Mönchengladbach Ein Lager voller Nächstenliebe

Mönchengladbach · Die Facebook-Gruppe "Mönchengladbacher helfen" sammelt gezielt Spenden, zurzeit vor allem Baby-Ausstattungen für Flüchtlinge.

Eine Sammelstelle voller Kleider: Das Spendenlager in Dorthausen ist das größte seiner Art in der gesamten Region und beliefert inzwischen auch die Städte im Umland.

Eine Sammelstelle voller Kleider: Das Spendenlager in Dorthausen ist das größte seiner Art in der gesamten Region und beliefert inzwischen auch die Städte im Umland.

Foto: Jörg Knappe

Oben packen zwei Helferinnen Beutel für die Weihnachtsfeiern der Obdachlosen im Treff am Kapellchen und im Bruno-Lelieveld-Haus: Tee oder Kaffee, Kekse, Zahnbürste, Zahnpasta und Duschgel kommen in die selbstgenähten Beutel, aber auch Mütze, Schal, Socken und ein Handtuch. Rund 200 dieser Geschenkbeutel werden an diesem Nachmittag fertiggemacht. Unten in einem großen Saal stapeln sich bereits die Kartons mit Spenden in langen Reihen, ordentlich sortiert und beschriftet: Kleidung für Männer, Frauen, Jungen, Mädchen und Babys, dazu Hygieneartikel oder Spielzeug. Es ist das größte Spendenlager in der Region.

Betrieben wird das Lager von der Facebook-Gruppe "Mönchengladbacher helfen", die rund 3500 Mitglieder hat. Etwa dreißig davon helfen nicht nur mit Spenden, sie bringen auch ihre Zeit ein, um zu sortieren, Anfragen zu bearbeiten, weiter zu verteilen. Eine dieser engagierten Ehrenamtlerinnen ist Gisela Hassels.

"Die Facebook-Gruppe wurde 2014 gegründet", erzählt sie. "Es ging und geht darum, direkte Hilfe zu leisten. Und zwar allen Bedürftigen." Die Gruppe unterstützt Flüchtlingsheime genauso wie Obdachlosentreffs, Frauenhäuser oder das Arbeitslosenzentrum. Der große Vorteil: Die Mitglieder der Gruppe suchen gezielt die Dinge, die benötigt werden.

"Wir rufen über die Facebook-Gruppe auf, und die Reaktion erfolgt immer sehr prompt", sagt Gisela Hassels. "Innerhalb von 24 Stunden haben wir meistens das, was gebraucht wird." Im Augenblick sammeln die Helfer aber vor allem Kinderjacken und Erstlingsausstattung für Babys. Letzteres ist in den meisten Fällen für Flüchtlinge gedacht.

"Die Frauen bringen ihr Kind in einem Mönchengladbacher Krankenhaus zur Welt, aber sie haben ja nichts, manchmal noch nicht einmal eine Decke", erklärt Hassels. Also hat es sich die Gruppe zur Aufgabe gemacht, Baby-Ausstattungen zu besorgen. Was nicht als Spende reinkommt, wird auch schon mal selbst genäht. Über ein Mitglied der Gruppe gibt es Kontakt zu einem Nähclub, der die Beutel für die Obdachlosenhilfe, aber auch Babykleidung anfertigt. Liebevoll und mit viel Engagement.

Abnehmer für die gespendeten Artikel gibt es mehr als genug. Selbst Malteser oder Caritas wenden sich inzwischen an die ehrenamtlichen Helfer. Es werden auch Spenden weiter verteilt nach Solingen, Viersen oder Wegberg. Das meiste aber bleibt in der Stadt.

Simone Schüller, von Anfang an aktives Mitglied in der Gruppe, betreut vier Flüchtlingsheime und kümmert sich dort um die Kinder. Sie weiß, was vor Ort gebraucht wird. Aber sie lässt auch die Hilfsbedürftigen helfen. Jetzt will sie mit den Flüchtlingskindern Plätzchen für die Obdachlosen backen: Sie bringt den Teig mit, die Kinder stechen aus und verzieren die Plätzchen, die Mütter backen sie in ihren Öfen, und die Obdachlosen können sich letztlich über Weihnachtskekse freuen.

Bei dieser Art der Hilfe zeigt das soziale Netzwerk tatsächlich sein soziales Gesicht. Schnell, unbürokratisch und direkt kann die notwendige Unterstützung besorgt werden. Aber es geht nicht ohne Menschen, die tatkräftig zupacken. "Die Menge der ehrenamtlichen Helfer wird zu wenig gesehen", sagt Gisela Hassels. "Ohne Ehrenamtler ginge es gar nicht."

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(arie)
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