Mönchengladbach Ein Kriegsfotograf mischt sich ein

Mönchengladbach · Der Schriftsteller Willi Achten beschreibt das Schicksal von Franz Mathys. Der Kriegsfotograf zieht sich aus seinem Beruf zurück, weil er nicht mehr als Voyeur agieren, sondern endlich eingreifen will.

 Willi Achten hat soeben seinen vierten Roman vorgelegt. "Nichts bleibt" heißt er - in dem Krimi geht es um l den Kriegsfotografen Franz Mathys.

Willi Achten hat soeben seinen vierten Roman vorgelegt. "Nichts bleibt" heißt er - in dem Krimi geht es um l den Kriegsfotografen Franz Mathys.

Foto: Heike Lachmann

Franz Mathys hat den World Press Foto Award für ein Foto erhalten, mit dem er eine Steinigung in Somalia festgehalten hat. Die höchste Auszeichnung, die ein Kriegsfotograf bekommen kann. Er hat das Grauen in Srebrenitza und im Südsudan gesehen - und fotografiert. In Afghanistan hält er fest, wie eine Frau als Kanonenfutter missbraucht wird. "Dann bricht er zusammen", sagt Willi Achten. Er hat die Geschichte des Kriegsfotografen geschrieben. "Nichts bleibt" heißt das Buch, das soeben im Pendragon-Verlag erschienen ist. Franz Mathys gerät in eine furchtbare Krise. Er reflektiert sein Handeln und und entwickelt eine posttraumatische Belastungsstörung. Sein Gewissen quält ihn: Hätte ich statt zu fotografieren eingreifen müssen?

Der erfolgreiche Kriegsfotograf zieht sich zurück auf einen einsamen Hof im Wald. Dort lebt er mit seinem Vater und mit seinem Sohn. Er lernt Karen kennen und lieben. Das Glück scheint perfekt. Dann bricht der Sohn im zugefrorenen See ein und überlebt das nur knapp. Daraufhin holt seine Mutter ihn zu sich nach Genf. Mathys leidet massiv unter dem Verlust. Er ist nun mit seinem Vater allein auf dem Hof. Dann beobachtet er, wie zwei Männer einen Hund malträtieren. Da greift er ein und schlägt die Tierquäler nieder. Getrieben von seiner Wut will er nun endlich handeln. Gequälten Menschen hat er nicht geholfen, sie hat er fotografiert, für den Hund hat er sich eingesetzt. Er will ihn rächen und dringt in den Zirkel der Tierquäler ein. Mit schlimmen Folgen.

"Nichts bleibt" ist Willi Achtens vierter Roman. Daneben hat er Erzähl- und Lyrikbände veröffentlicht. Neben seiner Arbeit als Lehrer für Sonderpädagogik hat er nur begrenzt Zeit zu schreiben, sagt er. Auf 374 Seiten hat er die Geschichte vom Kriegsfotografen Franz Mathys aufgeschrieben. Sie liest sich gut, ist spannend bis zum Ende. Schön sind die intensiven Beschreibungen der Natur, beklemmend ist es, das Schicksal des Fotografen mitzuerleben, der zunehmend und zum Schluss total von seinem Rachewahn besetzt ist. Sein unbedingter Wunsch, die Männer, die den Hund quälten, zu strafen, verändert sein Leben radikal. Er verliert seinen Sohn, er verliert seine große Liebe, er verliert seinen Vater - er verliert letztlich alles.

Willi Achten sagt über sein neues Buch: Der Roman ist auch ein Versuch, Landschaftsräume als (vermeintliche) Refugien zu beschreiben. Neben dem Wald, Sehnsuchtslandschaft und Schattenreich zugleich, werden alpine Regionen geschildert. Vornehmlich die Hochgebirgslandschaft als Fluchtraum mit ganz eigenen Gesetzen, die ein hohes Maß an Anpassungsleistung verlangen. Das Buch ist deshalb nicht zuletzt auch ein "Bergroman".

Willi Achten, Nichts bleibt; Krimi; Pendragon Verlag, Bielefeld; ISBN 978-3-86532-568-6; Originalausgabe; 374 Seiten, 17 Euro

(RP)
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