Denkanstoss Ein kleines Lied

Mönchengladbach · Nur noch wenige Tage - dann enden auch in unserem Bundesland die Sommerferien. Die Erfahrung sagt uns, dass wir recht bald wieder vom Rhythmus des Alltags ergriffen werden, dass der Taktschlag des Lebens schneller und hektischer wird; und damit kehren auch die kleinen und großen Sorgen und Nöte zurück. Dabei möchten wir die Unbeschwertheit der vergangenen Wochen bewahren, würden wir gerne weiterhin die Leichtigkeit und Lässigkeit des Seins leben.

Doch liegen eigentlich seit Adam und Evas Zeiten zwischen einem solchen Wunsch und der Wirklichkeit Welten, übrigens auch während der Ferien! Denn das Unheil macht keinen Urlaub, immer bedrohen uns Unglück und Unfälle, Terror und Tod, das zeigen einmal mehr die traurigen und schrecklichen Ereignisse der letzten Tage. Gegen das Dunkle und Böse im Leben und in der Welt ist bis heute kein Kraut gewachsen! Aber schutz- und wehrlos sind wir immerhin nicht, der hiesige Kirchenpatron, der Heilige Franziskus, macht auf eine wichtige Gegenmaßnahme aufmerksam, wenn er uns in Erinnerung ruft: "Schon ein kleines Lied kann viel Dunkelheit erhellen."

Der Mann aus Assisi verweist auf die Musik, denn er weiß, dass für sie immer Herz über Kopf gilt. Wo wir Musik hören, werden unsere Gefühle berührt und geweckt, und schon eine kleine Melodie leise vor sich hingesummt, kann assoziativ unsere "Stimmung" verstärken oder verändern. Wir mögen mit den Ohren hören, doch noch mehr mit dem Herzen! Und daraus ergibt sich ein seltsames Paradox: Die Sprache der Musik wird deshalb überall auf der Welt verstanden, weil sie den Verstand nicht braucht. Daraus folgt eine weitere Besonderheit, mit Musik vermag noch dort kommuniziert zu werden, wo Worte schon längst ihren Dienst versagt haben; Töne lassen selbst das Unsagbare und Unaussprechliche anklingen, erklingen. Und ein Letztes muss angemerkt sein, die Lüge ist der Musik fremd, mit und in ihr kann nicht gelogen werden.

Vielleicht sind es diese Eigenschaften, die den schottischen Essayisten und Historiker Thomas Carlyle formulieren ließen: "Die Musik ist die Sprache der Engel." Eine schöne Vorstellung, dass wir bereits auf der Erde Anteil erhalten an himmlischer Kommunikation, auf alle Fälle bestätigt ein solches Wort die Kraft und Macht der Musik. So sollten wir Gott danken, dass er uns diese Gabe geschenkt hat; aber auch in Dankbarkeit jener gedenken, die durch ihre Inspiration und ihr Spiel uns das Tor zum Reich der Musik öffnen, damit wir, und sei es mit einem kleinen Lied, Licht in Herz und Welt summen und singen können.

DER AUTOR IST PFARRER VON ST. MARIEN UND VOM TROSTRAUM ST. JOSEF, GRABESKIRCHE.

(RP)
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