Jahren haben sich immer mehr Jugendliche vor Ort in den Stadtteilen engagiert", sagt Sebastian Merkens. Und Pädagoge Christoph Riedl betont: "Wir wollen für niemanden eine Konkurrenz sein, sondern die Arbeit zusätzlich unterstützen."

In der Politik wurde das Thema im Kommunalwahlkampf bereits diskutiert. Auch hier stieß die Idee bei vielen Verantwortlichen auf Ablehnung. Bei einer Diskussion mit Schülern des Stiftischen Humanistischen Gymnasiums hatte sich der neue Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners gegen ein Jugendparlament ausgesprochen: "Ich halte das nicht für den richtigen Weg." Auch Felix Heinrichs (SPD), Nicole Finger (FDP) hatten ablehnend reagiert, obwohl sie sich einig waren, dass Jugendliche mehr einbezogen werden müssen. Torben Schultz (Linke) hingegen fordert, dass ein Jugendparlament - wenn es käme - mehr sein müsste als ein Planspiel. Es sei frustrierend, wenn Bürger sich beteiligen wollten, "aber nicht wirklich mitbestimmen können."

Noch ist das Jugendparlament, wie es die Pädagogen planen, ein Experiment. Was daraus entsteht, bestimmen die teilnehmenden Jugendlichen. Ein zweites Treffen ist bereits in Planung. Am Sonntag, 29. Juni, soll ein Workshop im Städtischen Jugendclubhaus Westend, Alexianerstraße 6, stattfinden, bei dem Strukturen, Satzung und weitere Termine besprochen werden sollen. Vorgesehen ist auch, Politiker zu diesem Termin einzuladen.

(sibr)
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