Ein Kämmerer muss stark sein

Es gehört schon viel Chuzpe dazu, in einer finanziell so sensiblen Situation wie jetzt in Mönchengladbach einen erfahrenen Kämmerer auszutauschen. So verständlich die politische Strategie, wichtige Posten mit Leuten aus den eigenen Reihen zu besetzen, sein mag - es steht viel auf dem Spiel.

Denn die Dynamik, die deutlich in der Stadt zu spüren ist, ist noch zart und kann durch ungeschickte Schachzüge leicht gebremst werden. Die Aktion macht also nur Sinn, wenn die CDU einen Kandidaten (oder eine Kandidatin?) hat, der nicht nur viel Erfahrung mit kommunalen Finanzen mitbringt, sondern auch ein dickes Fell hat, wenn die Politik im nächsten Wahlkampf allzu teure Geschenke verteilen will. Eine solide Finanzsituation ist die einzige Basis für echten Gestaltungsspielraum. Wer mit MG+ nicht nur ein wohlklingendes Markenzeichen meint, sondern ein sinnvolles Wachstum mit konkretem Handeln unterfüttern will, braucht diesen Spielraum. Steigende Zinsen, der Verlust eines guten Gewerbesteuerzahlers, eine globale Finanzkrise - es gibt viele Risiken, die den fragilen Haushaltsplan ins Wanken bringen können. Gut kommt dann durch, wer nicht zuvor geprasst hat.

Die Politik legt meist die Vernunft ab, wenn der Wahltermin näherrückt. Ein Kämmerer muss deshalb stark sein. Man darf gespannt sein.

denisa.richters@rheinische-post.de

(dr)
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